Technische Hochschule OWL erfindet sich neu: Was wird aus Höxter?

Kreis Lippe. Um es vorwegzunehmen: Über die Standorte der Technischen Hochschule OWL ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, insbesondere nicht über den Standort Höxter. Fest steht aber jetzt, dass Senat und Hochschulrat einstimmig eine komplette Neuorganisation der Fachbereiche beschlossen haben. Die soll aber nicht zu Personaleinsparungen führen: &bdquo;Für alle Beschäftigten gilt eine uneingeschränkte Arbeitsplatzsicherheit“, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung.

Auch wenn die Technische Hochschule OWL bis jetzt die Zahl der Studentinnen und Studenten halbwegs halten konnte: Sie werden wegen des demografischen Wandels überall sinken. Darum hat die Hochschule bereits vor zwei Jahren einen Neuordnungsprozess angestoßen, der dieser Entwicklung entgegenwirken soll.

Auslastung erhöhen &bdquo;Wir wollen und müssen noch attraktiver werden, noch mehr junge Menschen aus dem In- und Ausland für unsere Hochschule interessieren und das Studium deutlich flexibler machen“, davon ist Hochschulpräsident Prof. Jürgen Krahl fest überzeugt.

Es gehe darum, die Auslastung zu erhöhen, die einzelnen Studiengänge fachübergreifend durchlässiger zu machen, damit jede und jeder ganz genau die Ausbildung bekomme, die ihm entspreche. Zum Dritten will die Hochschule deutlich effizienter werden: &bdquo;Wenn wir in verschiedenen Studiengängen beispielsweise Kurse in Mathematik anbieten, ist es sehr sinnvoll, das gemeinsam zu tun und nicht an jedem Fachbereich gesondert“, nennt er ein Beispiel. Das wiederum spiele der Durchlässigkeit der Fachrichtungen in die Hände.

In den vergangenen Tagen sind die entscheidenden Beschlüsse im Hochschulrat einstimmig und im Senat einstimmig bei zwei Enthaltungen gefallen.

Neue Struktur ab 2026 Doch wie soll das vonstattengehen? Zunächst einmal sollen im kommenden Jahr alle Fachbereiche genauso so weiterlaufen wie bisher, so dass sich für die Studentinnen und Studenten vorerst nichts ändert. Parallel dazu bildet die Hochschule fünf neue Schattenfachbereiche mit je einem Gründungsdekan. Hier soll bis Ende 2025 die organisatorische Struktur vorbereitet werden, in der dann ab 2026 insgesamt sieben Fachbereiche arbeiten sollen.

&bdquo;Bisher haben wir uns mit der thematischen Ausrichtung der Fachbereiche an den Standorten orientiert. Das wird sich ändern, wir werden eine standortübergreifende Struktur etablieren“, erläutert Prof. Krahl auf Nachfrage der LZ.

So soll beispielsweise ein neuer Fachbereich Gestaltung entstehen, der nach Auskunft der TH OWL als einziger in Deutschland alle Planungsdisziplinen umfasst: Zu Innenarchitektur, Architektur und Stadtplanung, die in Detmold angesiedelt sind, gesellen sich Landschaftsarchitektur und Umweltplanung.

Der neue Fachbereich Medien und Kommunikation umfasst Medienproduktion und weitere medienbezogene Studiengänge. Bauen und Umwelt beinhaltet neben dem Bau- und Umweltingenieurwesen die Umweltwissenschaften sowie den Landschaftsbau und das Grünflächenmanagement sowie einen neuen bilingualen Studiengang.

Nach der neuen Struktur finden sich Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft künftig in einem einzigen Fachbereich: Hier schließen sich die Studiengänge der Life Science Technologies und des Precision Farmings zusammen und werden ergänzt durch Gesundheit zu einem vollkommen neuen Bereich.Im neuen Fachbereich Informatik und Automation sollen sich sämtliche Informatikangebote bündeln. &bdquo;Es besteht Handlungsbedarf, wenn sich beispielsweise neun Studierende in Höxter für Informatik einschreiben und 49 in Lemgo“, hier ließen sich Synergieeffekte erzielen, erklärt der Hochschulpräsident. Die Hochschule verspricht sich von der Bündelung eine &bdquo;Stärkung der Digitalisierungs- und Automationskompetenzen“ und bietet die innovativen Bachelor-Studienmodelle Digital Management Solutions (DiMS) und den bilingualen Studiengang General Engineering an.

Produktion und Technik heißt ein weiterer Fachbereich. Er soll bestehende und neue Angebote in einem Bachelor Produktionstechnik bündeln, sie mit dem Maschinenbau verzahnen und dazu einen neuen englischsprachigen Bachelor anbieten.

Am wenigsten Veränderung verzeichnet der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Hier kommt lediglich noch ein Masterstudiengang in Wirtschaftspsychologie hinzu.

Corvey-Studie steht noch aus Doch wo werden die sieben neuen Fachbereiche angesiedelt sein? Wie sieht die Raumplanung aus? – &bdquo;Das zu klären, wird die Aufgabe des kommenden Jahres sein“, erläutert Prof. Krahl. Es stehe noch der Abschlussbericht der Corvey-Studie zur demografischen Entwicklung und zur Studienattraktivität aus, die unter anderem von der Hochschule, dem Kreis und der Stadt Höxter beauftragt wurde. Er sei für Januar avisiert.

Dass in den Höxteraner Hochschulgebäuden Sanierungsbedarf bestehe, sei ebenfalls kein Geheimnis. &bdquo;Aber die Entscheidungen über Hochschulstandorte fallen am Ende nicht in Lippe. Sie werden vom Düsseldorfer Landtag entschieden.“ In den nächsten Wochen stünden diverse Gespräche an, sowohl im Kreis Höxter als auch im Düsseldorfer Ministerium, sagte der Hochschulpräsident.

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