Eurobahn streicht Verbindungen in Lippe: Was Beteiligte zu möglichen Alternativen sagen

Kreis Lippe. Es war ein Schock nicht nur für Pendler, als die Eurobahn kürzlich mitteilte, diverse Verbindungen in OWL bis zum Sommer massiv einzukürzen . Und beim &bdquo;Leineweber“ (RE 82) wollte sie ab 8. April komplett auf die Bremse treten und alle Verbindungen streichen, nun bleiben sieben . Egal ob Politik, IHK oder Fahrgastverband: Es gab und gibt viel Protest.

Als &bdquo;absolut inakzeptabel und abschreckend für ÖPNV-Kunden“, beschreibt Dr. Rudolf Hüls, stellvertretender Bezirksvorsitzender des Fahrgastverbandes &bdquo;ProBahn“ OWL, die Situation. Fakt ist, die Eurobahn hat bestehende Verträge mit dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) - und die laufen noch bis Ende 2028. Erfüllt das Unternehmen diese nicht, muss es Strafe zahlen.

Busse als Alternative? Es fehle ein Zeichen, dass Nahverkehrs-Kunden für ihr gekauftes Ticket etwas bekommen, schreibt ein Leser der LZ. Er schlägt einen Schnellbus zwischen Detmold und Bielefeld-Sieker als Ersatz vor, wie es ihn 2019 bereits gegeben habe. Ebenso sollten die Züge, die fahren - insbesondere der &bdquo;Lipperländer“ (RB 73 zwischen Bielefeld und Lemgo) - mit zwei Waggons auf die Strecke gehen statt - wie üblich - mit einem, um genügend Fahrgästen Platz zu bieten.

&bdquo;Die ersatzlose Einstellung des RE 82 ab morgens 9 Uhr ist nicht hinnehmbar, erst recht nicht mit der vorgesehenen Zeitperspektive von fast einem Vierteljahr“, betont Rainer Engel, Vorsitzender von &bdquo;ProBahn“ OWL und Vize des Landesverbandes NRW. Er sieht durchaus Wege aus der Misere: Einen Expressbus von Oerlinghausen nach Bielefeld zum Beispiel. Außerdem zumindest eine Zugverbindung von Montag bis Freitag auch am Nachmittag. &bdquo;Notfalls muss dafür der verlängerte Wochenendverkehr um Mitternacht auf Bus umgestellt werden.“

Auch der Kreis Lippe kritisiert die massiven Einschnitte bei der Eurobahn. &bdquo;Das schadet der Mobilitätswende in Lippe massiv und wirkt wie ein Katalysator für den Vertrauensverlust in den Bahnverkehr“, stellt Landrat Dr. Axel Lehmann in einer Mitteilung fest. Er fordert vom NWL schnellstmöglich eine Lösung für die Fahrgäste, zumindest einen ordentlichen Schienenersatzverkehr (SEV). Hierbei biete der Kreis den NWL sogar Unterstützung an.

Detmold ist abgehängt Schließlich sei Detmold das Zentrum und der größte Wirtschaftsstandort Lippes, dazu Standort von Hochschulen mit internationaler Bedeutung und eines Regierungspräsidiums. Doch nun werde die Stadt wie keine andere in NRW von den Maßnahmen der Eurobahn getroffen: abgehängt vom nächsten ICE-Bahnhof sowie von ihrem Oberzentrum, unterstreicht Rainer Engel. &bdquo;Ohne ICE-Anschluss gilt der Kreis Lippe nicht mehr als erreichbar.“

Apropos Detmold: Die Stadt bemühe sich mit der Stadtverkehrsgesellschaft (SVD), die Verkehrswende voranzutreiben, doch das sehe sie nun gefährdet, erklärt Pressesprecher Thorsten Engelhardt. &bdquo;Die überörtliche Anbindung ist für den Öffentlichen Personennahverkehr in einer Ein- und Auspendlerstadt wie Detmold ein wesentlicher Faktor.“ Auch fürchte die Stadt um ihre Attraktivität als Tourismusziel, wenn Fernbahnhöfe nur mit längeren Fahrt- und Umsteigezeiten erreichbar sind. Deshalb haben Bürgermeister Frank Hilker und der Stadtrat Eurobahn und NWL aufgefordert, die Verträge einzuhalten.

