Großbaustelle Realschule: Nach dem Neubau müssen alle raus

Lemgo. Aus über 200 Mitbewerbern haben sie sich beim internationalen Architektenwettbewerb durchgesetzt. Das Freiburger Architekturbüro Hatau und Winterhalter setzt Neubau und Schulhofgestaltung an der Realschule um. Die platzt bekanntlich aus allen Nähten. Zehn neue Klassenräume sollen her, der Baubeginn ist für Frühjahr 2024 angesetzt. Doch die Realschule wird weit länger Baustelle bleiben.

Im Schulausschuss präsentierte Frank Winterhalter die ersten Pläne. Die sehen einen dreigeschossigen Bau auf der Fläche vor, auf der sich derzeit noch Fahrradständer samt pilzförmiger Überdachung befinden. Hell und licht soll sich das Gebäude präsentieren, das im Inneren viele Glaselemente aufweist. Das Erdgeschoss ist für den Ganztagesbetrieb konzipiert. Dort wird es ein Selbstlernzentrum, eine Cafeteria und flexibel zu gestaltende Lernbereiche geben. Auch ein Kiosk ist geplant, der ebenso wie die Cafeteria von Schülern betrieben werden soll. Den Eingangsbereich dominiert ein Forum mit Treppen als Sitzmöglichkeiten.

Im ersten und zweiten Obergeschoss werden die fünften und sechsten Jahrgänge untergebracht. Jeweils fünf Klassenräume von 75 Quadratmetern für bis zu 30 Schüler und drei Differenzierungsräume sind vorgesehen, ebenso wie ein Raum für die Internationale Klasse. Insgesamt ein kompakter Bau, wie Architekt Frank Winterhalter auf Nachfrage der LZ erklärt, auch um die nötige Energieeffizienz zu erreichen. Bewusst habe man sich entschieden, die Höhe des Neubaus an das Hauptgebäude anzupassen, mit dem auch das Lichtband der Fenster korrespondiere; der gestaffelte Aufbau der Realschule aber habe unter anderem aus Platzgründen nicht übernommen werden können.

Auch der Schulhof wird überplant Die komplette Fassade werde mit vertikalen Holzlamellen verkleidet. Und auch im Innenbereich sei Holz stark vertreten und werde selbst für tragende Elemente genutzt. Allein Treppenhaus oder auch sanitäre Anlagen würden in Beton verbaut und dienten damit auch dazu, das "Gebäude auszusteifen". Grüner Linoleumboden könnte die Optik bereichern, das aber müsse in den weiteren Planungen noch abgeklärt werden.

Der Neubau öffnet sich zum Schulhof, der ebenfalls überplant werden soll. Er büße zwar etwas an Größe ein, allerdings sei die für den Neubau nötige Fläche bislang großteils von Fahrradständern besetzt. Sie werden an den neuen Eingang an der Busschleife verlegt. Die Fahrschüler müssen damit nicht mehr entlang der Kleiststraße zum Schuleingang gehen, sondern können direkt auf den Schulhof wechseln. Der soll sich nach der Umgestaltung deutlich grüner präsentieren. So wird das bereits bestehende Baum-Oval fast verdoppelt und mit einem wasserdurchlässigen Belag versehen, der dicht an die Pflanzen herangeführt werden kann. Das grüne Dach der Bäume soll gerade auch im Sommer für den nötigen Schatten sorgen, hinzu kommen Spiel- und Sitzmöglichkeiten sowie Chillflächen.

Das Konzept werde eng mit Verwaltung und Schulleitung abgesprochen, so Frank Winterhalter. Läuft alles nach Plan würden im Frühjahr kommenden Jahres die Bauarbeiten starten. Im Schuljahr 2025/26 könnte der Neubau dann bezogen werden. Die Kosten für das Projekt waren im Bewerbungsentscheid von der Jury mit etwa sechs bis acht Millionen Euro angegeben worden.

Neue Baumängel im Verwaltungstrakt Für die Realschule aber sind die Bauarbeiten damit noch lange nicht vorbei. Vielmehr ist der Neubau nur ein Bestandteil des Gesamtprojektes. So wird derzeit bereits der Verwaltungstrakt im Hauptgebäude modernisiert. Nach Aussagen von Regine Schmelzer, Architektin der Stadt Lemgo, werden Lehrerzimmer vergrößert und die Infrastruktur optimiert. Bei den Arbeiten seien allerdings unerwartete Baumängel zutage getreten: So habe man Feuchtigkeit im Sockelbereich festgestellt, was weitere Maßnahmen nach sich ziehe. Der Zeitplan sei daher derzeit schwer einzuschätzen.

Im Anschluss an den Neubau will die Stadt den Klassen- und Eingangsbereich der 1967 erbauten Realschule angehen. Dafür müsse das Haupthaus dann komplett frei gezogen werden. Noch würden die Planungen laufen, wie das funktionieren könne. Den Umbau will die Stadt dann mit eigenen Architekten angehen. 2027, so die Hoffnung, könnten die Arbeiten abgeschlossen werden und damit wieder Ruhe an der Realschule einkehren.

Container als Übergangslösung Fünf Klassen werden derzeit an der Realschule in Modulbauten unterrichtet. Komfortable ausgestattete Container , die die Stadt 2022 für fünf Jahre angemietet hat. Derzeit ist der fünfte Jahrgang dort untergebracht und nach Aussagen von Schulleiterin Dorit Meier funktioniere das bestens. Die Schüler haben ihre Klassen frei gemacht, um den Lehrern Unterschlupf im Haupthaus zu bieten, da der Verwaltungstrakt aktuell umgebaut wird. Zum Schuljahr 2025/26 könnte dann der Neubau bezogen werden. Im Anschluss wird das Haupthaus unter Auflagen des Denkmalschutzes modernisiert. Bis dahin wird die Schule vermutlich auf die Container angewiesen bleiben, die mit monatlich 8570 Euro zu Buche schlagen.

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