Jüdisches Leben: Veranstaltung soll erinnern und Perspektiven schaffen

Lemgo. Erinnern und Perspektiven für das Judentum in Deutschland schaffen - das ist mehr denn je nötig. In einer Zeit, in der der Antisemitismus mit Hass und Mord wieder sein Haupt erhebt, sei es geradezu politische Pflicht, Veranstaltungen für das Miteinander zu organisieren, wie es Johannes Vetter formuliert.

Der Kirchenmusikdirektor der lutherischen Marienkirche Stiftberg Herford hat zusammen mit dem emeritierten Dozenten der Hochschule für Musik Detmold, Prof. Matitjahu Kellig, von der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold in Zusammenarbeit mit lippischen Kirchengemeinden, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lippe und dem Landesverband ein musikalisch-literarisches Programm auf die Beine gestellt. An fünf Veranstaltungen werden Musik jüdischer Komponisten sowie literarische und liturgische Texte vorgestellt.

Ausstellung initiiert Die Idee für die Reihe kam vom Landesverband Lippe. Angesichts des Jubiläums "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" wurden im vergangenen Jahr bundesweit Veranstaltungen initiiert. Auch dem Landesverband war es wichtig, sich einzubringen. Dafür konzipierte der Verband gemeinsam mit dem KulturStellwerk Nordlippe und dem Kurator Jürgen Scheffler das Ausstellungsprojekt "Juden in Nordlippe" , das wie berichtet als Wanderausstellung und im Europa-Waggon der KulturwerkStatt zu sehen ist. Darüber hinaus ging der Landesverband auf die Jüdische Gemeinde Herford-Detmold mit der Bitte zu, eine Veranstaltungsreihe zu initiieren.

Angesichts der aktuellen Lage in Deutschland verspüre er ein Unwohlsein, so der allgemeine Vertreter des Verbandsvorstehers, Arne Brand, und verwies unter anderem auf die Vorkommnisse auf der Documenta - um so wichtiger sei es, mit Veranstaltungen Akzente für die Zukunft zu setzen. Denn das jüdische Leben sei in Gefahr, wie Prof. Matitjahu Kellig betonte - auch in Lippe und Herford. Er habe Angst, mit Kippa auf die Straße zu gehen, die Synagoge in Herford müsse immer stärker abgesichert werden. Viele meinten, das Judentum in Deutschland floriere - doch das sei keineswegs der Fall.

Jüdisches Leben fast ausgelöscht Anfang der 90er Jahre war das jüdische Leben in Lippe und Herford fast ausgelöscht, 26 Menschen zählten damals zur Gemeinde. Dank Zuwanderung aus dem Osten waren es zwischenzeitlich 120 Mitglieder, aktuell seien es nur noch 80. Um so wichtiger sei es jetzt, nicht nur zu erinnern und zu mahnen, sondern auch Perspektiven zu schaffen - und das eben auch mit der fünfteiligen Veranstaltungsreihe "Staunen, Lernen, Trauern".

Das Programm "Denken ohne Geländer" ist die Veranstaltung am Samstag, 13. August, 19.30 Uhr, in der kathol. Kirche St. Michael in Oerlinghausen überschrieben. Zu hören sind Texte von Hannah Arendt und Exillieder von Hanns Eisler. Der Eintritt kostet 15, ermäßigt 10 Euro.

In St. Nikolai Lemgo geht es am 23. September, 19.30 Uhr, weiter. Dann ist die Freitagabendliturgie mit Chorwerken von Salomone Rossi, Louis Lewandowski und Heinrich Schalit zu hören. Dazu spielt das Bläserensemble Zion original jüdische Blechbläsermusik. Karten gibt es für 20, 15 und 10 Euro.

Im Schloss Brake ist am 30. Oktober ab 19 Uhr ein Klavierabend mit Diskussionsrunde geplant. Prof. Matitjahu Kellig spielt Bearbeitungen von Bach und israelischen Komponisten. Karten gibt es für 15 und 10 Euro.

Ein synagogales Orgelkonzert ist am 9. November, ab 19.30 Uhr, in der Martin-Luther-Kirche in Detmold zu hören. Johannes Vetter widmet dem Abend Siegfried Würzburger, Organist der Frankfurter Westend-Synagoge, der 1941 deportiert wurde und 1942 im Ghetto Litzmannstadt starb. Der Eintritt ist frei.

Die Josephsgeschichten sind am 13. November, 16 Uhr, Thema in der Auferstehungkirche Bad Salzuflen. Es wird eine Lesung aus dem Koran, der hebräischen Bibel und den Josephs-Romanen von Thomas Mann geben. Eintritt: 15 und 10 Euro.

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