Lemgo. Wie und warum wurde an den Fürstenhöfen der Neuzeit gejagt und welche Rolle spielt die Jagd heute? Dieser und vielen weiteren Fragen widmet sich die Sonderausstellung „Hofjagd – Privileg und Spektakel", die ab Sonntag im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake besucht werden kann. Präsentiert werden verschiedene Formen der Jagd, visualisiert durch zahlreiche Exponate, die unter anderem als Leihgaben aus dem Detmolder Schloss, dem Landesmuseum und dem Archäologischen Freilichtmuseum in Oerlinghausen ihren Weg nach Lemgo gefunden haben, sowie Bildern und erklärenden Texten. Spontan hinzugekommen ist eine kleine Podiumsdiskussion am Eröffnungstag. Denn weil zuvor Plakate, die auf die Ausstellung hinweisen, mit Farbe beschmiert worden waren (die LZ berichtete), haben sich die Verantwortlichen kurzerhand entschieden, dem Pro und Contra zum Thema Jagd einen größeren Platz einzuräumen. „Obwohl wir mit der Ausstellung ohnehin keine Position beziehen möchten", macht Verbandsvorsteher Jörg Düning-Gast klar. Es gehe nicht darum, die Jagd zu verherrlichen, sondern viel mehr um eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Einen „kulturhistorischen Informationsbeitrag", ergänzt Dr. Heiner Borggrefe, Kurator der Sonderausstellung. Buch zur Ausstellung „Wir präsentieren die unterschiedlichen Formen der Hohen Jagd, die französische Forcejagd und die deutsche Jagd, außerdem die Eber- und Beizjagd und die historische Jagd auf Wölfe", sagt Borggrefe. Sein Dank gelte allen, die an der Ausstellung mitgearbeitet haben und den Kooperationspartner, die Leihgaben zur Verfügung stellen. „Unsere Häuser verbindet vieles miteinander und ich freue mich, dass das Thema Jagd jetzt in einer Ausstellung aufgenommen wird", sagt Lisa-Marie Bergann, Historikerin in der Stiftung Residenzschloss Detmold. „Die Jagd wird heute kontrovers diskutiert und es gibt eine Menge Aufklärungsbedarf, immerhin diente sie früher in erster Linie der Versorgung mit Fleisch." Begleitend zur Sonderausstellung ist auch das gleichnamige Buch erschienen, in dem viele der Themen nochmals von den Initiatoren in Aufsätzen aufgenommen werden. So schreibt zum Beispiel Dr. Heiner Borggrefe zur Geschichte der Jagd von der Antike bis zur Gegenwart, Lisa-Marie Bergann über das wichtigste lippische Jagdschloss, das Schloss Lopshorn, Dr, Vera Lüpkes, Direktorin des Weserrenaissance-Museum Schloss Brake über die Beizjagd als Zeitvertreib adliger Frauen und Karl Banghard, Leiter des Archäologischen Freilichtmusem, hat einen Aufsatz über die steinzeitliche Jagd im Teutoburger Wald geschrieben. Aber auch Kinder und Jugendliche sollen während der Sonderausstellung auf ihre Kosten kommen, wie Silvia Herrmann, Referentin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit erklärt. So habe das Gerbereimuseum in Enger verschiedene Felle zum Anfassen zur Verfügung gestellt. Außerdem gibt es eine „Rattenjagd" für Kindergärten, bei der die Kinder zunächst Katzenmasken basteln und anschließend Kuscheltiere in der Ausstellung aufspüren. „Am Ende winkt dann ein kleiner Gewinn", sagt Silvia Herrmann. An verschiedenen Medienstationen können außerdem Tiergeräusche entdeckt werden und der Literaturkurs der Karla-Raveh-Gesamtschule hat eine „Mörderjagd" erfunden, bei der mittels QR-Code ein Fall gelöst werden muss. Passend zur Ausstellung sind Konzerte, Kindertheaterstücke und bebilderte Vorträge geplant. „Eine tolle und spannende Ausstellung", resümiert Düning-Gast. „Sowohl historisch als auch aus heutiger Sicht." Ausstellung bis Ende Februar Die Sonderausstellung „Hofjagd – Privileg und Spektakel" im Schloss Brake wird am Sonntag, 12. September, um 16 Uhr eröffnet. Es gibt Musik vom Jagdhornbläserkorps der Alten Hansestadt Lemgo. Außerdem ist die Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft vor Ort . Anmeldungen werden unter Tel. (05261) 95400 oder per Mail an info@museum-schloss-brake.de entgegengenommen. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist dann bis zum 27. Februar dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Wer die Ausstellung besuchen möchte, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Weitere Infos unter www.museum-schloss-brake.de im Netz.