Nach Nier-Aus in Lemgo: Auch andere Fleischer haben mit Personalproblemen zu kämpfen

Lemgo. Vor einem Monat hat Richard Nier die Lemgoer Filiale seiner Fleischerei in der Mittelstraße geschlossen. Der Grund: Massive Personalprobleme . Das Thema beschäftigt auch die übrigen Betriebe, die in Lemgo Fleisch und Wurst anbieten, sowie die Stadt. Die LZ hat sich umgehört.

Lemgo Marketing

&bdquo;Es ist sehr schade, dass das Traditionsgeschäft Nier nicht mehr vor Ort ist“, teilt Lemgo-Marketing-Geschäftsführer Christoph Vieregge mit. Die Gewinnung von Personal sei für viele Betriebe eine besondere Herausforderung. &bdquo;Qualität und regionale Produkte stehen in den Innenstädten aber heute immer noch hoch im Kurs und sind gefragt. Das ist eine Entwicklung, die sich hoffentlich so fortsetzen wird“, sagt Vieregge. Ein erstes Gespräch habe es bereits mit einem Interessenten für die Innenstadt aus der Branche gegeben. Denn d ie Frequenz in der Mittelstraße sei gegeben: Bis Ende Oktober wurden knapp 2,4 Millionen Besucher gezählt. Das mache gegenüber 2023 ein Plus von 7,8 Prozent.

Fleischerei Nullmeier

Auch Fleischer-Meister Ernst Nullmeier hat seine Filiale in der Innenstadt (Breite Straße) im Februar aus Personalmangel geschlossen. Nun steht der 66-Jährige alleine in seinem Laden an der Hamelner Straße. &bdquo;Von montags bis mittwochs mache ich die Wurst, meine Frau macht die Salate und donnerstags und freitags verkaufe ich die Ware“, erklärt der Lemgoer. Dadurch könne er nicht mehr die ganze Bandbreite seines früheren Sortiments anbieten.

Auf Dauer schaffe er das nicht, sagt Nullmeier. Aber alle Versuche, neues Personal zu finden, seien bislang gescheitert. Deshalb bringe es ihm auch nicht viel, dass neue Kunden den Weg in seinen Laden finden, den Nullmeier bereits in dritter Generation führt. &bdquo;Ich kann die gestiegene Nachfrage ja allein gar nicht auffangen“, erklärt der Fleischer-Meister, der die letzte echte Fleischerei in der alten Hansestadt hat.

Sennenhof

Carolin und Andreas Wöhrmeier betreiben den Sennenhof in Dörentrup. Mit ihrem Verkaufswagen stehen sie mittwochs und samstags auf dem Wochenmarkt in Lemgo sowie freitags in Lage. &bdquo;Dass Nier in Lemgo zugemacht hat, macht sich bei uns auf jeden Fall bemerkbar“, sagt Carolin Wöhrmeier. Das Paar hält Schweine und so stamme auch 90 Prozent des angebotenen Fleisches und der Wurst vom Schwein. Seit Nier geschlossen hat, würden Wöhrmeiers aber auch Rindfleisch anbieten, das sie allerdings von der Fleischerei Tönebön aus Barntrup beziehen. Ebenso wird Geflügelfleisch dazu gekauft.

Auch die Dörentruper suchen seit Längerem &bdquo;händeringend“ nach Personal. &bdquo;Wenn jemand mal ausfällt, ist das gleich ein riesiges Problem“, sagt Carolin Wöhrmeier. Sie und ihr Mann seien alleine, zusammen mit einer Mitarbeiterin, die zweimal im Monat unterstütze. Den Hofverkauf hätten sie ebenfalls wegen des Personalmangels aufgeben müssen. &bdquo;Viele Kunden wollten den Stall und die Tiere sehen, aber das war schwierig umzusetzen“, erzählt die Dörentruperin. Sie könne sich ja nicht zweiteilen. Daher sei die alte Theke inzwischen abgebaut und die Räume seien umgebaut worden. Neben dem Verkaufswagen beliefern sie auch Supermärkte in der Umgebung.

Wehmeiers Bauernladen

Eine große Fleischtheke gibt es auch im Hofladen von Beate und Ralf Wehmeier an der Herforder Straße. Erst vor Kurzem haben sie den Laden modernisiert und die Theke ausgebaut. Bislang habe sich die Schließung von Nier in Lemgo bei Wehmeiers aber nicht bemerkbar gemacht. &bdquo;Wir haben nicht mehr Tiere als sonst geschlachtet, aber vielleicht kommt das noch“, sagt Ralf Wehmeier. Er sei aber zufrieden mit den Umsätzen und auch mit dem Personal. &bdquo;Im Moment haben wir genug Mitarbeiter, aber das kann sich auch wieder ändern“, sagt der Lemgoer.

Fleischerei Welsche

Michael Holzhauser hat die Traditions-Fleischerei Welsche in Kirchheide 2017 übernommen. Bereits seit 2012 ist der Laden aber zu, unter anderem aus Personalgründen, wie der 44-Jährige sagt. Er lebt daher vom Partyservice und Catering, habe dafür zehn Wagen auf dem Hof. &bdquo;Ich stehe auf Veranstaltungen, Märkten, beliefere Imbisse und Supermärkte. Im Sommer verkaufe ich auch viel Grillfleisch. Die Leute können vorbeikommen und es auf dem Hof abholen. Ich habe meine Nische gefunden und kann davon gut leben“, sagt Holzhauer, der derzeit vier Angestellte hat.

Obermeister Andreas Grämmel

Andreas Grämmel betreibt eine Fleischerei in Detmold. Er ist Obermeister der Bäcker- und Fleischer-Innung Paderborn-Lippe und meint: &bdquo;Es mangelt an Nachwuchs. Das ist Fakt. Das Personalproblem im Fleischer-Handwerk ist wirklich gravierend, aber es betrifft auch andere Branchen.“ Er selbst suche ebenfalls Mitarbeiter. Laut Innung machen derzeit neun Personen eine Ausbildung zum Fleischer in Lippe und vier zum Fleischereifachverkäufer. Die Berufschancen seien gut, es gebe Weiterbildungen.

&bdquo;Man muss auch nicht ins Handwerk. Die Technische Hochschule OWL ist sehr anerkannt. Dort kann man Fleischtechnologie studieren oder Food-Manager lernen. Die Möglichkeiten waren noch nie so vielfältig“, meint Grämmel. Trotzdem würden die Betriebe oft nicht übernommen werden. &bdquo;Denn man muss viel Geld für Personal und Maschinen aufbringen, um eine Fleischerei zu betreiben“, gesteht der Meister.

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