Gericht hat genug: Führerscheinkönig bekommt weitere Haftstrafe

Detmold. Es war einfach zu viel. Die Beleidigungen während der laufenden Hauptverhandlung vor der Wirtschaftskammer, die diversen im Internet veröffentlichten Videos kurz vor seiner Festnahme, in denen Rolf H. (55) die Justiz auf groteske Weise verhöhnt und beschimpft hatte, seine immer wieder verbalisierte Geringschätzung. All das sind Gründe, weshalb die zweite kleine Strafkammer in der Berufungsverhandlung gegen den selbst ernannten Führerscheinkönig das vorangegangene Urteil des Amtsgerichts Detmold zwar vom Strafmaß her bestätigt, es aber nicht mehr wie ursprünglich zur Bewährung aussetzen will. Damit erwartet den bereits inhaftierten Angeklagten nun eine längere Haftstrafe.

"Die Kammer hat nicht den Eindruck erlangt, dass er künftig straffrei bleiben wird", sagt die stellvertretende Pressesprecherin Dr. Jessica Tonius nach der mehrstündigen Beweisaufnahme. Die Taten sieht das Gericht allesamt als erwiesen an. Deshalb wird H. letztendlich wegen sieben Beleidigungen, davon einmal in Tateinheit mit Bedrohung, einer Trunkenheitsfahrt und Subventionsbetrug mit Corona-Soforthilfen zu anderthalb Jahren Haft verurteilt. Das Urteil, sollte es rechtskräftig werden, kommt damit noch einmal auf die Strafe drauf, die H. eh aktuell verbüßen muss.

Führerscheinkönig ist kaum wiederzuerkennen Weil er Kunden, denen die Medizinisch Psychologische Untersuchung drohte, vielfach Führerscheine aus Großbritannien versprochen und abkassiert hatte, die er niemals hätte aushändigen können, war H. in einem langwierigen Mammutverfahren im November 2021 letztendlich zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Für die Beleidigungen, die er damals während des Prozesses in Richtung der Zeugen und Staatsanwaltschaft abfeuert hatte, musste er sich jetzt unter anderem wieder vor Gericht verantworten.

Während die Richterin am Amtsgericht seine Eskapaden in der vorangegangenen Verhandlung als Ausnahmezustand durch den enormen öffentlichen Druck des Hauptverfahrens wertete, interpretierte die Kammer um die Vorsitzende Richterin Katharina Schikowski das Verhalten des selbst ernannten Führerscheinkönigs eher anders. Der Angeklagte habe völlig unbeeindruckt weitere Straftaten begangen, obwohl er schon auf der Anklagebank gesessen habe. Das spreche in keinster Weise für ein straffreies Leben. "Die Kammer hat ihm deshalb keine gute Sozialprognose ausgestellt", erklärt Dr. Tonius.

Rolf H. selbst trägt vor Gericht ein rotkariertes Hemd und gibt sich zu Verhandlungsbeginn auffallend aufgeräumt. Seine Gesichtszüge wirken entspannt und fast friedlich, kein Vergleich zu dem Wüterich, der ihn vorrangig auf die Anklagebank gebracht hat. Auch nach Stunden der Verhandlung ändert sich das nicht, heißt es später vom Gericht. Selbst das Urteil habe er einfach ruhig zur Kenntnis genommen.

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