Nach Raub ein Pflegefall: Bad Salzuflerin (56) stirbt kurz vor Prozessauftakt

Detmold/ Bad Salzuflen. Kurz vor Prozessbeginn gerät der Anklagevorwurf ins Wanken: Ein unter Kokain und Alkoholeinfluss stehender Mann aus Bad Salzuflen (44) soll eine 56-Jährige im Oktober 2023 an einem frühen Sonntagmorgen aus dem Nichts brutal überfallen und dabei nach Angaben des Landgerichts so übel zugerichtet haben, dass die Salzuflerin zum Pflegefall wurde. Das allein klingt schon unfassbar, die Tragik des Falls erreicht aber erst jetzt einen traurigen Höhepunkt.

Eigentlich sollte der brutale Raubüberfall an der Osterstraße am Dienstag, 16. April, vor dem Landgericht Detmold verhandelt werden. Ob es dazu kommt, ist gerade noch unsicher. Denn kurz vor Prozessstart ist die Geschädigte verstorben, das bestätigt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth auf Anfrage. Nun muss sich klären, ob der Tod der Geschädigten möglicherweise mit der Tat zusammenhängen könnte und sich das auf den Anklagevorwurf auswirkt. &bdquo;Wenn es sich nun um eine Körperverletzung mit Todesfolge handeln würde, müsste sich die Kammer als Schwurgericht anders zusammensetzen“, erklärt der Landgerichtssprecher.

Kammer muss über Anklagevorwurf beraten Formal hieße das, drei statt zwei Einzelrichterinnen und -richter würden auf der Richterbank Platz nehmen und die Hauptverhandlung würde mit zwei Schöffen durchgeführt. Es sei nicht klar, ob sich das kurzfristig terminlich umsetzen lasse. Laut Dr. Wolfram Wormuth soll die nach dem Überfall mit dem Pflegegrad 3 eingestufte Frau wohl nach jetzigem Kenntnisstand im Bad gestürzt und dann verstorben sein. Die Kammer müsse nun beraten, ob ein Zusammenhang zu ihrem seit dem brutalen Überfall schlechten Zustand hergestellt werden könnte.

Ob die Staatsanwaltschaft Detmold nun unter Umständen ein Todesermittlungsverfahren einleitet, konnte Staatsanwalt Alexander Görlitz auf Anfrage noch nicht sagen. Die Information sei noch zu frisch, deshalb müsse das weitere Vorgehen zunächst geprüft werden. Aus Sicht der Ermittlungbehörde könnte der Prozess aber zunächst einmal wie geplant starten. &bdquo;Wenn es noch weitere Untersuchungen geben soll, kann dies auch während der Hauptverhandlung gemacht werden“, sagt Görlitz. Die hiesige Ermittlungsbehörde hatte den mutmaßlichen Überfall als schweren Raub angeklagt. Der beschuldigte 44-Jährige sitzt in U-Haft.

44-Jähriger soll Frau aus dem Nichts überfallen haben Damals am 15. Oktober hatten Polizisten auf Streife die schwer verletzte Frau gegen 7 Uhr auf der Straße entdeckt. Der mutmaßliche Täter konnte wenig später anhand &bdquo;verdächtiger Spuren“ bis zu seiner Wohnung verfolgt und festgenommen werden.

Die Staatsanwalt Detmold geht davon aus, dass der 44-Jährige die Fußgängerin zuvor völlig grundlos mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen hatte, um ihr die Handtasche zu entreißen. Die Polizei fand diese später auf der Straße - darin 25 Euro Bargeld, ein Wohnungsschlüssel und ein Handy. Der Angeklagte soll zuvor die um Hilfe rufende Frau während des Überfalls unvermittelt geküsst, ihr dann mit der Hand den Mund zugehalten und sie gewürgt haben.

Laut Landgericht soll die Geschädigte nach dem Überfall sichtbar mehrere Hämatome, einen Cut auf dem Nasenrücken und ein blutunterlaufenes Auge davongetragen haben sowie zum Pflegefall geworden sein. Nun ist die geschädigte Salzuflerin gestorben.

Der Angeklagte soll die Tatvorwürfe wohl trotz seines Drogen- und Alkoholrausches nicht von sich weisen, sagt dessen Verteidiger Johannes Salmen aus Lage. &bdquo;An der Täterschaft besteht keinen Zweifel.“

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