LWL verwehrt Lügde-Opfer aus dem Kreis Höxter Entschädigung

Kreis Höxter . Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat eine Entscheidung über eine erste Entschädigungszahlung an Missbrauchsopfer von Lügde getroffen. Wie Radio Hochstift berichtet, hatte ein mittlerweile erwachsener Mann aus dem Kreis Höxter einen Antrag auf Entschädigung im Rahmen des Opferschutzgesetzes gestellt. Er wurde noch im Kindesalter auf dem Campingplatz in Lügde-Elbrinxen und anderen Orten immer wieder dazu gezwungen, sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen und wurde dabei gefilmt. Der Antrag des Mannes wurde, laut Radio Hochstift , vom LWL abgelehnt. In einem Schreiben der Sachbearbeiterin stehe nach RH -Informationen, man könne nicht feststellen, dass er Opfer eines vorsätzlichen, rechtswidrigen tätlichen Angriffs geworden sei.

Wie berichtet, gibt es, laut Untersuchungsausschuss Kindesmissbrauch im NRW-Landtag, mindestens 13 Missbrauchsopfer aus dem Kreis Höxter. Laut Angaben des LWL haben elf Personen aus dem Kreis Höxter im Rahmen des Missbrauchskomplexes von Lügde einen Antrag auf Entschädigung gemäß Opferschutzgesetz gestellt. Über einen davon wurde jetzt entschieden.

Zuständig für solche Anträge gemäß Opferschutzgesetz ist in Nordrhein-Westfalen der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Dessen Sprecher, Frank Tafertshofer, bestätige auf Nachfrage, dass insgesamt rund 60 Personen einen Entschädigungsantrag gestellt haben. &bdquo;Wir haben uns bei den Entscheidungen über die Anträge an Recht und Gesetz zu halten", sagt der Sprecher. Spielraum gebe es in dem Fall keinen für den LWL.

Gesetzesnovelle wohl erst 2024 Das Ergebnis sei in besagtem Fall, von dem Radio Hochstift berichtet, dass der Antrag negativ beschieden werden müsse. &bdquo;Allen ist klar, dass man damit unzufrieden ist", sagt Tafertshofer. Immerhin werde das Opferschutzgesetz im Jahr 2024 reformiert. Ziel der Reform: Unter anderem, dass das Entschädigungsrecht übersichtlicher wird. Auch werden mehr Formen von Gewalt entschädigt: So bekommen auch Opfer von psychischer Gewalt oder Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung eine Entschädigung – unabhängig vom Alter der Betroffenen.

Noch ist die Reform aber nicht in Kraft. Geld kann rechtlich laut LWL keines fließen. Es sei denn, das NRW-Gesundheitsministerium in Düsseldorf stuft einen jeweiligen Fall als Härtefall ein. Genau das soll jetzt geprüft werden, weshalb der Fall nun auf dem Tisch des Ministeriums lande. &bdquo;Wir hoffen, dass das Ministerium es auch so sieht, dass hier ein Härtefall vorliegt und eine Entschädigung sinnvoll ist", sagt der Sprecher des LWL.

Ganz übel

Ein Kommentar von Ralf T. Mischer

Wir leben im Rechtsstaat. Entscheidungen werden nach Recht und Gesetz getroffen, eine wichtige zivilisatorische Errungenschaft. Dass das bei den Missbrauchsfällen von Lügde dazu führt, dass Opfer keine Entschädigung erhalten, ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Und aus menschlicher Sicht ganz übel. Das Gesundheitsministerium ist gut beraten, Lügde-Fälle als Härtefälle einzustufen. Um der Opfer willen – und um zu zeigen, dass der Rechtsstaat nicht vor barbarischen Taten kapitulieren muss.

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