Sanierungsarbeiten: Archäologe sichert Skelette in Heiden

Lage-Heiden. Die Dorfkirche Heiden muss saniert werden, seit im Jahr 2018 Risse an den Wänden im Chorraum zutage traten. Jetzt wurden im Zuge der Erdarbeiten für ein neues Fundament zwölf Gräber mit sterblichen Überresten gefunden.

Vier Meter tief ist der Graben, der unter der Bauleitung von Jonte Adriaans aus Lage ausgehoben werden musste, um ein neues Fundament schaffen zu können. Der Boden unter dem Chorraum hatte auf die trockenen Jahre mit einer Schrumpfung reagiert. Und zwar nur an dieser Stelle, weil der Chorraum die letzte Erweiterung der Kirche gewesen war und ein weniger stabiles Fundament erhalten hatte als der Rest.

&bdquo;Das Gebäude soll keinen Grund zum Bewegen haben", sagte Pfarrerin Brigitte Fenner von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Heiden, auf deren Land das denkmalgeschützte Bauwerk steht. Seit den Herbstferien ist Archäologe Jörg Vogt aus Magdeburg bei den Arbeiten dabei, denn beim Ausbaggern der Erde fanden sich nach und nach zwölf Gräber nahe der nördlichen Außenwand des Chorraums.

Gräben gegen Feuchtigkeit Im 19. Jahrhundert sei der Boden um die Kirche zu nass gewesen, erläuterte Vogt. Aus diesem Grund habe man Gräben angelegt. 1844 sei die letzte Bestattung auf dem Friedhof an der Kirche erfolgt, 1866 der letzte Graben gezogen worden. Das wisse man, weil sich Bewohner beschwerten, dass die Umbettung der Gräber nicht richtig vonstatten gegangen sei. Die Beschwerden landeten bei der Kirchenleitung und wurden niedergeschrieben.

In den vergangenen rund 150 Jahren wurden Leitungen gezogen, Skelette deshalb auseinander gerissen. Ein intaktes Grab fand der Fachmann dann aber doch. Die ersten beiden Skelette befanden sich in einer oberen Schicht, die älteren noch darunter. Auch ein Kindergrab ist zu sehen. &bdquo;Offenkundig hat man Kinder oft in der Nähe des Chors bestattet", so Vogt.

Direkt an der Außenmauer der Dorfkirche muss noch ein Holzsarg mit Gebeinen geborgen werden. Andere Verstorbene wurden nur in Leinentücher gewickelt bestattet.

Auch Keramiken fanden sich, und zwar aus dem 10. bis 15. Jahrhundert. Die Häuser ganz in der Nähe der Kirche entstanden ab dem 16. Jahrhundert. Damals wurden Gräber deshalb umgebettet, der Friedhof rückte weiter an die Kirche heran. Durch die Grabungen vervollständige sich auch das Wissen über den Vorgängerbau der Kirche, führte Jörg Vogt aus. Die jetzigen Pfeiler in der Kirche seien quasi die Reste der früheren Grundmauer.

Untersuchen und beisetzen Mit im Boot bei den Ausgrabungen ist auch Dr. Elke Treude, die beim Lippischen Landesmuseum für die Bodendenkmalpflege zuständig ist. Die Knochenfunde würden dokumentiert, verpackt und möglichst noch im Januar an Anthropologen übergeben. Diese untersuchen die Funde beispielsweise auf Alter, Geschlecht, Krankheiten, Verletzungen, Todesursache und Herkunft. Das werde, so ließ Dr. Elke Treude wissen, ein paar Monate in Anspruch nehmen. &bdquo;Die Knochenfunde werden bei Gelegenheit beigesetzt", versicherte Pfarrerin Brigitte Fenner.

Laut Bauingenieur Jonte Adriaans wird der größte Teil der Gründungsarbeiten bis Weihnachten erledigt sein. Der Altarraum drinnen bleibt weiter gesperrt.

Notwendige Sanierung Seit dem vergangenen Jahr laufen die Arbeiten, um die historisch bedeutsame Kirche vor weiteren Schäden zu bewahren. Wobei auch im Bereich des südlichen Seitenschiffes Rissbildungen zu beobachten sind. Nach Untersuchungen des Untergrundes stellte sich 2019 heraus, dass der Boden zu trocken ist und der Chorraum aus dem 14. Jahrhundert deshalb absackt. &bdquo;Wir sind mitten in der Gründungsphase", erläuterte Pfarrerin Brigitte Fenner von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde nun. Am Ende wird der Graben mit Spritzbeton verfüllt. &bdquo;In der Tiefe ist nicht mehr mit Austrocknung zu rechnen", so Bauingenieur Jonte Adriaans. Die Risse innen zu verputzen, sind dann laut Fenner noch Schönheitsreparaturen. Die Sanierungskosten betragen rund 400.000 Euro, vom Land gibt es 100.000 Euro Fördermittel, den Rest teilt sich die Gemeinde mit der Lippischen Landeskirche.

Sanierungsarbeiten: Archäologe sichert Skelette in Heiden

In Heiden wird der 17. Lippische Orgelsommer eröffnet

Warum Heidi und Ben gerne im Heidener Taufstein baden würden

Pfarrerin aus Heiden schreibt ihren ersten Roman

Warum es bei den Gottesdiensten in Heiden meditativ und musikalisch wird

Verbot von Erdbestattungen trifft Familien in Bad Salzuflen hart

Detmolder Archäologen: Was Gräberfunde über die Menschen vor 1400 Jahren verraten

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

LZplus Black-Deal

1 € pro Woche

Weiterlesen mit LZplus