Geht es zu langsam? Bürger fordern mehr Engagement für Lemgoer City

Lemgo. In der Lemgoer Innenstadt gibt es viele Leerstände. Einzelhändler und auch Filialisten geben auf. Immer lauter wird der Ruf nach zusätzlichen Maßnahmen. Einen runden Tisch oder eine Art Task Force haben Einzelhändler, Bürger und auch Politiker in der Vergangenheit angesprochen, auch mit dem Wunsch, leerstehende Lokale oder Schaufenster zumindest kurzfristig mit Aktionen oder Ausstellungen zu beleben. Die Verwaltung hat die Wünsche aufgenommen, doch passiert scheint bislang noch nichts zu sein.

Das sagen lokale Akteure: Zwei die wissen, wie es funktioniert, sind Britta Y. Stricker und Stefan Irrgang. Sie haben 2020 und 2022 die Lemgoer Kunstschaufenster (LeKuff) organisiert. Die Intention damals: den Künstlern während der Corona-Zeit zu helfen und Wirtschaft und Kunst zusammenzubringen, wie Britta Y. Stricker erklärt. Drei Wochen haben sie Schaufenster und Innenstadt mit den Werken renommierter Künstler bereichert. Es gab Führungen und Besichtigungen, die Künstler stellten ihre Werke unentgeltlich zur Verfügung. &bdquo;Das war schon ein enormer Vertrauensbeweis“, ist Britta Y. Stricker überzeugt.

Überaus gelungene Veranstaltungen, die auf großes Interesse stießen - aber auch enorm viel Arbeit, Engagement und finanziellen Einsatz erforderten. Die Vermieter für das Projekt zu gewinnen, sei eine Riesenaufgabe gewesen, sagt auch Stefan Irrgang. Desinteresse, Sorge um die Räume, dazu Versicherung, Brandschutz, Elektrizität - es musste überzeugt, nachgehakt und genehmigt werden.

&bdquo;Damals hätten wir uns durchaus etwas mehr Unterstützung von der Verwaltung gewünscht“, erklären die beiden Selbstständigen rückblickend und sind doch gerne bereit, sich mit ihrem Erfahrungsschatz einzubringen. Ihrer Meinung nach brauche es ein abgestimmtes Konzept, eine gemeinsame Strategie, die zeitnah umgesetzt werden könne. &bdquo;Denn die Leerstände haben wir jetzt, wir wissen nicht, was in einigen Monaten ist.“ Ausstellungen, Vereine oder auch Projekte der TH können sie sich in den leer stehenden Fenstern oder auch Läden vorstellen, doch dafür eben benötige es eines Türöffners. &bdquo;Jemanden, der offiziell von der Stadt mit den Eigentümern spricht und ihnen das Vorhaben und auch die Dringlichkeit erklärt.“

Das sagt ein Makler, der einen Leerstand bestückt hat: Auch Makler Sven-Eric Bierhenke hat sich eingebracht. In einem leerstehenden Ladenlokal im Osten der Mittelstraße hat er Geschäftsräume und Schaufenster mit Exponaten des Alt-Opel-Vereines bestückt. Ein alter Opel Admiral von 1976, ein Kadett von 1967 oder auch ein Commodore von 1982 sind zu bewundern, ebenso wie andere Stücke aus der Opel-Produktion wie Kühlschrank oder Kinderstuhl. Passend zum 125-jährigen Opel-Jubiläum wirbt der Oldtimer-Fan damit für eine Veranstaltung am 2. Juni in Einbeck.

Möglich war das, weil das Haus kurz vor dem Verkauf stehe und er ein gutes Verhältnis zu der Eigentümerin habe, denn Zwischennutzungen seien seines Erachtens vom Aufwand sonst oft schwierig. Auch für die Opel-Ausstellung musste er einige Hürden überwinden. Die Stadt habe ein Brandschutzkonzept angefordert, erst als er mit Gutachten nachweisen konnte, dass sämtliche Tanks der Pkw geleert und die Batterien ausgebaut waren, durfte er den Leerstand offiziell mit den Autos bestücken. Und die Resonanz ist groß. Immer wieder bleiben die Passanten stehen und bestaunen die alten Automobile und &bdquo;wenn ich den Laden aufhabe, stehen sie sofort im Geschäft“.

Das sagt der Bürgermeister: Bei der Stadt seien zwar viele Akteure mit dem Thema befasst, so Bürgermeister Markus Baier, doch konkrete Pläne gebe es derzeit noch nicht. Wohl aber sei noch im Mai ein Bürgerdialog im Rahmen des neuen ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) geplant. Dabei betont der Bürgermeister, dass es der Verwaltung vor allem um nachhaltige Nutzungen gehe, letztlich also um neue Pächter und Geschäftsinhaber. Dafür gebe es unter anderem das Förderprogramm für neue Geschäftsinhaber , das in der Vergangenheit durchaus zu dauerhaften Vermietungen geführt habe.

Gestaltete Schaufenster könnten da nur als ein Thema von vielen zur Belebung der Innenstadt beitragen. Auf Fördergelder angesprochen, sieht Baier gegebenenfalls Möglichkeiten beim ISEK-Programm. Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und Lemgo Marketing seien bei den Planungen im Boot. Lemgo Marketing würde alle Eigentümer konkret ansprechen, wenngleich es mitunter durchaus schwierig sei, die Immobilienbesitzer zu kontaktieren, denn längst nicht alle seien in Lemgo ansässig.

Wer seine Expertise oder Ideen für die Innenstadtentwicklung einbringen wolle, möge sich bei Lemgo Marketing melden. Dort würden die Ideen gesammelt und das weitere Vorgehen besprochen. Im Herbst sei dann im Rahmen von ISEK ein Runder Tisch geplant - so, wie es mit der Politik auch vereinbart sei.

Das sagt die SPD: Obwohl vor drei Monaten im Rat ein Antrag zur Einberufung eines Runden Tisches einstimmig beschlossen wurde, sei bis heute nichts umgesetzt worden, kritisieren die Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung. &bdquo;Die Lemgoer Innenstadt steht vor anspruchsvollen Herausforderungen, die ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten erfordern“, so Fraktionsvorsitzender Alexander Baer. Ein Runder Tisch zur innerstädtischen Entwicklung biete eine wichtige Plattform, um konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen zu erarbeiten. &bdquo;Die SPD ruft die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung dazu auf, die Dringlichkeit des Antrags zu erkennen und den Runden Tisch umgehend einzusetzen. Wir können nicht auf das neue Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) warten, wir müssen jetzt loslegen.“

Das sagt die CDU: Die CDU reagiert und wirft der SPD und vor allem Alexander Baer Effekthascherei vor, die rein der Selbstinszenierung diene. Schließlich habe der Rat der Alten Hansestadt Lemgo am 19. Februar einstimmig beschlossen hat, den Runden Tisch im Rahmen des Partizipationsprozesses für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK 2024) einzuberufen, so die Pressemitteilung. Diese Entscheidung sei einvernehmlich getroffen worden, um die Lemgoer Innenstadt gemeinsam und zielgerichtet weiterzuentwickeln, so die CDU und sie betont: &bdquo;Die CDU Lemgo setze sich weiterhin konsequent für die Stärkung der Innenstadt und die Förderung des Einzelhandels und kulturellen Angebotes ein.“

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