Das Gymnasium Lage hat deutlich weniger Anmeldungen

Lage. Einen Moment herrschte betretenes Schweigen, dann fasste der Fraktionsvorsitzende der CDU, Michael Biermann, seine Meinung in Worte: &bdquo;57 Anmeldungen am Gymnasium Lage? 36 wandern ab? Das ist dramatisch.“ Es geht um die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr an den weiterführenden Schulen, die im Schulausschuss vorgestellt worden waren. Die sind zwar noch vorläufig, aber so ganz viel wird sich wohl nicht verschieben.

Insgesamt 367 Schülerinnen und Schüler wechseln nach der vierten Klasse, im Vorjahr waren es 330. Stabil sieht es bei der Realschule aus, es sind 120 Kinder angemeldet, im Vorjahr waren es 116, die Sekundarschule hat 52 (56), die Albert-Schweitzer-Förderschule hat 3 (2). Das Gymnasium am Werreanger hingegen fällt stark ab, 57 Anmeldungen im Vergleich von 84 zum Vorjahr. 36 Schülerinnen und Schüler wandern zu anderen Gymnasien ab, zum EKG (2) und MWG (6) in Lemgo, zum Stadtgymnasium Detmold (4), zum Leopoldinum (1), nach Bad Salzuflen (1), August-Hermann-Francke (8) und 14 Kinder aus Kachtenhausen haben sich für das Gymnasium in Oerlinghausen entschieden.

Das warf Fragen nach den Gründen auf. Ausschussvorsitzende Rita Schapeler-Kössler (SPD) meinte, für die Anmeldungen gebe es auch immer sehr persönliche Gründe. &bdquo;Da spielen oft die Freundschaften der Kinder untereinander eine Rolle.“

Schulleiter-Frage? Dalton-Konzept?

Ein anderes Ausschussmitglied wies darauf hin, dass es solche eine Situation bereits schon einmal vor Jahren gegeben habe. Aber auch hinterfragt wurde, ob es daran liegen könnte, dass das Gymnasium seit langem keine Schulleiterin oder einen Schulleiter habe, dass es einigen Ärger im Zusammenhang mit einer Bewerberin gegeben hatte. Diese hatte nach einem Eklat in der Schulkonferenz im September vergangenen Jahres ihre Bewerbung zurückgezogen.

Auch das Dalton-Konzept wurde im Ausschuss als mögliche Ursache angesprochen. Das allerdings sah eine Betroffene anders, die eine Tochter an der Schule hat. &bdquo;Es liegt meiner Meinung nach nicht an der Vakanz in der Schulleitung, sondern daran, dass es wenig Angebote in der Schule gibt. Es gibt keinen Chor mehr und auch keine Theater-AG wie früher. Und so etwas gehört zum Schulleben dazu.“ Außerdem sei zu hören, dass das Dalton-Konzept nicht mehr so engagiert wie am Anfang durch das Kollegium umgesetzt werde. &bdquo;Es ist, glaube ich, nicht eine Sache, sondern es zieht sich eine ganze Zeit schon durch und hakt an mehreren Stellen.“

Und nicht nur weniger Anmeldungen gibt es, auch bei den Zehntklässlern gibt es zwölf Schülerinnen und Schüler, die während des Schuljahres gegangen sind - nicht mehr drei-, sondern zweizügig wird unterrichtet.

Die LZ hat mit dem kommissarischen Schulleiter des Gymnasiums, Dr. Benedikt Jäker, über die Zahlen gesprochen. Dass es deutlich weniger Schülerinnen und Schüler sind, die sich für das Gymnasium in ihrer Heimatstadt entscheiden, sei sehr bedauerlich. Die Gründe hierfür seien sicher sehr unterschiedlich. &bdquo;Wenn Sie eine Gruppe von 14 haben, die geschlossen ein anderes Gymnasium besucht, dann fehlt ja schon eine halbe Klasse.“ Der kommissarische Schulleiter verweist darauf, dass es vor sechs, sieben Jahren bereits eine solche Situation gegeben hatte.

Fünftklässler starten mit 3 Klassen

Trotzdem werde der 5. Jahrgang mit drei Klassen starten. &bdquo;Das sind dann kleinere Klassen, was ein Vorteil ist. Dann können wir die Kinder besser fördern.“ Der Schwund ist für ihn &bdquo;ein singuläres Ereignis“ und keinesfalls ein Hinweis darauf, dass etwas grundsätzlich korrigiert werden müsste. Es stimme, dass es derzeit kein Chorangebot gebe, aber durchaus Theater-AGs in Unter- und Mittelstufe und auch ein Orchesterangebot. Das Gymnasium kooperiere mit der Musikschule Lage.

Dr. Jäker betont aber auch, dass sich am Gymnasium der Schwerpunkt verschoben hat. &bdquo;Wir haben ein junges, sehr engagiertes Team in der Sportfachschaft. Die machen Projekte, viele Angebote und entsprechend entwickelt es sich im System organisch weiter.“

Bleibt die Frage, wie die Oberstufe organisiert werden soll. &bdquo;Da haben wir ein stabiles Angebot, das wir auch erhalten werden“, sagt Dr. Jäker. Er räumt aber auch ein, &bdquo;dass bestimmte Kombinationen nicht möglich sein werden“. Da sei das Gymnasium im Gegensatz zu den Nachbarkommunen im Nachteil. &bdquo;Die kooperieren miteinander und können so mehr Leistungskurs-Fächer anbieten.“ Die Beratung der Zehntklässler sei abgeschlossen, nach den Osterferien habe man einen Überblick, wie was umgesetzt werde.

Aus Sicht der Bezirksregierung bewegen sich die Wechsel bzw. Abgänge in der Jahrgangsstufe zehn oder in anderen Jahrgängen &bdquo;im üblichen Rahmen, sodass eine Oberstufe gebildet werden kann.“ Grundsätzlich seien mindestens 42 Schülerinnen und Schüler für eine Oberstufe notwendig. Erst, wenn die Zahl mehrere Jahre in Folge darunterliegen würde, wären Maßnahmen erforderlich. Liege die Zahl einmalig unter der Mindestanzahl, sei eine Ausnahmeregelung möglich, eine Oberstufe könne trotzdem angeboten werden.

Kinder pendeln in andere Kommunen

47 Kinder (Vorjahr 48) besuchen die Gesamtschulen, 23 (20) fahren nach Leopoldshöhe, 22 (24) nach Lemgo und 2 (1) nach Bad Salzuflen. Die August-Hermann-Francke-Schulen in Detmold begrüßen 19 Lagenserinnen und Lagenser, 10 in der Hauptschule, 8 am Gymnasium und 1 auf der Gesamtschule.

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