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Leopoldshöhe

Leopoldshöher Wasserspeicher wird saniert

Leopoldshöhe. Oben auf dem Freesenberg ist der Blick über das Leopoldshöher Tal und ins Lipperland wunderschön – und deshalb ist er auch ein beliebtes Ziel bei Wanderern. Aber der Freesenberg birgt auch ein Geheimnis. Im Freesenberg liegen die Trinkwasservorräte der Gemeinde. Dort gibt es zwei Hochbehälter. Einen kleinen, der 250 Kubikmeter Wasser aufnehmen kann und einen großen mit einem Fassungsvermögen von 1.500 Kubikmeter, was einer Menge von 1,5 Millionen Liter Wasser entspricht.

Von diesen beiden Hochbehältern aus wird Leopoldshöhe mit Frischwasser versorgt, das drucklos, allein durch die Schwerkraft in die Wasserleitungen fließt. In Asemissen beträgt der Wasserdruck 0,6 bar, in Heipke 12 bar, weil Heipke 120 Meter tiefer liegt als die Hochbehälter. Ständigen Nachschub gibt es aus vier Brunnen, die rund um die Hochbehälter liegen. Sie pumpen insgesamt 180 Kubikmeter Wasser pro Stunde aus etwa 70 Metern Tiefe in die Zuleitungen der Hochbehälter.

Norbert Wehmeier, bei der Gemeinde zuständig auch für die Hochbehälter zeigt auf die Zulaufleitung. - © Gunter Held
Norbert Wehmeier, bei der Gemeinde zuständig auch für die Hochbehälter zeigt auf die Zulaufleitung. (© Gunter Held)

Kosten für die Sanierung: 500.000 Euro

Diese Hochbehälter sind in die Jahre gekommen. Der Kleine wurde 1960 erbaut und vor gut zwei Jahren für 300.000 Euro saniert worden. Nun ist der große Behälter dran. Kosten für die Sanierung: 500.000 Euro. Die Sanierung ist notwendig, weil mit den Jahren die obersten Schichten der Betonwände und des -bodens schadhaft geworden sind. Es drohten Stellen, auf denen Wasser zurückbleiben konnte. Damit stieg das Risiko einer Verkeimung – und bei diesem Thema verstehen die Trinkwasserexperten absolut keinen Spaß. So ist der gesamte eingezäunte Bereich, auf dem sich die Hochbehälter befinden, in vier Hygienezonen unterteilt.

Mit dieser Hochofenschlacke werden die Oberflächen im Hochbehälter bestrahlt, um die obere Betonschicht zu entfernen. - © Gunter Held
Mit dieser Hochofenschlacke werden die Oberflächen im Hochbehälter bestrahlt, um die obere Betonschicht zu entfernen. (© Gunter Held)

So darf in der Nähe des Eingangs der Behälter nicht getrunken und nichts gegessen werden, erklärt Simon Adriaans von der Firma Flint, die die Sanierung durchführt. Und wenn im Hochsommer während der Arbeit doch etwas getrunken werden muss, dann nur Getränke ohne Zucker – und die dürfen nicht irgendwo abgestellt werden, sondern kommen in einen Eimer, der abseits gestellt wird. Rauchen ist streng untersagt, denn der kleinste Krümel Tabak, der ins Wasser gelangt, kann eine Verkeimung auslösen. Die Männer selbst arbeiten in Schutzanzügen, Werkzeuge bleiben bis zum Abschluss der Arbeiten im Gebäude. Alles ist auf höchste Reinlichkeit ausgerichtet.

Die Arbeiten im Hochbehälter haben vor einigen Tagen begonnen. Mit hohem Druck wurden alle Oberflächen gesandstrahlt, um die Kautschukschicht und die oberste Betonschicht abzutragen. Dazu wird scharfkantige Hochofenschlacke verwendet. 40 Tonnen brauchen die Flint-Mitarbeiter dafür.

Seit heute ist nur noch wenigen Menschen der Zutritt zum Hochbehälter gestattet. Sie haben spezielle Schulungen hinter sich, in denen sie die notwendigen Hygienestandards vermittelt bekamen.

Das Innere des Hochbehälters wird jetzt von großen Baustrahlern erhellt. Normalerweise herrscht dort völlige Dunkelheit und das Wasser steht vier Meter hoch. Noch sind an den Übergängen von der Decke zu den Wände und von dort zum Boden Ecken zu erkennen. Wenn der Spritzbeton in einer Stärke von 35 Millimetern aufgebracht ist, werden die Ecken Rundungen gewichen sein. Insgesamt werden dafür 100 Tonnen Beton benötigt, die mit zehn bar Druck auf die Oberflächen gespritzt werden. Wände und Decke sind glatt.

Leopoldshöher Wasser ist von Natur aus sauber

Die Decke bleibt rau, nicht wird geglättet. Adriaans erklärt: „Es entsteht immer Kondenswasser und wir wollen, dass dieses Wasser möglichst schnell herabtropft, um eine mögliche Verkeimung zu verhindern. Das geschieht am besten, wenn die Fläche nicht glatt, sondern aufgeraut ist."

Norbert Wehmeier ist Ingenieur für Wasserwirtschaft und bei der Gemeinde auch für die Hochbehälter zuständig. Er steht im Zulaufraum vor einem dicken Rohr. Daraus strömt das Wasser aus den Brunnen herein. Wassermeister Daniel Matysiok erklärt: „Wir haben hier in Leopoldshöhe so sauberes Wasser, dass wir es ohne weitere Behandlung in den Hochbehälter leiten könnten. Zur Vorsicht wird es aber mit UV-Licht bestrahlt, dass sämtliche Keime sicher unschädlich macht."

Wenn der Hochbehälter wieder gefüllt wird, verteilt sich das Wasser gleichmäßig in den Räumen, die mit Türen verbunden sind. Oberhalb des Zulaufrohres ist eine Öffnung zu sehen. Von dort aus wird per visueller Kontrolle geschaut, ob Sand mit ins Trinkwasser eingetragen wurde. „Das Wasser ist so klar, dass die Mitarbeiter von oben aus bis auf den Grund vier Meter tiefer schauen können", sagt Wehmeier. Und das wird in einigen Wochen wieder der Fall sein.

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