Diese Hörner retteten in Lemgo Leben

Lemgo. Noch heute schreitet ein Nachtwächter durch die alte Hansestadt. Werner Kuloge übernimmt den Posten, wenn auch &bdquo;nur“ als Stadtführer. Auch ein Blashorn, das sogenannte Wächterhorn, hat er bei seinen Rundgängen vielleicht dabei. Mit dumpfem Tröten warnten Nachtwächter oder auch Türmer in früheren Zeiten damit vor Gefahren.

Im Hexenbürgermeisterhaus sind einige dieser Hörner zu finden. Damals schleppten Nachtwärter und Türmer die unhandlichen Warn-Sirenen mit sich herum. Die Wächter nutzten das Blashorn, um die Bevölkerung der Stadt bei Gefahren wie Bränden oder Überfällen zu alarmieren. Dann pusteten sie mit voller Lungenkraft hinein, um möglichst laut zu tröten. Und das war weithin zu hören.

Riemen reichte nicht Nicht nur das kostete Einsatz, Kraft mussten die Wächter durchaus auch für das Tragen der Hörner aufbringen, denn die Blas-Instrumente waren aus Bronze gefertigt und das größte Lemgoer Exemplar wiegt stattliche vier Kilogramm. Ein Lederriemen sollte den Wächtern das Tragen erleichtern. So konnten sie sich das schwere Horn zwar über die Schulter hängen, doch offenbar machten sie davon nicht immer Gebrauch: So weist das große Horn im Museum Schleifspuren auf, weil der Wächter es wohl vorzog, es hinter sich her über den Boden zu ziehen, anstatt es zu schultern.

Bis in das 20. Jahrhundert wurde die Wächterhörner genutzt, danach lösten auch in Lemgo elektrisch betriebene Sirenen Nachtwächter und Horn ab. Um an sie zu erinnern, sind mancherorts Stadtführer als kostümierte Wächter unterwegs und teilweise auch in Vereinen organisiert. In Lemgo wahrt Stadtführer Werner Kuloge Erinnerung und Wissen. In dunkler Stunde ist er mit Blashorn, Laterne und Hellebarde unterwegs, um die Gäste mit spannenden Geschichten durch die historische Altstadt zu führen.

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