Gauseköte-Streit: Gesunde Bäume oder kranker Wald?

Kreis Lippe. Ob auf der Gauseköte Windkraftanlagen gebaut werden dürfen, ist nun erst einmal Sache des Oberverwaltungsgerichtes in Münster. Westfalenwind hat Klage gegen die Ablehnung des Kreises Lippe eingereicht und rechnet damit, dass es mindestens ein Jahr dauert, bis es vor der eigens eingerichteten "Windkraft-Kammer" losgeht. Gleichwohl beschäftigt das Thema weiterhin die Leser. Volker Ammer aus Horn-Bad Meinberg sagt, Westfalenwind argumentiere wahrheitswidrig, wenn es erkläre, die Anlagen seien auf zerstören Waldflächen geplant. Westfalenwind widerspricht.

"Bei aller Empörung darüber", d ass die Ablehnung mit der Beeinträchtigung von militärischen Übungsflügen begründet worden sei, schreibt Ammer: "Nur sechs von dreizehn Standorten befinden sich auf Flächen, auf denen vor ein bis zwei Jahren die Bäume komplett entfernt wurden." Auch ohne Aufforstung wüchsen etwa wieder einzelne junge Lärchen, junge Buchen und kleine Gruppen von jungen Fichten. "Drei Anlagen sollen in schon vor vielen Jahren mit Fichten und Kiefern aufgeforstetem Gebieten errichtet werden. Gesunde, dicht stehende, fünf bis sieben Meter hohe Bäume müssten großflächig gefällt werden." Zwei Anlagen seien auf jahrzehntealten Waldwiesen geplant, die durch den Bau teilweise zerstört würden.

"Es braucht eine genaue Abwägung" Ammer berichtet, sich sowohl als Läufer als auch durch sein Engagement beim Open-Streetmap-Projekt gut auszukennen: "Durch diese Hobbys kenne ich zwischen Hermannsdenkmal und Altenbeken so gut wie jeden Weg und Pfad im Teutoburger Wald und im Eggegebirge." Er sei seit Jahren Mitglied im BUND und stellt klar: "Ich gehöre nicht zu denjenigen, die unsere Landschaft grundsätzlich als verschandelt ansehen, wenn dort Windräder stehen. Doch es braucht bei der Planung stets eine sehr genaue Abwägung, welche Umweltauswirkungen dies hat." Er habe das Sterben der Fichten bei Läufen und Wanderungen miterlebt, sei aber erschrocken darüber, dass die Windkraftanlagen "keineswegs auf devastierten Flächen" geplant seien.

An einem weiteren Standort seien bereits vor dem Absterben in Naturverjüngung unter den hohen Bäumen Fichten nachgewachsen - mit "dicht an dicht stehenden", etwa ein bis drei Meter hohen, gesunden Fichten. Ammer: "Die geplanten Standorte sind bis zu drei Kilometer von der nächsten Straße entfernt. Es sind im Wald elf Kilometer lange und jeweils fünf Meter breite Schotterpisten zur Erschließung geplant, auch abseits vorhandener Waldwege. Auch für diese Zufahrten müssten viele gesunde Bäume weichen." Alle Standorte seien entgegen den Aussagen von Waldeigentümer Stephan Prinz zur Lippe in der LZ auf der Homepage der Stadt Horn-Bad Meinberg zu finden.

Westfalenwind hätte die Stellungnahmen gern öffentlich diskutiert Westfalenwind-Geschäftsführer Jan Lackmann weist die Vorwürfe Ammers zurück: "Natürlich sind einige Standorte in sieben/acht Jahre alten Fichtenschonungen geplant, wo Kyrill vor Jahren zugeschlagen hatte. Aber der Landesbetrieb ,Wald und Holz' hat bei der Trägerbeteiligung alle Standorte im Rahmen der Waldumwandlung nach strengen Kriterienobjektiv als Kalamitätsflächen definiert." Wäre alter, wertvoller Wald betroffen, hätte es diese Genehmigung nicht gegeben. Natürlich kämen auf devastierten Flächen Pionierpflanzen wieder hoch. Es werde aber aus ökologischer Sicht Jahrzehnte dauern, bis dort wieder wertvoller Wald stehe, aus ökonomischer Sicht sicher mindestens 120 Jahre, "weil Buche und Eiche" gepflanzt werde. "Wald und Holz" hatte die Fläche noch nach den deutlich strengeren Kriterien der vorigen Landesregierung bewertet.

Alle Antworten auf Ammers Fragen und landschaftspflegerische Begleitpläne fänden sich in den zum Teil nicht veröffentlichten Unterlagen. Und genau diese Diskussion hätte er gern in einem öffentlichen Verfahren statt über Zeitungsartikel und Leserbriefe geführt, fügt Lackmann hinzu. "Wir haben immer auf eine Offenlage aller Stellungnahmen bestanden. Die hat der Kreis Lippe uns verwehrt." Westfalenwind habe schon zu Beginn der Diskussion auf den Dorfplätzen in Horn-Bad Meinberg, Schlangen und Berlebeck das Gespräch mit den Bürgern gesucht, die Pläne vorgestellt und einen ganzen Teil des nun gar nicht stattfindenden öffentlichen Diskurses vorweggenommen. "Da war der Kreis leider nicht vertreten. Auch nicht im Heimatdorf des Landrates."

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