Lemgo. Gerhard Cordes mit seinem Lemgoer Hof ist eine Institution. Sein 14-Zimmer-Hotel hat der inzwischen 85-Jährige 1970 am Detmolder Weg eröffnet. Doch jetzt soll Schluss sein – im ersten Halbjahr 2020 will Cordes, der die akut wegen Corona ohnehin auf einen Schlag wegbrechenden Buchungen nur noch bis August angenommen hatte, Nägel mit Köpfen machen. Sein Ziel: der Verkauf des markanten Gebäudes. Für diese Woche haben sich nach Worten des Inhabers mehrere Makler angekündigt, um Optionen zu präsentieren. Ein neuer Hotelier ist eine davon, sagt Cordes, der von bis zuletzt „guten Buchungszahlen" spricht. Zwischenzeitlich hatte er an eine familieninterne Lösung gedacht – den Umbau zu Studentenwohnungen – sie zerschlug sich. Die Nähe zur Technischen Hochschule – mit dem Rad sind es gerade mal fünf Minuten – ist zwar nicht wegzudiskutieren. Und auch bei Bielefelder Studierenden ist Lemgo wegen des Mietpreisgefälles gegenüber der Großstadt und der direkten Bahnverbindung dorthin wohlgelitten. Doch Cordes Kinder sind auch nicht mehr die Jüngsten, um die Kosten für die notwendigen Umbau zu schultern. Sie wurden vom Architekten auf gut 400.000 Euro taxiert. Kein Pappenstiel. Auslastung liegt bei guten 70 Prozent Also Renovierung und Weiterbetrieb? Das wäre wirtschaftlich zumindest darstellbar, wenn, ja wenn die Corona-Krise vorüber ist, verweist Gerhard Cordes auf seine Bücher. Liegt doch die Auslastung im Lemgoer Hof nach Aussagen des Hoteliers bei 70 Prozent – deutschlandweit normal seien 52 Prozent. „Zum geplanten TBV-Legenden-Spiel waren wir beispielsweise restlos ausgebucht", bestätigt Cordes. Doch dann kamen Corona ... und die Absagen. Als der 85-Jährige jüngst noch zum Urlaub auf Mallorca weilte, funkte eine Mitarbeiterin durch, er, Cordes, könne ruhig im Süden bleiben. „Nichts mehr los." Im normalen Alltag kann man das von dem Haus am Detmolder Weg nicht behaupten. 14 Zimmer, allesamt als Doppelzimmer nutzbar, machen eine Menge Arbeit. Wochentags werden sie von Geschäftsreisenden, am Wochenende auch von Familien und Touristen gebucht. Von morgens 6 bis abends 12 Morgens um 6 Uhr ist Cordes da, führt selbst den Empfangstresen, schreibt Rechnungen, sorgt für das Frühstücksbuffet. Und solange der 85-Jährige abends sogar noch warme Küche anbot, endete mancher Abend erst Mitternacht. Seit drei Jahren lässt Cordes die Küche kalt – nur für die Wochen-Meetings der Rotary-Clubs gab es weiter Buffet. Zum Jahreswechsel mussten auch die Rotarier auf andere Lokale ausweichen. Und die Geschäftsreisenden seien heute ohnehin mit immer weniger Zeit und Budget unterwegs. Fast die Hälfte seiner Kunden bezeichnet der Lemgoer Cordes als „Stammgäste". Viele hätten beruflich in Lemgo zu tun. Die europaweite Ausschreibung von Handwerksaufträgen trägt dazu bei, dass Arbeiter aus ganz Deutschland bei ihm übernachten. In der Unternehmensbörse des Bundesministeriums für Wirtschaft hat die Industrie- und Handelskammer Lippe Cordes Immobilie inzwischen eingestellt. Der Lemgoer Unternehmer selbst spricht von einer Preisvorstellung von mehr als einer Million Euro. Endlich mehr Zeit fürs Reisen und Golfen Damit sich Cordes, wie er selbst sagt, ab dem Sommer auf seine Hobbys – das Reisen und Golfen – konzentrieren kann, muss der mögliche Investor aber noch ein wenig mehr mitbringen. Die Bäder – „zum Glück weiß gefliest", sodass sie immer noch nicht aus der Zeit gefallen scheinen – müssen nach 1970 mal wieder gemacht werden. Als Sahnestück bezeichnet Cordes hingegen seinen Saal, der auf mehreren Etagen angeordnet ist und mit 50 Plätzen eine „selten zu findende Größe hat". Ein Jubiläum hat der Gastgeber vor seinem Abschied auf jeden Fall noch mitgenommen. Wie die IHK berichtet, feierte der „Lemgoer Hof" im Februar 50-jähriges Bestehen. Gegründet hat Cordes das Haus 1970 zusammen mit seiner Frau. Zuvor hatte der Lemgoer das Gasthaus „Die Quelle am Radsiek" geführt, dann aber zusammen mit seinen Eltern den Neubau gewuppt.