Bei Hartmann in Matorf öffnet die Küche nur noch für Veranstaltungen

Lemgo/Matorf-Kirchheide. An zwei, wenn's hochkommt an drei Wochenenden hat es im Gasthof Hartmann seit Jahresbeginn keine Veranstaltungen gegeben. Doch außerhalb von Tagungen, Familienfeiern, Whisky-Tastings & Co. bleibt die Matorfer Gaststätte nun geschlossen. Das À-la-carte-Geschäft mit dem Essengehen hat Wirt und Inhaber Jörg Hillebrand aufgegeben. Ein Grund: Personalmangel.

Mit dem Schritt des 58-Jährigen und seiner Frau Petra gibt es im Lemgoer Norden kein Restaurant mehr, das regelmäßig geöffnet ist. Wobei Hillebrand betont, dass die Küche für Veranstaltungen natürlich weiter geöffnet werde. Auch Kegelclubs treffen sich weiter an der Ilse - denn neben großem Saal, Biergarten und Speiseräumen hat der Gasthof auch eine Kegelbahn. "Wir haben alles, nur kein Personal", sagt Hillebrand. Er macht künftig allein mit Aushilfskräften weiter.

Personal fehlt Nachdem der Koch, den er selbst ausgebildet hatte, Mitte 2022 nach Hannover gezogen war, reiften die Pläne, sich neu aufzustellen. Denn: "Dieses große Objekt kann man in der Küche nicht alleine stemmen", sagt Hillebrand, der selbst Koch ist. Einen neuen Koch zu finden, sei angesichts der allseits bekannten Personalknappheit in der Gastronomie praktisch unmöglich. Auch Servierkräfte zu finden, sei äußerst schwierig. Die hohen Energiepreise hätten ein Übriges getan.

Zu geringe Nachfrage war jedenfalls kein Grund für den Schritt, sagt der Inhaber. Die Auslastung im Veranstaltungsbereich sei gut, sie reiche von der Hochzeitsfeier bis zu Treffen von Vereinen. Die Stammkunden seien indes traurig, und auch ihm selbst sei es sehr schwergefallen, den Schritt zu gehen. "Ich bin in diesem Haus groß geworden. Aber für uns ist es die sinnvollste Lösung."

Längerfristig ist ein Verkauf denkbar 1997 hatte er den Gasthof von seinen Eltern übernommen. Er betreibt Hartmann in vierter Generation. Gastronomie gibt es mindestens seit 1910 an dem Ort - damals von Hillebrands Urgroßeltern betrieben. Längerfristig denke er über den Verkauf nach. Das, sagt er, werde aber sicherlich erst in einigen Jahren spruchreif. Nicht betroffen von dem Schritt ist das benachbarte Hotel an der Ilse, das seine Schwester Diana Hillebrand betreibt.

Nachdem 2019 das Hotel-Restaurant "Im Borke" in Kirchheide und Jahre vorher der Kirchheider Krug schlossen, ist es nun Essig mit klassischen Gaststätten in den nördlichen Lemgoer Stadtteilen.

Allerdings: In die Sache mit dem Borke-Leerstand komme Bewegung, sagt Eigentümer Bernd Hetland. Noch sei es aber zu früh, Genaueres zu sagen. Gut möglich also, dass es in Kürze Neuigkeiten zu dem Komplex an der Ecke von Salzufler Straße und "Hinter dem Borke" zu vermelden gibt.

Lemgos Norden ist "Brachland" Auch um an der Theke außerhalb von Veranstaltungen ein Bier zu trinken, sehe es seit der Schließung des regulären Restaurant-Betriebs im Gasthof Hartmann für die Menschen in Matorf, Kirchheide, Talle und Brüntorf nun schlecht aus, bedauert Anja Limberg, Vorsitzende des Wirtevereins Lemgo-Dörentrup. Der Norden bis Hohenhausen sei nun gastronomisch "ziemliches Brachland". Sie könne den Schritt von Hartmann-Chef Jörg Hillebrand angesichts des Personalmangels aber verstehen. "Wenn man den Anspruch hat, die Speisen selbst und frisch zuzubereiten, muss man irgendwann die Notbremse ziehen." Die Kunden würden sich nun auf die bestehenden anderen Restaurants verteilen, weiß Limberg, Wirtin des Leeser Krugs, aus eigener Erfahrung.

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