Es ist entschieden: Pflaster für die Tonkuhle

Lemgo. Es war das bestimmende Thema im Stadtentwicklungsausschuss: die geplanten Wege durch das Tonkuhlenwäldchen. Es gab mehrere Vorträge für die 300.000 Euro teure Verbindung und Anträge dagegen. Letztendlich hat sich jedoch eine Mehrheit (13 zu 7 Stimmen) für das Wegenetz zwischen dem Campus und der Innenstadt durchs Biotop durchgesetzt – sehr zum Bedauern von Grünen und BfL.

Professor Jürgen Jasperneite, Leiter des Fraunhofer-Instituts in Lemgo, hielt zu Beginn der Diskussion ein Plädoyer für den Weg durch das Tonkuhlenwäldchen. Er sagte: &bdquo;Ein attraktiver Campus ist kein bloße Aneinanderreihung von Gebäuden, sondern sollte seinen Nutzern und Besuchern eine hohe Aufenthaltsqualität liefern." Das sei ein entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort.

Aktuell sei das Gelände jedoch sehr stark mit Gebäuden verdichtet &bdquo;wie in einem Industriegebiet". Das soll sich mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen aus dem Masterplan von 2017 ändern. Zu diesen gehört auch die Wegeverbindung. &bdquo;Aus meiner Sicht gibt es keine großen anderen Alternativen, als das Biotop in das Campusareal zu integrieren", sagt Jasperneite. Natürlich seien dabei die Aspekte des Naturschutzes zu berücksichtigen. Jasperneite schlug daher eine Art &bdquo;Nature Campus Walk", einen naturpädagogisch geleiteten Rundweg, vor. Dieser soll an die geplante Campuswiese anknüpfen.

Natur Natur sein lassen Wolfgang Sieweke, Fraktionsvorsitzender der BfL, sah das ganz anders: &bdquo;Als BfL stehen wir hinter der positiven Entwicklung des Campus, aber wir sehen dort keine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Lemgo, wenn wir die Natur dort einfach Natur sein lassen." Die Fraktion hatte wie berichtet gefordert, die Pflasterung entlang der Teiche sowie nördlich und westlich des Waldes aufzugeben. &bdquo;Die Erschließung ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht überflüssig. Der Verzicht darauf, steht einer Erschließung des Campus nicht im Wege." Der Antrag scheiterte mit 13 Gegenstimmen. Nach Meinung der Stadt sollten einige Wege aufgrund der Topographie gepflastert oder geschottert werden.

Ausschussvorsitzender Claus Cieciera (CDU) wollte die immer wieder aufkeimende Diskussion eigentlich angesichts der bereits ausgetauschten Argumente und der langen Tagesordnung unterbinden – später wurden drei Anträge auf die nächste Sitzung verschoben – schaffte dies aber nicht. Grünen-Fraktionschef Dr. Burkhard Pohl entgegnete nämlich: &bdquo;Die Diskussion ist richtig. Wir müssen die Bürger schließlich bei der weiteren Planung mitnehmen und sollten diese daher möglichst offen halten." Auch er sah die Wege an den Teichen entlang als &bdquo;nicht notwendig" an. Der Grünen-Antrag die Wege so zu belassen wie sie sind und die neu geplante Rampe hinauf zum Fraunhofer Institut wegzulassen wurde aber mit elf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen auch abgelehnt.

Grüne und BfL verärgert Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte in einer Stellungnahme fehlende Naturschutzgutachten. Eine Erläuterung im Ausschuss wurde trotz Anwesenheit der Interessenvertreter nicht zugelassen. Das verärgerte Grüne und BfL. Berit Weber von der Stadtplanung stellte klar: &bdquo;Es geht heute erst einmal um den Aufstellungsbeschluss. Wir haben noch ein langes Verfahren vor uns, in dem ein Umweltgutachten erstellt werden wird. Im Rahmen der Offenlegung haben alle die Möglichkeit, ihre Meinung vorzubringen."

Auch die Bürgerinitiative Lebenswerte Südstadt Lemgo forderte vorab in einer Pressemitteilung &bdquo;die Zerstörung des wertvollen Biotops" durch die Wege zu verhindern und sprach von einer &bdquo;Fehlplanung". Doch das alles half nichts. Die Mehrheit von Christdemokraten und Sozialdemokraten setzte sich für die von der Stadtverwaltung vorgeschlagene Variante 1 mit allen Wegen – auch entlang der Teiche – durch.

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