Detmolder Mediziner verliert Kampf gegen den Krebs: Trauer um Prof. Dr. Manfred Pilgramm

Kreis Lippe. Er hat sich selbst nichts geschenkt. Als er im Mai dieses Jahres aus heiterem Himmel die niederschmetternde Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekam, hat Prof. Dr. Manfred Pilgramm sich dem Kampf gestellt.

Der 68-Jährige weigerte sich, sich in sein Schicksal zu fügen. Und er entschied sich, offen mit der Krankheit umzugehen. Anfang August dieses Jahres gab er der LZ ein Interview , in dem er schonungslos berichtete, warum er sein Lebenswerk, das HNO-Zentrum Lippe, Knall auf Fall verlassen musste. &bdquo;Ich finde sie schrecklich, diese Spekulationen“, hatte er damals gesagt.

Kämpferisch bis zum Schluss Gleichzeitig mit dem Kampf gegen die zerstörerische Krankheit machte der zweifache Vater sich auch noch einmal auf zu einer inneren Reise, suchte sich psychologischen Beistand. Kraft gaben ihm überdies neben der eigenen Familie seine Freunde, von denen viele dem Rotary Club Detmold-Blomberg angehören. Auch sie trifft der Verlust hart: &bdquo;Vor acht Wochen ist er noch zu uns in den Club gekommen, und er war guten Mutes. Er wollte einfach allen Statistiken trotzen“, berichtet Rotary-Club-Präsident Stefan Karsch. &bdquo;Er war kämpferisch bis zum Schluss.“ Denn genau das habe ihn ausgezeichnet: &bdquo;Er hat keinen Kampf gescheut, ist keiner Diskussion aus dem Weg gegangen.“ Und gleichzeitig: &bdquo;Er war immer aktiv, immer hilfsbereit und ein leidenschaftlicher Rotarier mit einer extrem hohen Präsenz.“ Manfred Pilgramm sei sich für nichts zu fein gewesen, &bdquo;es hat ihm auch nichts ausgemacht, sich auf die Straße zu stellen und Geld zu sammeln, immer vorne mit dabei.“

Ihn wundere es nicht, dass der HNO-Facharzt, der nach eigenen Angaben allein in Lippe in 500.000 Münder, Nasen und Ohrenpaare geschaut hat, derart beliebt bei seinen Patienten gewesen sei. Und das war der in Bamberg aufgewachsene Mediziner in der Tat: Als die LZ über ihn und seine Erkrankung berichtete, war die Anteilnahme groß, und die Kommentare in den sozialen Medien hatten alle ein und dieselbe Stoßrichtung: &bdquo;Ein toller Arzt und ein guter Mensch“, unzählige Patienten erzählten, wie sehr er ihnen geholfen habe.

&bdquo;Manfred war wie ein Fels“ Übrigens auch zu ungewöhnlichen Zeiten: Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, auch am Wochenende erreichbar zu sein, wie einer seiner besten Freunde, Prof. Ernst Theves von der TH OWL, weiß: &bdquo;Den konnte man auch Sonntag nachts um 4 Uhr anrufen, und er hat sich gekümmert.“ Der Hochschulprofessor war über 20 Jahre mit Manfred Pilgramm befreundet, und er erinnert sich, wie sein halbwüchsiger Sohn mal gestürzt war: &bdquo;Er ist direkt zu Manfred gefahren und kam mit einem riesigen Kopfverband wieder nach Hause“, Theves muss schmunzeln bei der Erinnerung. &bdquo;Manfred war einfach wie ein Fels, ein hochintelligenter Mensch, sehr authentisch und wahnsinnig großzügig.“ Dass die Zielstrebigkeit seines Freundes durchaus mal anstrengend für die Beteiligten sein konnte, gehöre allerdings zur Wahrheit dazu. &bdquo;Wenn er von etwas überzeugt war, dann stand er dafür ein, komme, was da wolle.“

Leuchtturm der Wohnmedizin Und wenn es darum ging, von Lippe aus per Fahrrad gemeinsam mit zwei Freunden seinen Seelenort Norderney zu erreichen, dann hat er sich eben auch abgestrampelt. Genauso legte er sich ins Zeug, um 1993 nach der Schließung des lippischen Bundeswehrkrankenhauses eine eigene Praxis zu gründen und daraus später das HNO-Zentrum Lippe mit mittlerweile vier Standorten zu entwickeln. Das Bewusstsein, dass seine jungen Partner es in seinem Sinne weiterführen werden, half ihm, nach der Diagnose loszulassen.

Neues anzupacken, sich bisher unbekannte Wissensfelder zu erschließen, dieser Drang trieb ihn an: Hatte er sich zwischenzeitlich der Erforschung und Behandlung des Tinnitus verschrieben, machte er sich noch vor 14 Jahren in die Welt der Wohnmedizin auf , erst im November kehrte er der Lehre an der Technischen Hochschule OWL den Rücken. Auch in Forschung und Lehre erfuhr er große Wertschätzung, wie Prof. Klaus Fiedler, Ordinarius emeritus für Hygiene und Umweltmedizin der Friedrich Schiller Universität Jena, in seinem Nachruf schreibt: &bdquo;Er machte die Hochschule OWL zu einem Leuchtturm der Wohnmedizin. Wir verlieren mit Prof. Dr. Pilgramm einen wissensreichen Kollegen, der die Wohnmedizin im deutschsprachigen Raum durch seine engagierte, langjährige, außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit auf ein hohes Niveau gehoben hat. Wir werden diesen großartigen Wissenschaftler und warmherzigen Menschen sehr vermissen.“

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