Der Radverkehr braucht in Lippe Rückenwind

Kreis Lippe . Es muss schneller gehen: Der Opposition im Kreistag läuft der Ausbau des Radwegenetzes im Kreis Lippe zu langsam. Im Namen von CDU, FDP, Freien Wählern und Aufbruch C fordert Thomas Ahle ( CDU ) einen Extratopf mit einer halben Million Euro für mehr Radwege in den Kommunen. Zeitgleich bekommt NRW ein Fahrradgesetz.

10,2 Prozent der Lipper bewegen sich mit dem Rad fort

2017 hat der Kreis Lippe analysiert, wie sich die Lipper fortbewegen: Der Anteil des Fahrrads lag bei 10,2 Prozent unter den Verkehrsmitteln. Dass das Land den Radverkehr stärken will, begrüßt der Kreis. Besonders erfreulich sei, dass Verfahren vereinfacht werden sollen. Aber die Ziele seien sehr ambitioniert. Um einen Anteil von 25 Prozent Radverkehr zu erreichen, brauche es viel Geld, Personal und Zeit, &bdquo;vor allem aber die Bereitschaft vieler Verkehrsteilnehmer, auf das Rad umzusteigen“, antwortet der Kreis auf Nachfrage. Zur Finanzierung dieses Ziels lasse sich keine qualifizierte Aussage treffen. Realistisch sei aber durchaus eine Summe im dreistelligen Millionen-Bereich, um eine deutlich gesteigerte Fahrradmobilität zu erzielen. Die vom Land zur Verfügung gestellten Mittel reichten daher bei Weitem nicht aus.

Die Oppositionsparteien fangen kleiner an. &bdquo;Uns geht es nicht um den Radwegebau, der mit aufwendigem Grundstückserwerb und jahrelangen Planungen einher geht. Wir stellen uns Maßnahmen vor, die jetzt schnell und günstig zu haben sind“, betont Ahle gegenüber der LZ . Damit meint Ahle vor allem die optische Abtrennung von Radwegen durch Fahrbahnmarkierungen: &bdquo;Das ist doch einfach zu machen“, beharrt er. Ihm sei vollkommen klar, dass das durchaus auch Nachteile habe, beispielsweise für den Autoverkehr. &bdquo;Aber dann müssen die Autofahrer eben langsamer fahren, und an manchen Stellen kann nicht mehr geparkt werden.“ Die Eile sei vor allem deshalb geboten, weil gerade in der Pandemie der Trend zum Radfahren, vor allem mit elektrischer Unterstützung stark angestiegen sei.

Eigentlich rennt er bei der Verwaltung da offene Türen ein: &bdquo;Die Verwaltung möchte natürlich die Infrastruktur für Radfahrer zügig ausbauen. Für eine gelungene Verkehrswende führt nach unserer Meinung daran auch kein Weg vorbei“, sagt Dr. Ute Röder, die als Verwaltungsvorstand für den Bereich Mobilität zuständig ist. Dennoch gehe es eben nicht so schnell, wie man sich das wünsche: &bdquo;Zum einen müssen Regeln wie etwa die Fahrbahnbreite eingehalten werden. Zum anderen müssen wir hier ganz klar die Radfahrer mit ins Boot holen. Es nützt ja nichts, wenn die sich auf solchen abgetrennten Radfahrerstreifen nicht wohl fühlen, weil die Autofahrer doch darüber brettern.“

Pop-up-Radwege und grüne Wellen

Dass der Radverkehr gegenüber dem motorisierten Individualverkehr in Städten Vorrang haben müsse, ist auch eine ganz klare Forderung der Interessengemeinschaft von lippischen Umweltorganisationen wie Fridays for Future, BUND und Nabu , aber auch des ADFC Lippe. In einem gemeinsamen Antrag an den Kreis und die lippischen Kommunen, der in diesen Wochen in allen kommunalen Parlamenten beraten wird, fordern sie die Mobilitätswende und die Umsetzung konkreter Maßnahmen vor Ort, um den Ausbau eines sicheren, attraktiven und durchgängigen Rad- und Fußwegenetzes umgehend zu intensivieren. &bdquo;Für die schnelle Umsetzung sollen kreative Lösungen genutzt werden, um den Straßenraum umzugestalten, wie Pop- up-Radwege und grüne Wellen für den Radverkehr, Fahrradstraßen, Schutzstreifen und Tempo 30 in den Innenstädten“, heißt es in dem Antrag.

Auf die 500.000-Euro-Forderung angesprochen sagt ADFC-Mann Werner Kloppmann : Sinnvoll zugunsten des Radverkehrs auszugeben, wäre das Geld zweifelsohne. Ein Anhaltspunkt könne die Mängelliste des Kreises Lippe sein, in der die Knackpunkte im Radnetz einzelner Kommunen aufgelistet sind. &bdquo;Das könnte man natürlich nach Priorität abarbeiten“, sagt Werner Kloppmann .

Kritisch bliebe allerdings das Gefälle zwischen Kreis- und städtischen Straßen auf der einen und Landesstraßen auf der anderen Seite. Gerade der Landesbetrieb habe den Radverkehr über Jahrzehnte &bdquo;null mitgedacht“, wie Kloppmann moniert. Doch auch die allermeisten Kommunen in Lippe haben nach Meinung des ADFC noch viel Grundlagenarbeit zu leisten. Eine Idee, die Werner Kloppmann umtreibt: Seit kurzem teilen sich Kommunen einen Klimaschutzmanager – warum so eine Kooperation nicht auch bei Radverkehrsbeauftragten? &bdquo;Das sollte die Bürgermeisterrunde mal zum Thema machen“, meint Kloppmann.

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