„Ganz Ohr sein“ in Lemgo: Bücher über die Steinzeit, von der Musik und zum Nachdenken

Lemgo. Er ist mit dem Rad über die Alpen nach Italien geradelt. &bdquo;Ich kann es nur empfehlen“, sagte Detlef Höltke. Der Vorsitzende des Vereins &bdquo;Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“ empfahl am Freitagabend in der Stadtbücherei nicht nur Freizeitaktivitäten auf zwei Rädern, sondern auch ein Buch. In der Reihe &bdquo;Ganz Ohr sein“ mit Moderatorin Elisabeth Webel waren neben Höltke Steinmetzin und Steinbildhauermeisterin Carolin Engels sowie Kirchenmusiker Gregor Schwarz zu Gast, sprachen über sich und über Bücher, die ihnen etwas bedeuten.

Höltke setzt sich für die Erinnerungskultur in Lemgo ein. Inzwischen liegen 53 Stolpersteine in der alten Hansestadt, mit denen an die Nazi-Opfer erinnert wird. Der Verein wolle vor allem junge Leute erreichen, berichtete Höltke. Deshalb gibt es eine Zusammenarbeit mit der Jugendfeuerwehr und der Realschule.

Etwa 90 Besucher – mehr gehen nicht – waren bei der Veranstaltung gekommen, die vom Verein &bdquo;Freunde und Förderer der Stadtbücherei Lemgo“ organisiert wird. Der Abend hatte mit einer Gedenkminute für Günther Dreier begonnen, der seit 2005 Vorsitzender des Vereins gewesen war.

Dokumentation der Nazi-Zeit Die Besucher hörten, wie Höltke Stellen aus dem Buch &bdquo;Denken ist heute überhaupt nicht mehr Mode“ von Anna Haag vorlas. Ihr Tagebuch umfasst die Jahre 1940 bis 1945, und damit dokumentierte sie, was in dieser Zeit in Deutschland geschah. So notierte sie 1940, dass &bdquo;Irre und Gemütskranke“ umgebracht wurden. Ein Buch, das im Geschichtsunterricht seinen Platz finden müsse, befand Webel.

Carolin Engels stellte den Steinzeit-Roman &bdquo;Ayla und der Clan des Bären“ der Amerikanerin Jean Marie Auel vor. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Ayla, dessen Stamm durch ein Erdbeben vernichtet wird und das von einem Neandertaler-Clan aufgenommen wird. Zwei Kulturen treffen aufeinander.

&bdquo;Wenn man nichts über den anderen weiß, ist es schwierig, sich zu verstehen“, sagte Engels. Es sei klar: Sich selbst zu unterdrücken, könne auf lange Sicht nicht funktionieren. Carolin Engels ist für die Gedenksteine für Engelbert Kaempfer und Karla Raveh oder den Brunnen am Waisenhausplatz bekannt. Sie kann bei Auftragsarbeiten engen Vorgaben durchaus etwas abgewinnen: &bdquo;Ich finde es schön, wenn ich etwas so machen kann, dass es jemandem guttut.“

Eine Orgel mit Hupe Der Dritte im Bunde war Gregor Schwarz. Der katholische Kirchenmusiker machte durch sein Engagement für die Stummfilmorgel in der Kirche Heilig Geist Schlagzeilen. Es war seine Idee, das Instrument aus der Versenkung zu holen und in Gottesdiensten zu nutzen. Darüber hinaus ist an der Wurlitzer-Orgel von 1924 allerhand angebracht, was für die Begleitung eines Stummfilms gebraucht wird, wie Schwarz erzählte: &bdquo;Vier bis fünf Glockenspiele, ein Schlagzeug, eine Autohupe oder eine Schelle.“

Schwarz stellte den Krimi &bdquo;Die 5. Passion“ von Oliver Buslau vor, einem Musikwissenschaftler. Darin geht es um eine vermutlich verschollene Passion von Bach, und es wird die Frage aufgeworfen, was die trockene Theorie gegen die emotionale Kraft der Musik ist.

Die Kraft des Wortes können die Zuhörer am Freitag, 21. November, erneut erleben, wenn in der Stadtbücherei Neuerscheinungen vorgestellt werden.

„Ganz Ohr sein“ in Lemgo: Bücher über die Steinzeit, von der Musik und zum Nachdenken

Stadtbücherei in Lemgo: Doppelter Literaturherbst mit Star-Gästen

Lemgoer erinnern mit Lesung an die Bücherverbrennungen

Verein „Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“ erhält Sternheim-Preis

Der „Sommerleseclub“ in Lemgo: Brandneue Bücher und spannende Begegnungen

Volles Haus bei „Ganz Ohr“ in der Lemgoer Bücherei

Komplexer Satzbau, einfacher Effekt: Sasa Stanišic zu Gast in Lemgo