Leopoldshöher Wehr übt Kolonnenfahrt

Leopoldshöhe . Zum mittlerweile 30. Mal hat die Freiwillige Feuerwehr Leopoldshöhe ihren traditionellen motorisierten Marsch (Mot.-Marsch) ausgerichtet – eine Mischung aus Ausbildung, Orientierung und Kameradschaft, die längst über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist. Bereits um 7 Uhr morgens starteten rund 160 Teilnehmer in 27 Fahrzeugen vom Gerätehaus Leopoldshöhe in den Einzelmarsch.

Am Mot.-Marsch nahmen Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Leopoldshöhe, Bad Salzuflen, Detmold, Barntrup, Dörentrup, Lage, Oerlinghausen und Augustdorf sowie der Ortsverein Leopoldshöhe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) teil. Das Zielgebiet lag rund um Rietberg. Jedes Fahrzeug erhielt ein erstes, festgelegtes Ziel und konnte sich von dort aus selbstständig weiterentwickeln, um die weiteren Stationen abzufahren. Insgesamt mussten die Einsatzkräfte Aufgaben in 29 Ortschaften lösen – darunter Bentenhorst, Verl, Hövelhof und Rietberg. Die Route verlangte nicht nur eine gute Orientierung, sondern auch Teamgeist und Konzentration.

Knifflige Fragen und kreative Aufgaben Die Aufgaben entlang der Strecke forderten Aufmerksamkeit und Ortskenntnis gleichermaßen. Von Fragen wie &bdquo;Welche Auszeichnung hängt an der Schießhalle?“ über &bdquo;Welche Jahreszahl steht dort angeschlagen?“ bis hin zu &bdquo;Aus wie vielen Steinquadern besteht das Steindenkmal?“ oder &bdquo;Von welchem Fahrzeug steht die Fahrzeugfront im Schaufenster?“ war alles dabei. Auch Kreativität war gefragt: Die Teams sollten das Gemeindewappen von Leopoldshöhe aus Herbstlaub gestalten – eine Aufgabe, bei der Ideenreichtum und Teamarbeit im Vordergrund standen.

Zwischenstopp in Langenberg Zielpunkt der Orientierungsfahrt war das neue Gerätehaus des Löschzugs Langenberg. Dort konnten sich die Teilnehmer bei einer kleinen Stärkung erholen, die sanitären Anlagen nutzen und das moderne Gebäude besichtigen. Anschließend folgte die Kraftfahrereinweisung für den Rückmarsch nach Leopoldshöhe.

Ausbildung mit System Der Mot.-Marsch ist weit mehr als nur eine Orientierungsfahrt. Für die Kraftfahrer der Feuerwehren gilt er als Ausbildungsveranstaltung, bei der Fahrpraxis und taktisches Verhalten geschult werden. Im Einzelmarsch durch die Ortschaften können sich die Fahrer mit ihren Einsatzfahrzeugen vertraut machen – besonders im Hinblick auf Größe, Wendigkeit und technische Besonderheiten.

Noch wichtiger ist jedoch der anschließende Marsch im geschlossenen Verband. Der Mot.-Marsch dient hier nicht nur dem &bdquo;Fahren von A nach B“, sondern verfolgt mehrere zentrale Ausbildungsziele: Das koordinierte Fahren in Kolonne, die Einhaltung der Marschregeln wie Reihenfolge der Fahrzeuge, Abstände und Funkdisziplin, sowie das korrekte Verhalten an Kreuzungen, Ampeln und bei einem Abreißen des Verbandes. Durch diese Übungen wird die Verkehrssicherheit erhöht – sowohl für die Einsatzkräfte selbst als auch für andere Verkehrsteilnehmer.

Rückfahrt über Bundesstraße und Autobahn Gegen 13 Uhr setzte sich der Verband mit 27 Fahrzeugen und 15 Motorrädern von Langenberg aus in Bewegung. Die Motorräder sicherten sämtliche Kreuzungen und Zufahrten, sodass der Verband ungehindert fahren konnte. Die Marschroute führte als geschlossener Verband zunächst über die Bundesstraße, dann auf die Autobahn 33, bevor es bei Schloß Holte-Stukenbrock abging und über die Oerlinghauser Straße zurück nach Leopoldshöhe ging.

Ein geschlossener Verband gilt rechtlich als ein Fahrzeug – das bedeutet: Passiert das erste Fahrzeug eine Kreuzung bei Grün, darf der gesamte Verband folgen, auch wenn die Ampel zwischenzeitlich auf Rot schaltet. Verkehrsteilnehmer sollten nicht in den Verband einscheren, um dessen Geschlossenheit zu wahren.

