Lage. Das Vorhaben des Unternehmens „Bonitas", im ehemaligen Pastorengarten in der Innenstadt ein Pflegeheim für 18 Bewohner zu bauen, ist umstritten. Während der jüngsten Ratssitzung sprachen sich die Vertreter der Grünen, der FDP und der FWG gegen den vorliegenden Plan aus. Dennoch votierte die Mehrheit der Mandatsträger für die notwendige Änderung des Bebauungsplans. Die Pflegewohngemeinschaft soll aus drei eingeschossigen Flügeln und einem mehrgeschossigen Kopfgebäude bestehen. Dagegen meldete Jürgen Rosenow (Bündnis 90/Die Grünen) Bedenken an. „Im Kernbereich ist ein eingeschossiger Flachbau unüblich", sagte er. Unter städtebaulichen Gesichtspunkten solle vielmehr verdichtet gebaut werden. Um Fläche zu sparen, sollte aufgestockt werden, regte er an. Zwar sei der ehemalige Pastorengarten nicht zugänglich, aber dennoch wichtig für das Stadtklima. Sein Parteikollege Frank Drexhage ergänzte: „Wir haben genügend derartige Einrichtungen. Sie müssen auch nicht mitten in der Stadt sein, es gibt andere Orte." Das Argument, die Bewohner des Hauses trügen zur Belebung der Innenstadt bei, ließ er nicht gelten. Angelika Schapeler-Richter (FWG) sah ebenfalls keinen weiteren Bedarf. Im Übrigen könnte „Bonitas" doch auch zweistöckig bauen, schlug sie vor. Denn Fahrstühle seien durchaus üblich. Die Innenstadt ist überversorgt Auch Martina Hannen (FDP) kündigte an: „Wir werden nicht zustimmen." Sie sprach sich dafür aus, pflegebedürftige Menschen nicht in der Innenstadt, sondern vielmehr in einem ruhig gelegenen Ortsteil unterzubringen. „Gerade Lage ist überversorgt", sagte sie und bezog sich auf Angaben des Kreises Lippe. Dafür gebe es eine einfache Begründung. In der Zuckerstadt seien die Bodenrichtwerte so günstig, dass private Träger jedes Jahr acht- bis zwölfprozentige Rendite ausschütten könnten. Wenn die finanziellen Mittel der Bewohner nicht mehr ausreichten, müsste der Kreis einspringen. „Über die Kreisumlage unterstützen wir also letztlich Privatinvestoren", sagte Hannen in energischem Ton. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das wollen." Die Bewohner gehören in die Mitte unserer Gesellschaft Hans Hofste, Fraktionsvorsitzender der SPD, konterte: „Ich wundere mich, dass gerade eine Liberale so argumentiert. Ich finde frei finanzierte Vorhaben in Ordnung." Das geplante Pflegeheim bedeute „eine sehr gute Entwicklung für die Kernstadt". Die Bewohner sollten keineswegs an den Rand geschoben werden. „Sie gehören in den Kern unserer Gesellschaft", betonte er. „Wir haben doch Bedarf", erklärte Heinz Walter (BBL). Man könne nicht einfach „hinten kürzen und oben etwas draufsetzen". Ähnliche Worte fand Andreas Epp (Aufbruch C), um seine Zustimmung anzukündigen. Für die CDU wies Uwe Pohl auf die Nähe des Hauses zu den Arztpraxen, zum Markt und zur Sparkasse hin. Sein Parteifreund Frederik Topp sprach von einer „ordentlichen Planung. Außerdem ist alles besser als das, was im Moment dort vorhanden ist." Gegen die acht Stimmen der Grünen, der FDP und der FWG brachte die Mehrheit im Rat die Aufstellung zur Änderung des Bebauungsplanes und das Beteiligungsverfahren auf den Weg. Mögliche Einwände können hier noch geltend gemacht werden.