Vom Freelancer zum Erzieher: 49-Jähriger beginnt Ausbildung in Lage

Lage. Das HoT am Werreanger ist Pascal Arend bestens vertraut. Bereits mit zwölf Jahren war er hier Gast im offenen Bereich, hat später mit seiner Punk-Rock-Band im Keller geprobt. Seit dem Jahr 2013 wird er als Honorarkraft für verschiedenste Angebote gebucht. Jetzt startet der 49-Jährige eine Ausbildung im Jugend- und Bildungszentrum. Als Erzieher.

Heike Strate-Espei ist glücklich. &bdquo;Für unser Team im HoT ist es immer besonders wichtig, Leute im Haus zu haben, die wir gut kennen und von denen wir wissen, was die mitbringen", freut sich die Leiterin vom &bdquo;Haus der offenen Tür" über einen besonders guten Bekannten. Dabei sei es in keiner Weise auf das Vitamin B zu schieben, dass Pascal Arend den Platz für die praxisintegrierte Ausbildung erhalten hat. &bdquo;Ich habe mich initiativ bei der Stadt Lage beworben und Glück gehabt, dass es gerade passte", erzählt Pascal Arend, der ursprünglich mal Fachlagerist gelernt hat. &bdquo;Das ist aber eine Tätigkeit, die mich nicht glücklich macht."Der Lagenser hat etliche Höhen und Tiefen im Leben überwunden. &bdquo;Die letzten Jahre lief es gut. Als Freiberufler, der Angebote in Schulen, bei Vereinen und Institutionen für Kinder und Jugendliche im Trendsportbereich macht, war ich bestens ausgelastet. Doch dann kam Corona."

Die Aufträge blieben aus, das finanzielle Polster schmolz und eine Alternative musste her. &bdquo;Ich wollte auf gar keinen Fall wieder bei Hartz IV landen." Pascal Arend weiß, wie es ist, ganz unten am Rande der Gesellschaft zu stehen. &bdquo;Ich habe 17 Jahre meines Lebens unter Drogen in einer Blase gelebt. Kiffen ist der totale Stillstand", spricht er ganz offen von seiner Zeit als Gammler, wie er es schonungslos bezeichnet. Der Selbstmord einer durch Drogen psychisch erkrankten guten Freundin, die zwei kleine Kinder zurückließ, habe ihn wachgerüttelt. In dem ehemaligen HoT-Mitarbeiter Winfried Peters fand Pascal Arend einen Förderer, der ihn bei Schüler-Seminaren zur Suchtprävention von seinen bitteren Erfahrungen berichten ließ. &bdquo;Als ich merkte, wie gut das ankam, dass ich die Kinder und Jugendlichen mit meiner Geschichte erreichen konnte, habe ich mich intensiv mit der Drogenprävention beschäftigt", kann sich Arend gut vorstellen, hier auch zukünftig aktiv zu bleiben. Doch erstmal steht nun die Ausbildung auf dem Programm. Auch für das Team vom HoT heißt das: umdenken.

Das Basteln entdeckt &bdquo;Wir wissen ja, dass Pascal schon ganz viel kann, unglaublich zuverlässig und offen für Neues ist. Unsere Aufgabe ist es nun, das professionelle erzieherische Denken, die unterschiedlichen Lern-Prozesse sowie deren Methoden-Vielfalt zu vermitteln", wählt Heike Strate-Espei das Bild eines Werkzeugkastens. &bdquo;Der muss gut gefüllt sein, es reicht nicht, wenn man Hammer und Säge perfekt bedienen kann", verweist sie schmunzelnd auf Pascal Arends musikalische und sportliche Talente.&bdquo;Mittlerweile habe ich sogar das Basteln für mich entdeckt", grinst der 49-Jährige. Dass er in seiner Schule, dem Kolping Berufskolleg, mit Abstand der Älteste ist, stört den C-Lizenz-Trainer überhaupt nicht. Und auch der umfangreiche, fachtheoretische Unterrichtsstoff – man spricht inzwischen von Studierenden – kann ihn nicht abschrecken.

&bdquo;Ich lerne gerne. Vor allem Dinge, die mich interessieren." Da gehöre die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in jedem Fall dazu. Die neue Form der praxisintegrierten Ausbildung habe den Vorteil, dass während der dreijährigen Dauer eine Vergütung durch den Träger der Praxiseinrichtung erfolgt. &bdquo;Bafög hätte ich aufgrund meines Alters nicht erhalten und Förderungen auch nicht, da ich bereits eine abgeschlossene Ausbildung vorweisen kann", erläutert der Lagenser, dass sonst die Bestreitung des eigenen Unterhalts nicht möglich wäre.

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