Detmold/Lügde-Elbrinxen. Nach den Urteilen gegen Andreas V. und Mario S. – 13 und 12 Jahre Haft wegen hundertfachem sexuellen Missbrauchs – kehrt erst einmal etwas Ruhe ein. Doch der „Fall Lügde" beschäftigt weiter Politik und zahlreiche Behörden. Er hatte aus vielen Gründen für Aufregung gesorgt: Da waren die schiere Zahl der Fälle, der lange Tatzeitraum, die Brutalität, mit der die Täter selbst ganz kleine Kinder missbrauchten – und das alles in einer vermeintlichen Campingplatz-Idylle.
Dem Prozess war monatelanges, beispielloses Behördenversagen vorausgegangen. Der Leiter des Jugendamts Hameln-Pyrmont sowie eine seiner Mitarbeiterinnen manipulierten die Akte der Pflegetochter von Andreas V., aus den Räumen der Polizei Lippe verschwand ein Aktenkoffer mit sichergestelltem Beweismaterial, Kinder wurden mehrmals unter unzulässigen Bedingungen von ungeschulten Polizisten vernommen. Die Ermittler durchsuchten Andreas V.s Parzelle auf dem Campingplatz mindestens sechs Mal – jedes Mal wurde Beweismaterial übersehen.
Später stellt sich heraus: Zu dem Zeitpunkt, als Andreas V. eine Pflegetochter zugesprochen wurde, lagen schon mehrere Hinweise gegen ihn vor. Gegen Mittäter Mario S. gab es 2004 und 2013 Strafverfahren wegen Missbrauchsvorwürfen, die eingestellt wurden. Die juristische und auch inhaltliche Aufarbeitung des Falls Lügde – sie hat gerade erst begonnen. Wir haben bei Polizei, Jugendämtern sowie in der Politik und bei Opferverbänden nachgefragt, welche Lehren aus dem Missbrauchsfall gezogen wurden und noch zu ziehen sind, um ein zweites „Lügde" zu verhindern.










Mit dem Kreis Lippe hat es ein Treffen gegeben. Dabei wurde verabredet, dass Fallübergaben zwischen beiden Kreisen persönlich erfolgen, um einen großen Informationstransfer zu gewährleisten. Es ist wichtig, eine Aufarbeitung der Missbrauchsfälle von Lügde vorzunehmen und daraus nachhaltige Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, um den Kinderschutz zu verbessern."