Leopoldshöhe. Die Wohnungskrise der Großstädte hat Leopoldshöhe erreicht. Vor allem gesundheitlich Belastete, Obdachlose und Menschen mit geringem Einkommen finden laut Verwaltung keine Wohnung. Jetzt denkt die Politik über ein Wohnungsbaukonzept nach. Die Subvention von Grundstückskosten wird nicht ausgeschlossen.
Seit einiger Zeit berät die Politik, ob und wie preiswerter Wohnraum in der Gemeinde geschaffen werden könnte. Nach einigen Diskussionen und auf Anregung der SPD im Gemeinderat errichtet eine Wohnungsbaugenossenschaft im Baugebiet „Am Gieselmannkreisel" zurzeit zehn öffentlich finanzierte Wohnungen. Vier weitere sollen folgen. Die übrigen Wohnungen sind frei finanziert.
Für die geförderten Wohnungen verlangt die Genossenschaft 5,50 Euro pro Quadratmeter, für die frei finanzierten Wohnungen soll die Durchschnittsmiete 8,50 Euro pro Quadratmeter und Monat betragen. Im geplanten Johanneshof an der Herforder Straße sollen von den etwa 25 Wohnungen wenige öffentlich gefördert werden. Dieses Angebot reicht offenbar nicht aus, wie eine Stellungnahme der Verwaltung zeigt.

Diese beklagt, dass immer öfter obdachlose Menschen untergebracht werden müssen. Diese blieben immer länger in den Unterkünften. Für diese Menschen sei es kaum möglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Außerdem sei es für viele wegen ihrer persönlichen, durch Krankheiten bedingten Lebenssituation, unmöglich, auf dem freien Markt eine Wohnung anzumieten.
Aber auch sozial integrierte, arbeitende Menschen oder Ruheständler mit geringem Einkommen hätten immer mehr Probleme, in Leopoldshöhe eine Wohnung zu finden, die sie bezahlen können. Bezogen auf Senioren hatte der ehemalige Seniorenbeauftragte der Gemeinde, Wolfgang Tomiak, schon vor rund einem Jahr auf die schwierige Situation hingewiesen.
Seinem Befund nach lebten mehr als 400 alleinstehende Frauen über 75 Jahre in Einfamilienhäusern. Sie könnten, auch wenn sie es sich leisten könnten, in Leopoldshöhe kaum angemessenen, kleineren Wohnraum finden. Nach Ansicht der Verwaltung haben es daneben alleinerziehende Mütter und Väter sowie Großfamilien schwer, bezahlbare Wohnungen zu finden. Die Verwaltung hält das für ein Versäumnis der freien Wohnungswirtschaft. Sie habe keinen ausreichenden, preiswerten Wohnraum bereitgestellt.
Ein Blick auf die in den vergangenen Jahren erlassenen Bebauungspläne für Siedlungen auf Gemeindegrund zeigt allerdings, dass dort, mit Ausnahme des Baugebietes „Am Gieselmannkreisel" weder öffentlich noch frei finanzierte Mehrfamilienhäuser vorgesehen sind. Jüngst hat die Gemeinde den Bau eines barrierefreien Zehnfamilienhauses im Baugebiet „Am Mühlenbach" in Schuckenbaum verhindert. Dort darf jetzt ein Haus mit vier Wohnungen gebaut werden, das nach Angaben des Planers während der Beratungen über den Bebauungsplan aus wirtschaftlichen Gründen nicht barrierefrei hergestellt werden kann.

Diese Versäumnisse räumt auch die Politik ein. Diese habe schon eher reagieren können, findet SPD-Ratsmitglied Klaus Droste. In den vergangenen 20 Jahren sei wenig darauf geachtet worden, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Bürgermeister Gerhard Schemmel sieht nur wenige Möglichkeiten für die Gemeinde, Einfluss zu nehmen. Eine Möglichkeit sei die Subvention des Mietwohnungsbaus durch die Gemeinde. Dies sei allerdings finanzpolitisch abzuwägen. „Die Bauleitplanung ist ja nicht das Übel", meint Bürgermeister Schemmel. Es habe eine Nachfrage nach Einfamilienhäusern gegeben.
Die Verwaltung fordert die Politik auf, die bisherige Wohnungs- und Städtebauplanung an veränderte Lebens- und Arbeitsmodelle anzupassen. Die CDU möchte ein Wohnungskonzept haben. Der Vorschlag soll nun diskutiert werden.