Lars Brakhage zum CDU-Wahldebakel: „Jetzt erst recht“

Kreis Lippe . Jetzt sind die Kreisvorsitzenden gefragt. Von ihnen will der CDU-Bundesvorstand erfahren, wo die Reise nach dem Wahldebakel hingehen soll und was die Mitglieder vor Ort nun erwarten. Dabei: Lippes CDU-Chef Lars Brakhage.

Welche Signale sendet die Basis zum CDU-Zustand?

BRAKHAGE: Sie will Aufbruch mitgestalten. Das betrifft Personen und Inhalte. Das ist anders und für uns in Teilen neu. Der Beteiligungsprozess muss kommen und ich hoffe, dass möglichst viele von uns teilnehmen. Grundsätzlich gibt es einen großen Zusammenhalt und ein &bdquo;Jetzt erst recht“-Gefühl.

Was erwarten Sie, wie werden Sie sich bei der Kreisvorsitzenden-Konferenz positionieren?

Ich erwarte harte und deutliche Diskussionen, inhaltlich gründlich und menschlich fair. Ich werde für eine stärkere Mitgliederbeteiligung bei aktuellen inhaltlichen als auch personellen Entscheidungen werben.

Zwei Christdemokraten vertreten Lippe im Bundestag. Ist die Partei hier mit einem blauen Auge davongekommen?

Na ja, die CDU hat das schlechteste Ergebnis geholt, das sie jemals bei einer Bundestagswahl hatte. Trotzdem haben wir zwei in Berlin. Wir haben Glück, dass die Liste wegen des Wahlsystems so weit zieht: die Linke ist im Parlament, obwohl sie nur 4,9 Prozent geholt hat. Der Bundestag war noch nie so groß. Es braucht eine Reform.

Mit einem Wahlkreis für ganz Lippe?

Der wäre mit 350.00 Menschen unverhältnismäßig groß. Und Christian Haase ist hier so präsent, dass man sieht, dass kommunalen Grenzen nicht zwingend notwendig sind.

Frau Vieregge hat es nach ihrem Coup 2017 diesmal über die Liste geschafft. Sie waren ja zuvor gegen sie angetreten – das Mandat hätten Sie persönlich sicherlich auch gern erreicht?

Das steht nicht mehr zur Diskussion. Ich hatte als Kreisvorsitzender das Angebot gemacht und keine Mehrheit gefunden. Das ist Demokratie. Ich wollte ja auch nie unbedingt hier weg, diesen Druck habe ich nicht. Sondern ich wollte wo hin. Ich bin privat und beruflich sehr zufrieden.

Auch in Ihrem politischen Ehrenamt? Persönlich nicht zum Kandidaten nominiert worden, den Wahlkreis Lippe I wieder abgegeben, das schlechteste Ergebnis aller Zeiten eingefahren, es gibt Austritte in den Schlänger und Augustdorfer Ratsfraktionen...

Jetzt dürfen Sie nicht alles durcheinanderwerfen. In Augustdorf gab es 57 Mitglieder, jetzt haben wir 93. Da sehe ich keine brutale Schwächung. Das waren individuelle Geschichten, über die ich öffentlich nichts sage. In der CDU Lippe ist das übrigens gar kein großes Thema. Das interessiert in, sagen wir Kalletal, keinen außer mir. Und von wegen schlechtestes Ergebnis: Das hat die SPD, nebenbei, auch eingefahren. Das ist kein CDU-Lippe-Phänomen und nur begrenzt vor Ort beeinflussbar.

Gleichwohl: Sind Sie als Kreisvorsitzender geschwächt?

Was heißt das? Niemand hat doch in der CDU Lippe Interesse daran, einen geschwächten Kreisvorsitzenden zu sehen. Ich mache ja Politik mit der Überzeugung, dass jeder ersetzbar ist, auch ich. Es wird bei 2000 Mitgliedern sicher jemand geben, der das so gut kann wie ich, der kann das gerne machen. Mein Großvater war Kassierer bei der SPD Lüdenhausen und ich wette, auf jeder Versammlung vor 40/50 Jahren ging es mehr zu Sache als heute. Wir streiten viel zu wenig. Wer seine Kandidatur anmeldet, dem wird sofort vorgeworfen, Streit anzufangen. Dabei macht er das Gegenteil: Er bietet sich an.

Haben Sie andere Karrierepläne? Viele, auch ich, hatten Sie für den Landtag auf dem Zettel.

Politik ist ein Teil meines Lebens, aber nicht mein Leben. Ich bin ja kein besserer Mensch, weil ich Kreisvorsitzender bin. Ich hätte am Bundestagsmandat große Freude gehabt, sage aber nun nicht, dann gehe ich eben in den Landtag oder werde Bürgermeister. Ich habe Freude an meinen Aufgaben hier. Wer lokalpolitisch aktiv ist, der muss da Bock drauf haben, und den habe ich.

Apropos Landtag: Beim Landtagswahlkreis Lippe II kommt nun Vlotho dazu.

Der Wahlkreis ist ja sehr groß, das ist aufgrund der Bevölkerungsentwicklung notwendig. Die Frage ist doch: Wie nah möchte ich an meinem Abgeordneten dran sein? Wir machen allen Bürgern das Angebot, sich an seinen Abgeordneten wenden zu können – egal, wie der Wahlkreis zugeschnitten ist.

Wer ist Ihr Favorit für den Parteivorsitz?

Wer am glaubhaftesten machen kann, das er Erneuerung moderieren und gestalten kann. Der die Frage beantwortet, wofür die CDU eigentlich steht. Ob der &bdquo;weiblicher und jünger“ ist, ist egal. Wichtig ist auf dem Platz!

Der nächste Wahlkampf steht schon bald bevor, Lust drauf?

Klar! Wir haben einen klaren Kompass. Nur, weil wir das zuletzt nicht deutlich gemacht haben, ist der ja nicht weg. Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt und machen von da aus Politik. Dafür werben wir.

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