Warum der Kreis Lippe das Notarzt-Management nun selbst in die Hand nimmt

Kreis Lippe. Sie retten unmittelbar Leben, genau dafür fahren Notärztinnen und Notärzte teils 24 Stunden am Stück Einsätze. Um für die Menschen in Lippe für den Fall der Fälle da zu sein, müssen tagsüber immer fünf von ihnen im Kreis greifbar sein, nachts sind es vier. Damit das Konstrukt weiter funktionieren kann, übernimmt der Kreis Lippe nun selbst die Organisation. Zuvor hatte das Klinikum Lippe sich um Personal und Dienstpläne gekümmert. Zuletzt lief das nicht mehr so rund.

Deshalb gründet der Kreis Lippe im April nun die &bdquo;Notarztmanagement gGmbh“, eine gemeinnützige Gesellschaft, die ab August 2025 ihre Arbeit aufnehmen soll. Konkret heißt das: Künftig soll eine Sachbearbeiterin oder ein Sachbearbeiter im Feuerwehrausbildungszentrum in Lemgo Dienstpläne schreiben, den Einsatz der Notärztinnen und Notärzte planen und dafür sorgen, dass genügend dafür ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner überhaupt verfügbar sind. Der Plan ist vom Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Arbeit kürzlich einstimmig abgesegnet worden.

Damit holt sich der Kreis Lippe eine bisher extern vergebene Kernaufgabe zurück, für die er eigenen Angaben nach eh gesetzlich immer selbst verantwortlich war. &bdquo;Wir müssen als Kreis Lippe dafür sorgen, dass die notärztliche Versorgung gewährleistet ist“, sagt Meinolf Haase, Fachbereichsleiter für Bevölkerungsschutz des Kreises Lippe. Das sei nie die Hauptaufgabe des Klinikums gewesen, das sein Personal natürlich auch in den eigenen Operationssälen brauche.

Die Zusammenarbeit sei zwar immer &bdquo;exzellent“ gewesen, sagt Haase, die vergangenen fünf Jahre habe das Krankenhaus die Disposition der Notärztinnen und Notärzte aber kaum noch stemmen können. Da spiele auch die eigene Personalnot eine Rolle. Haase: &bdquo;Das Klinikum musste immer öfter auf externe Notarzt-Börsen zurückgreifen.“ Teilweise habe die Qualität darunter gelitten. &bdquo;Wenn wir es selbst in der Hand haben, können wir die Qualifikation besser im Blick behalten“, meint Verwaltungsvorständin Sabine Beine. Daher habe man sich für diesen Weg entschieden.

Etwa 90 Notärztinnen und Notärzte fahren derzeit für Lippe Über eine App können sich Notärztinnen und Notärzte dann künftig direkt bei der neuen Gesellschaft anmelden und ihre Qualifikation hochladen. Das Notarztmanagement des Kreises Lippe kümmere sich dann um alles Weitere. Abgerechnet werde dann per Honorar-Rechnung.

Aktuell könne der Kreis auf einen Pool von knapp 90 Notärztinnen und Notärzten zurückgreifen. Etwa 60 Prozent davon seien am Klinikum Lippe tätig und weiterhin bereit, Notarzt-Schichten von Detmold, Lemgo oder Bad Salzuflen aus zu übernehmen. &bdquo;Viele machen das gerne, weil es eine herausfordernde Aufgabe ist, bei der man unmittelbar Leben rettet“, sagt Sabine Beine.

Daneben gebe es auch niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner, die abseits des eigenen Praxisalltags einmal die Woche als Notärztin oder -arzt arbeiten würden. &bdquo;Das muss natürlich alles entsprechend koordiniert werden“, sagt Meinolf Haase. Der Kreis Lippe sei daher auf mehr entsprechend ausgebildetes Personal angewiesen, um die Menschen im Kreisgebiet bestmöglich notärztlich versorgen zu können.

Langfristig wolle man daher mehr geeignete Ärztinnen und Ärzte für die Aufgabe gewinnen. Für den Einsatz von Notarztfahrten kalkuliere der Kreis etwa drei Millionen Euro - vorrangig Personalkosten. Das Notarztmanagement werde allerdings durch die Krankenkassengelder refinanziert. Um die Gesellschaft zu gründen, müsse der Kreis einmal 25.000 Euro als Einlage in die Hand nehmen.

Drei Jahre sei hinter den Kulissen an dem Konzept gearbeitet und das Vorgehen steuerlich sowie rechtssicher überprüft worden, erklärt Haase. &bdquo;Es ist die beste Variante, um unserer Verantwortung nachzukommen.“ Langfristig könne sich der Kreis vorstellen, eine interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Nachbarkreisen einzugehen. &bdquo;Ziel muss es sein, dass es keinen Wettbewerb gibt.“ Die Gespräche dazu laufen bereits.

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