Ausbildung auch für die Motorradstaffel Neben den Feuerwehrfahrzeugen war auch i wieder eine Motorradstaffel zur Absicherung im Einsatz. Für die Fahrer ist der Mot.-Marsch ebenfalls eine offizielle Ausbildungsveranstaltung – im Anschluss wurden Zertifikate an die neuen Teilnehmer überreicht. Die weiteste Anreise hatte in diesem Jahr ein Motorradfahrer aus Hamburg, der bereits am Vortag mit seiner Maschine auf einem Trailer angereist war.

Sieger, Pokale und &bdquo;Gurkenpreis“ Nach der Rückkehr nach Leopoldshöhe folgte traditionell die Siegerehrung:

1. Platz: Lage 3 – MTF 1 (Gewinner des Wanderpokals)

2. Platz: Augustdorf 1 – ELW 1

3. Platz: Dörentrup 0 – ELW 1

4. Platz: Leopoldshöhe 1 – LF 20

5. Platz: Lage 1 – MTF 1

Den humorvoll gemeinten &bdquo;Gurkenpreis“ für den letzten Platz erhielt in diesem Jahr die Mannschaft Lage 4 – DekonP.

Planung mit viel Engagement Die Vorbereitungen beginnen bereits Anfang September. Zunächst wird das grobe Zielgebiet &bdquo;erwürfelt“, anschließend steckt das Organisationsteam rund 30 mögliche Zielpunkte ab. An mehreren Tagen wird die Route testweise abgefahren, um geeignete Aufgaben zu entwickeln. Dabei achten die Planer darauf, dass nicht immer nur Kirchen oder Feuerwehrhäuser angefahren werden.

Auch die Durchfahrtshöhen, Gewichtsbeschränkungen und die Wendigkeit größerer Fahrzeuge spielen eine wichtige Rolle. Bereits Mitte September werden die Genehmigungen zur Austragung beantragt – ein aufwendiger Prozess, da die Route durch mehrere Landkreise führt und rechtlich genau definiert werden muss.

Ein Blick in die Geschichte Der Mot.-Marsch wurde 1994 durch den damaligen Wehrführer der Feuerwehr Leopoldshöhe ins Leben gerufen. Anlass war die Beobachtung, dass viele Feuerwehrkameradinnen und -kameraden bislang keine Erfahrung mit Fahrten im geschlossenen Verband hatten. Gemeinsam mit einem Kameraden, der diese Ausbildungsform aus der Bundeswehr kannte, entstand die Idee, ein ähnliches Konzept für die Feuerwehr Leopoldshöhe anzubieten.

Ziel war es, die Fahrpraxis, Koordination und Sicherheit im Straßenverkehr zu stärken und gleichzeitig den Zusammenhalt innerhalb der Wehr zu fördern.

Der erste Mot.-Marsch 1994 bestand aus sechs Fahrzeugen der Feuerwehr Leopoldshöhe sowie zwei Fahrzeugen des DRK Leopoldshöhe. Ein Versorgungsbulli der Feuerwehr fuhr damals selbstständig voraus und bereitete am Zielort die Verpflegung für die Teilnehmer vor. Der erste Marsch führte nach Paderborn auf den Truppenübungsplatz und war zunächst eine reine Fahrt im Marschverband. Erst in den Folgejahren kam die Orientierungsfahrt mit Aufgaben und Rätseln hinzu, wodurch sich der Marsch zu seiner heutigen Form entwickelte.

Der Kontakt zu den Motorradstaffeln wurde im Jahr 2013 während eines überörtlichen Hochwassereinsatzes geknüpft. Einsatzkräfte der Feuerwehr Leopoldshöhe trafen dort auf einen Kradfahrer. Aus diesem Austausch entstand die Idee, Motorräder künftig auch beim Mot.-Marsch zur Absicherung des Verbandes einzusetzen.

Im darauffolgenden Jahr kamen erstmals drei Motorräder zum Einsatz – zwei der Johanniter-Unfall-Hilfe Lippe und ein Krad des DRK-Ortsvereins Leopoldshöhe.

Seither hat sich die Zusammenarbeit stetig weiterentwickelt: Inzwischen variiert die Zahl der beteiligten Maschinen von Jahr zu Jahr, 2025 begleiteten 15 Kräder den Verband auf seiner Route durch Ostwestfalen. Seit über drei Jahrzehnten findet der Mot.-Marsch nun immer am 1. November statt – nur 2020 fiel er coronabedingt aus, weshalb 2025 die 30. Durchführung gefeiert wurde.

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