Lippische Tierschützer fordern Katzen-Kastrationspflicht und Freilaufverbot

Kreis Lippe . Kläglich, mit letzter Kraft haben drei Kätzchen um Hilfe gerufen. Gisela und Georg Teichmann hören sie und holen sie aus dem Straßengraben. Unterkühlt, ausgehungert, ausgesetzt – so sind sie bei den ehrenamtlichen Tierschützern gelandet. Das Problem der Katzenflut setzt sich in der Fläche fort, weil die Tierheime längst an ihren Grenzen sind. Die Kastrationspflicht würde helfen, der Kreis Lippe ist bei dem Thema mittlerweile weiter.

Die ehrenamtlichen Tierschützer schlagen Alarm. Die Anzahl der Tiere, die immer wieder nachrücken, ist das Problem. Jede unkastrierte Katze verschärft es. Der Verein &bdquo;Unsere Hände für viele Pfoten" hat innerhalb weniger Wochen 13 Tiere versorgen müssen. Sieht man die Kitten im Körbchen kuscheln, ist das niedlich. Aber der Aufwand ist groß, wenn das Muttertier nicht da ist – die Pfleger sind der Ersatz, die Aufgabe läuft 24/7. Finanziell treibt es alle an ihre Grenzen. Der Verein hat bis Juli 19.000 Euro Kosten begleichen müssen. &bdquo;Die Tierärzte kommen uns entgegen, aber es summiert sich enorm", sagt die Vorsitzende Marianne Rautenberg.

Das Dilemma ist nicht mit Sonntagsreden zu lösen, der Verein fängt wildlebende Katzen ein und kastriert sie, damit die unkontrollierte Vermehrung gestoppt wird. Die Kitten, die die Teichmanns gerettet haben, seien aber ausgesetzt worden, da sind sich die Tierschützer sicher. Und damit hat sich jemand strafbar gemacht. &bdquo;Die kannten Menschen und haben sich ganz anders verhalten als Wildfänge", sagt Verena Rautenberg, die die fünf Wochen alten Kitten in einem Laufstall untergebracht hat.

Kennzeichnung per Mikrochip Dass einige lippische Kommunen bisher keine Kastrationspflicht haben, kann das Ehepaar Teichmann nicht nachvollziehen. &bdquo;Die Ordnungsämter brauchen eine Handhabe. Es ist im Sinne aller, schließlich steht der Tierschutz im Grundgesetz", sagt Georg Teichmann. Zumal es auch nicht einfach ist, die mühsam versorgten Katzen zu vermitteln. Die Teichmanns haben bereits eine Katze aus dem Tierschutz, es habe lange gedauert, bis sie Vertrauen aufgebaut hat. Jetzt einen der Findlinge aufzunehmen, sei ein Gedanke. &bdquo;Aber wenn man so etwas eingeht, dann muss man für alle Folgen auch die Verantwortung übernehmen – und es kann mit den beiden eben auch nicht klappen", sagt Gisela Teichmann.

Doch was würde nun helfen, die Katzenflut einzudämmen? Die Pflicht zur Registrierung aller Katzen per Mikrochip oder Tätowierung, zur Kastration und ein Freilaufverbot für nicht kastrierte Tiere wären aus Sicht der Tierschützer sinnvoll. Und die Vereine müssten finanziell gestärkt werden, wenn sie sich an der Aufgabe beteiligen, wildlebende Katzen zu kastrieren. Nach Informationen der LZ ist der Kreis Lippe bereits auf dem Weg, eine solche Verordnung rechtssicher auf den Weg zu bringen, in den Kommunen wird das Konzept in den Ausschüssen vorgestellt. &bdquo;Das hat nichts mit Gängelung zu tun, das ist Tierschutz und eine Notwendigkeit. Wenn es nicht so ein Katzenelend geben würde, bräuchten wir sie nicht", sagt Gisela Teichmann.

Marianne Rautenberg setzt sich nicht nur für die Katzenkastrationspflicht ein, sie geht noch einen Schritt weiter. Sie will, dass die Hobby-Zucht kontrolliert wird und hat Bundesminister Hubertus Heil (SPD) angeschrieben und die &bdquo;Ampel"-Partner gleich in Kopie gesetzt. Erst ab drei Würfen im Jahr habe das Finanzamt eine Handhabe, sich mit den Hintergründen zu befassen und gegebenenfalls das Veterinäramt zu informieren. Die Lagenserin möchte, dass das anders wird und wendet sich deshalb an das Ministerium. &bdquo;Das muss ab dem ersten Wurf als Zucht eingestuft werden. Nur so können wir der Vermehrung, die von vielen einfach als Zubrot gesehen wird, einen Riegel vorschieben."

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