Denn ob Busse die richtige Alternative sind, zweifelt die SVD an. Das Stimmungsbild zeige, dass bei Pendlern ein massiver Umstieg auf den PKW zu befürchten sei, einige Deutschlandtickets seien bereits gekündigt worden. Zudem hätten Zählungen gezeigt, &bdquo;dass Ersatzbusse häufig deutlich schlechter besetzt sind als Züge“. Überdies führe die Straßenführung nach Altenbeken oder Bielefeld - insbesondere durch die B66-Baustelle - zu längeren Fahrtzeiten der Busse.

Rainer Engel sieht die Politik in der Pflicht, denn &bdquo;ohne politischen Druck wird man uns sagen, es sei nichts machbar“. Genau das aber wolle der Fahrgastverband mit Eurobahn und NWL besprechen.

Personalmangel für Streichung verantwortlich? Dass die Eurobahn ihre Fahrpläne aufgrund des Personalmangels anpassen müsse, ließe sich zwar argumentieren, dann brauche es aber verlässliche Lösungen für die Fahrgäste, stellt Landrat Lehmann klar. Im Personalmangel sieht Rainer Engel hingegen lediglich eine notwendige Reduzierung des Angebots um etwa 10 Prozent, nicht um 30 Prozent in Lippe und 45 Prozent für Detmold.

NWL-Sprecherin Anne Zimmermann erklärt, dass &bdquo;insbesondere allgemeine Kostensteigerungen, Infrastrukturstörungen, die hohe Zahl an Baumaßnahmen und der anhaltende Personalmangel“ zur Überlastung des Personals und höheren Krankenständen führe - in der ganzen Branche.“

Dort, wo es keine Alternativen über andere Zug- oder Busverbindungen gebe, sei ein SEV eingerichtet worden, betont Marcel Tewes von der Eurobahn. &bdquo;Wie machen das alles nicht gern“, das Unternehmen wolle aber durch die geplanten Kürzungen kurzfristige Zugausfälle vermeiden.

Das sei auch dem NWL bei den Kürzungen wichtig gewesen. Für den &bdquo;Leineweber“ gibt es so mit der &bdquo;Ostwestfalen-Bahn“ (RB 72) eine Verbindung gen Paderborn und dem &bdquo;Lipperländer“ (RB 73) nach Bielefeld - samt SEV zwischen Lemgo und Oerlinghausen.

Bundesweit müsse der Schienenverkehr attraktiver und kundenfreundlicher gestaltet werden, Herausforderungen müssten &bdquo;dringend angegangen werden“- gleichzeitig fehlte an vielen Stellen aber das nötige Geld dafür.

So fährt der &bdquo;Leineweber“ ab 8. April

Der &bdquo;Leineweber“ (RE 82) wird – bis auf vier Ausnahmen – eingestellt. Auf der Strecke wird laut Eurobahn ein Grundangebot über die &bdquo;Ostwestfalen-Bahn“ (RB 72) und und den &bdquo;Lipperländer“ (RB 73) sichergestellt. Bei allen Verbindungen zwischen Detmold und Bielefeld ist ein Umstieg in Lage bzw. Herford erforderlich.

Folgende Verbindungen bleiben: Bielefeld – Horn-Bad Meinberg: Mo-Fr, Abfahrt 6:28 Uhr; Horn-Bad-Meinberg – Bielefeld: Mo-Fr, Abfahrten 6:27 und 7:31 Uhr; Detmold – Bielefeld: Mo-Sa, Abfahrt 7:40 Uhr; Mo-Fr und So, Abfahrt 8:40 Uhr.

Für zwei nächtliche Fahrten wird ein Ersatz mit Bus angeboten: Altenbeken – Detmold, Abfahrt 22:13 Uhr (täglich) sowie Lage – Detmold, Abfahrt 00:50 Uhr (Nächte Fr/Sa und Sa/So).

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