Keine Vorgaben mehr zu Dachform und -neigung in Lemgoer Neubaugebieten

Lemgo. Vorgaben zu Dachform und -neigung wird es bei der Ausweisung neuer Baugebiete außerhalb des historischen Stadtkerns von Lemgo für Ein- und Zweifamilienhäuser in Bebauungsplänen nicht mehr geben. Das hat der Stadtentwicklungsausschuss auf Antrag von CDU/Aufbruch C und SPD mehrheitlich entschieden. Grüne und FDP stimmten dagegen, die AfD enthielt sich.

CDU/Aufbruch-C-Fraktionschef Carsten Steinmeier begründete den Antrag in der Sitzung so: &bdquo;Es geht darum, die Baukosten überschaubar zu halten. Wir verteuern mit unseren Vorgaben die Kosten für ein Eigenheim. Ein Satteldach mindert die Fläche, die ich nutzen kann, beispielsweise um die Hälfte.“ Dann müsste man größer bauen und so werde es teurer.

&bdquo;Absprung ist selten der Fall“ In der Vergangenheit seien Baugebiete mit restriktiven Vorgaben wie Satteldächern, Traufhöhen von vier Metern, Fristhöhen von sieben Metern und Dachneigungen von 40 bis 55 Grad veröffentlicht worden. Das führe zu einer wenig effektiven Nutz- und Wohnfläche in den Obergeschossen und erhöhe die Kosten pro Wohnfläche. &bdquo;Es ist zu vermuten, dass durch diese Umstände bauwillige Personen möglicherweise von ihrem Vorhaben abspringen oder erst gar kein Interesse bekunden. Durch den Wegfall der Vorschriften würde mehr Freiheit in der Ausführung und schlicht mehr Wohnraum geschaffen werden“, heißt es im Antrag.

Grünen-Fraktionsvorsitzender Dr. Burkhard Pohl fragte die Verwaltung, ob diese Vermutung richtig sei? Stadtplanerin Berit Weber antwortete: &bdquo;Wie viele abspringen, ist schwer zu sagen. Wer sich auf ein Baugebiet bewirbt, bewirbt sich auch auf den Bebauungsplan. Der ist einsehbar beim Kauf. Dass jemand abspringt, ist daher seltener der Fall.“

&bdquo;Jeder soll das machen, was er will“ Heinz-Werner Dubbert von den Bürgern für Lemgo (BfL) bezweifelte, ob durch weniger Vorgaben wirklich der Baupreis sinke. &bdquo;Mir geht der Antrag zu weit, weil es ja in jedem Bebauungsplanverfahren möglich ist, Regeln vorzugeben, oder eben nicht“, sagte er. Steinmeier entgegnete: &bdquo;Ich beschließe hier seit 20 Jahren Baugebiete und die Realität ist doch, dass es nur marginale Änderungen gibt.“ Dem widersprachen die Verwaltung und Peter Kleßmann, sachkundiger Bürger für die FDP. Er sagte: &bdquo;Ich kann Ihren Antrag nicht nachvollziehen. Allein mit der Dachform lässt sich kein Geld sparen.“ Das sah auch Dubbert so.

Steinmeier ergriff erneut das Wort: &bdquo;Wenn es nach mir ginge, könnte jeder das machen, was er will. Wir sind viel zu stringent.“ Und Roman Paschek von der CDU ergänzte: &bdquo;Der Lebenswunsch von jungen Familien ist es doch, sich ein Eigenheim zu bauen. Ich empfehle, den Mut zu haben, ihnen deutlich mehr Gestaltungsspielraum zu lassen.“

Spannungen unter Nachbarn Doch die Verwaltung befürchtet &bdquo;Spannungen im Baugebiet“, wie sie in der Vorlage ausführt. Gestaltungsvorgaben seien wichtig für das soziale Miteinander der Nachbarn. Ohne Regeln zu Baugrenzen, Geschossigkeit, Gebäudehöhe, Dachform und -neigung würde es zu &bdquo;Ausreißern“ kommen, die oft zu Ärger führten. Ein Bebauungsplan garantiere mit seinen detaillierten oder weniger detaillierten Vorgaben eine gewisse Bandbreite der Gebäude in der Nachbarschaft und dadurch gegenseitige Rücksichtnahme.

Darüber hinaus seien Vorgaben zur Dachneigung in Bezug auf den Bau von Solaranlagen zur Erreichung der Klimaziele und Regenrückhaltung wichtig. Denn das sogenannte Retentionsvolumen der Dächer werde bei der Dimensionierung der Regenrückhaltebecken und Kanäle für die Baugebiete eingerechnet. Entfalle das Retentionsvolumen, seien größere Becken und Kanäle notwendig. Der Anteil öffentlicher Fläche erhöhe sich und Bauland werde weniger. Das wirke sich auf den Bodenpreis aus.

Weber sprach sich außerdem dafür aus, ortstypische Besonderheiten wie Satteldächer zu berücksichtigen, damit neue Baugebiete nicht ortsfremd wirken. Doch die Argumentation trug keine Früchte.

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