Der Countdown läuft: Letzte Chance für Lemgoer Traditionsgaststätte

Lemgo. Wie geht es weiter mit dem Ausflugslokal im Wald? Die Verwaltung hatte Anfang des Jahres vorgeschlagen, das leer stehende Traditionslokal Waldschänke abzureißen und damit bei den Lemgoern einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Jetzt wird die Immobilie ausgeschrieben, deren Wert laut Gutachten überschaubar ist: 1 Euro ist der Bau demnach noch wert.

Anfang des Jahres erhitzte das Thema die Gemüter. Was tun mit dem Traditionslokal im Wald, das schon lange im Dornröschen-Schlaf liegt? Die Verwaltung wollte es abreißen, die Bürger reagierten empört und die Mehrheit der Politik setzte letztlich einen Kompromiss durch: Ein Arbeitskreis wurde gebildet, mit dem Ergebnis, den Versuch zu starten, nach einem Pächter oder Käufer für das Ausflugslokal zu suchen.

Die Stadt hat kürzlich die Ausschreibung veröffentlicht. Doch viel Hoffnung, dass sich jemand meldet, gibt es nach Ansicht von Bürgermeister Markus Baier nicht. Bis dato seien keine Anfragen eingegangen. Und das mag auch an den hohen Sanierungskosten liegen.

Von denen ist auch in der Ausschreibung samt Exposé zu lesen: Angeboten wird die Waldschänke im Erbbaurecht über 99 Jahre mit einem &bdquo;wertgesicherten Erbbauzins“ von 4445 Euro pro Jahr. Dabei geht die Stadt von einem Grundstück von etwa 3175 Quadratmetern, inklusive Gaststätte und Nebengebäuden aus. Vergeben werde das Objekt allerdings nur an Investoren, die mit einem &bdquo;vielversprechendem Konzept“ überzeugen, um &bdquo; den Betrieb der traditionsreichen Gaststätte im Lemgoer Stadtwald wieder aufzunehmen“.

&bdquo;Sanierung kostet 1,5 Millionen Euro“ Laut Exposé besteht das Gebäude aus einem überwiegend eingeschossigen, teilweise unterkellerten Gebäude, das in den vergangenen 100 Jahren wiederholt an- und ausgebaut wurde. Die Gebäudesubstanz weise erhebliche Mängel auf. Außerdem müsste bei einer Sanierung Brandschutzbestimmungen umgesetzt und auch energetisch nachgebessert werden. Zudem gelte es, Hygienevorschriften und Arbeitsstättenrichtlinien zu berücksichtigen.

Bei einer Sanierung sei das Gebäude damit in den Rohzustand zurückzubauen. Und das wird teuer, richtig teuer: Der Gutachter geht von Gesamtkosten für Haus und Außenanlagen von etwa 1,5 Millionen Euro aus.

Wen das nicht schreckt, der sollte auch seine Bank von der Investition überzeugen. Denn Interessen müssen laut Vorgabe der Stadt einen Businessplan inklusive Finanzierungskonzept und Finanzierungszusage eines Kreditinstituts vorlegen. Zudem seien alle mit der Angebotsnachfrage verbundenen Kosten zu tragen.

Soweit das Exposé. Die Verwaltung hatte Anfang des Jahres bereits keinen Hehl daraus gemacht, dass sie keine Zukunft für einen wirtschaftlichen Betrieb sehe . Schließlich hätte die über 100 Jahre alte Gastwirtschaft nach ihren großen Zeiten als Ausflugslokal bereis etliche Jahre leer gestanden und sich erst 2010 wieder ein neuer Pächter finden lassen. Der aber habe die Gastwirtschaft nicht mehr als Ausflugslokal etablieren können, dafür auf Veranstaltungen und Feiern gesetzt. Nach der Coronazwangspause liefen 2022 die Verträge aus. Seitdem steht die Immobilie leer.

Welche Alternativen wären möglich? Zwischenzeitig habe die Verwaltung durchaus bei Gastronomen nachgefragt, sei aber auf kein Interesse gestoßen - nicht zuletzt aufgrund des hohen Sanierungsbedarfes, wie auch Bürgermeister Markus Baier bestätigt. Ein Verkauf sollte überdies vermieden werden, auch, weil sich das Traditionslokal in einer forstwirtschaftlichen Fläche und damit im ökologisch sensiblen Außenbereich befinde.

Einen Kaufinteressenten aber hat es in der Vergangenheit offenbar gegeben. So hat der damalige Pächter gegenüber der LZ erklärt , 2022 die Immobilie für 160.000 Euro habe kaufen zu wollen, war mit der Stadt aber nicht handelseinig geworden.

Jetzt geht es in eine neue Runde. Was dabei herauskommt, bleibt abzuwarten. Bürgermeister Markus Baier verweist hier auf weitere Ideen: Sollte sich kein Investor finden, so sei es gegebenenfalls möglich, die Fläche nach dem Abriss der Gaststätte touristisch zu nutzen. Dabei käme dann auch der benachbarte Aussichtsturm ins Spiel, der erhalten bleibt und gegebenenfalls unter Denkmalschutz gestellt werden soll. In diesem Zusammenhang gebe es bereits lose Ideen, die bei Bedarf aber noch entwickelt und abgestimmt werden müssten.

Die Ausschreibung samt Exposé für die Waldgaststätte ist auf der Homepage der Stadt nachzulesen.

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