Eltern von Sternenkindern sind in Leopoldshöhe nicht allein

Oerlinghausen/Leopoldshöhe. Kommt ein Kind nicht lebend zur Welt oder verstirbt kurz nach der Geburt, ist dies für die Betroffenen sehr belastend. Die verwaisten Eltern der sogenannten Sternenkinder fühlen sich hilflos und allein gelassen, die Personen im Umfeld reagieren oft unangemessen. Hier möchte der Verein Sternenkindeltern-OWL Unterstützung, Trost und Hoffnung bieten. Mit 13 Personen wurde er soeben in Leopoldshöhe gegründet.

Nina Böse hat zwei Mal erfahren müssen, wie es ist, ein Kind vorzeitig zu verlieren. &bdquo;Meine Kinder sind in der Frühschwangerschaft gegangen. Es hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen und die Dunkelheit hat mich verschlungen“, berichtet sie. Deshalb kam die Physiotherapeutin auf die Idee, andere Familien mit ähnlichen Verlusten zu unterstützen. Sie fand weitere Interessenten und wurde bei der Gründungsversammlung in Leopoldshöhe zur Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt.

In Lea Epp fand sie eine engagierte Verbündete. Die Bielefelderin mit mehreren Sternenkindern ist als ehrenamtliche Trauerbegleiterin tätig und hatte schon Gruppen angeboten, um Betroffenen einen Austausch zu ermöglichen. Jetzt vertritt sie den Verein als zweite Vorsitzende.

Aufklärungsarbeit auch im Krankenhaus &bdquo;Wir sind keine Therapiegruppe“, sagt Lea Epp. &bdquo;Vielmehr verstehen wir uns als eine verlässliche Anlaufstelle zur persönlichen Unterstützung und direkten Hilfestellung.“ Neben der emotionalen Begleitung in Trauergruppen und Elterncafés sei die Weitergabe von Informationen wichtig. Epp: &bdquo;Die Eltern haben viele Rechte, die sie aber oft nicht kennen.“ Deshalb möchte der Verein Aufklärungsarbeit leisten, auch gegenüber Krankenhäusern. &bdquo;Unsere Erfahrung zeigt, dass Ärzte dazu neigen, alles schnell abzuwickeln“, sagen die beiden Vereinsvorsitzenden. &bdquo;Doch die Mütter können darauf bestehen, dass das Kind nicht sofort herausoperiert wird. Sie können sich Zeit nehmen und in Ruhe entscheiden.“

In einer solch extremen Situation, in der die betroffenen Frauen am Ende ihrer Kräfte sind, können die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins hinzugerufen werden. Darüber hinaus gebe es auch viel Unkenntnis, was mit dem verstorbenen Kind weiter geschieht. &bdquo;Das Bestattungsrecht ist hochkompliziert“, sagt Epp. Auch wenn keine Bestattungspflicht für tot geborene Kinder besteht, können die Eltern eine individuelle Bestattung mit eigener Grabstätte in Auftrag geben. Allerdings müsse dies ausdrücklich verlangt werden.

Sich angemessen verabschieden &bdquo;Auf Wunsch darf man das Kind sogar für kurze Zeit mit nach Hause nehmen, um sich angemessen zu verabschieden“, sagte Lea Epp. Ebenso kann für das Kind eine standesamtliche Bescheinigung eingeholt werden – sogar rückwirkend. &bdquo;Eine Frau hat sich erst 30 Jahre später mit dem Thema befassen können, die Urkunde ist dann wichtig für die Verarbeitung“, berichtet sie.

Dazu gehört auch, dass die Kinder einen eigenen Namen erhalten. Während des Weihnachtsmarktes in Bad Salzuflen hat der Verein Sternenkindeltern-OWL auf dem Salzhof einen Tannenbaum aufgestellt.

Er ist mit blauen Kugeln geschmückt – sie tragen die Namen von rund 50 Kindern und drücken aus, dass die Eltern nicht allein sind. Laut Statistik werden jedes Jahr in Deutschland 110.000 Kinder nicht lebend geboren oder versterben kurz nach der Geburt. Mit einer hohen Dunkelziffer ist zu rechnen.

Der neue Verein ist im Internet unter sternenkindeltern-owl.de oder per E-Mail an info@sternenkindeltern-owl.de erreichbar und möchte auch in Lippe tätig werden.

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