BUND lehnt Steg als Extra-Anbindung nach Lemgo-City ab

Lemgo. Die Lemgoer Ortsgruppe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) sowie die Grünen lehnen einen Steg durch das Waldbiotop westlich des Campus ab. Die geplante Befestigung der Wege entlang der alten Tonkuhlenteiche sehen beide ebenfalls kritisch. Der Grünen-Antrag könnte die Extra-Campus-Anbindung an die Stadt ins Wanken bringen. Für den BUND und die Grünen ist klar: Es gibt genug Möglichkeiten, um in die City zu kommen. Der Arten- sowie Naturschutz bringe Stadt und Campus dagegen einen Mehrwert.

Jürgen Georgi vom BUND spricht von einem &bdquo;ökologischen Kleinod, momentan noch nahezu undurchdringbar" – in dieser Lage zwischen Campus, Stadt und Wohnvierteln &bdquo;nahezu einmalig sowie unbedingt schützenswert". Ein Weg, der den Wald besser erschließe, ziehe deutlich mehr Menschen an als momentan rutschige und teils unbequem zu gehende Pfade im Dickicht. &bdquo;Mit den Menschen kommen Müll und Zerstörung", warnt BUND-Chef Hans-Eckhart Buschmeier.

Tatsache ist: Bereits im Juli 2019 hatten Nils Kortemeier (Landschaftsarchitekten Kortemeier/Brokmann) und Veronika Becker (Ingenieure Bockermann/Fritze) Ideen für die Außenanlagen auf und rund um den Campus vorgestellt. Nach Meinung von Berit Weber, Chefin der Stadtplanung, kommen die neuen Einwände damit zur Unzeit. &bdquo;Wir haben ein vom Rat autorisiertes Konzept, Fördermittel sind gewährt", sagt sie.

Im Klartext: Die Stadt will die ihrer Meinung nach vorbesprochene Planung nun nur noch eintüten und umsetzen. Die damalige Präsentation zeigt denn auch Skizzen für Boulevards, Wiesen, Sitzstufen & Co. auf dem Campus, aber auch die Wegestruktur entlang der Tonkuhlenteiche. Das &bdquo;Wäldchen" durchschneidet eine Achse, an der vermerkt ist: Steg- und Treppenanlage als Stahlkonstruktion.

Inwieweit der Stadtentwicklungsausschuss die Präsentation seinerzeit kritisch diskutierte, ist den Ratsprotokollen nicht zu entnehmen. Knapp vermerkt sind lediglich &bdquo;Rückfragen der Ausschussmitglieder". Klar ist aber auch: Der Konflikt mit der Natur ist inhaltlich erst Ende 2019 Gegenstand zweier Gutachten, also ein knappes halbes Jahr nach der Präsentation. Der nun neu vorliegende B-Plan-Entwurf, mit dem die Wege durch das Wäldchen dingfest gemacht würden, trägt gar den Vermerk: &bdquo;Zeichnung erstellt: 17.12.2020". Neuer Rat, neue Beschlussvorlage – für Grünen-Chef Burkhard Pohl ist klar: Die Ausgangslage ist neu, politische Mehrheiten andere, zementierte Festlegungen völlig fehl am Platz.

Zeichen noch nicht erkannt Berit Weber hält dagegen: Vom Wald- und Forstbetrieb NRW seien bei einer Ortsbegehung keine Einwände gekommen, da die bestehenden Pfade lediglich ertüchtigt würden. Das Artenschutzgutachten mache auch keine größeren Probleme, da der Weg auf Stelzen gelegt werde. Im Klartext: Unten kann es kreuchen und fleuchen, während oben Menschen spazieren.

&bdquo;Die Stadt hat die Zeichen der Zeit offensichtlich immer noch nicht erkannt", kritisiert hingegen BUND-Chef Hans-Eckhart Buschmeier und notiert auf seiner Seite brütende Vögel von der Roten Liste, Kammmolch, Haselmaus und seltene Fledermausarten.

Davon ist auch im Artenschutzgutachten zu lesen. Es wurde geschrieben, um das vorab und inzwischen fertige Staubecken am und im nördlichen Teil des Waldes zu bauen. Dazu führt ein breiter, begehbarer Wall nördlich der Baumgrenze entlang, auf ihm wurde ein Weg geschottert. Die entstandene Mulde soll das Regenwasser der Erweiterung des Hochschulareals nördlich der Campus-Allee aufnehmen.

Kortemeier/Brokmann gelangen zu dem Schluss: &bdquo;Eine artenschutzrechtliche Beeinträchtigung von 12 Fledermausarten, der Haselmaus, 16 planungsrelevanten Brutvögeln und dem Kammmolch kann nicht ausgeschlossen werden." Mit Kontrollen der Fledermausquartiere, Schutzzäunen, temporären Amphibien-Zäunen und Bauzeitenregelungen sei dem aber beizukommen, die Tier-Populationen würden im &bdquo;derzeitigen Zustand gesichert".

Die negativen ökologischen Folgen werde die Stadt durch Aufforstung von 3000 Quadratmetern auf dem Biesterberg ausgleichen, heißt es weiter. Für den BUND ein aberwitziger Gedanke. Jürgen Georgi: &bdquo;Eine solche Zerstörung kann ich nicht an anderer Stelle wieder gutmachen." Der Weg nördlich und westlich des Waldes sei schon ein Fehler – der Steg hindurch setze dem Ganzen die Krone auf.

Auch wenn eine bei Bedarf einschaltbare Beleuchtung von Steg und Wegen laut Weber kein Thema mehr sei, da technisch nicht machbar, wollen auch die Grünen auf die &bdquo;Schneise durch das Biotop" (Pohl) unbedingt verzichten. Zumal mit dem Steinstoß und dem Hornschem Weg geeignete Strecken bereits in die Stadt führten und mit dem Damm ebenfalls eine neue Strecke entstanden sei. Es brauche ein Wegekonzept, das dem Naturschutz gerecht werde.

Am Montag soll eine nicht-öffentliche Video-Runde zwischen Verwaltung und Politik stattfinden, bei der auch das &bdquo;Wäldchen" zur Sprache kommen dürfte. Der Ausschuss wurde wegen Corona abgesagt – das B-Plan-Verfahren, mit dem der Steg steht oder fällt, soll im Februar über eine Online-Mitmachplattform weitergehen.

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