Der Osterräderlauf in Lügde fusst auf einem starken Verein

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Die Dechen stopfen die riesigen Räder mit dem eigens dafür angebauten Stroh. - © Dechenverein Lügde
Die Dechen stopfen die riesigen Räder mit dem eigens dafür angebauten Stroh. (© Dechenverein Lügde)

Lügde. Die Tradition des Osterräderlaufs in der Lügde lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Dass der Lauf der brennenden Riesenräder in der Osternacht Tausende von Besuchern anzieht und seit 2018 zum Immateriellen Kulturererbe Deutschlands gehört, verdankt er dem Engagement des Osterdechenvereins. Vor 100 Jahren von 70 Lügder Bürgern gegründet, zählt er heute 557 Mitglieder.

Mit vereinten Kräften ziehen die Dechen die schweren Räder aus der Emmer. - © Dechenverein Lügde
Mit vereinten Kräften ziehen die Dechen die schweren Räder aus der Emmer. (© Dechenverein Lügde)

Das in Deutschland beklagte Vereinssterben und die oft zu beobachtende Überalterung der Mitglieder ist für den Osterdechenverein kein Thema. Die Mitgliederzahlen sind nach Angaben des Vereins seit Jahren stabil, fast 60 Prozent der Dechen sind jünger als 60 Jahre, die Begeisterung für die Tradition des Osterräderlaufs ist ungebrochen. Am Ostersonntag, 9. April, gibt es wieder Gelegenheit, den seit 100 Jahren aktiven Verein in seinem Element zu erleben: Beim Lauf der brennenden Osterräder.

„Lügde nennt sich ‚Stadt der Osterräder‘“, erklärt Bürgermeister und Deche Torben Blome. „Was nur ein Werbeslogan sein könnte, beschreibt tatsächlich das Selbstverständnis der Lügder. Dafür hat der Dechenverein viel geleistet.“ Auch die Unesco erkannte die Bedeutung des Lügder Osterbrauchs für die Stadtgemeinschaft: Die identitätsstiftende Wirkung des Brauchs war einer der Gründe für seine Aufnahme in die Liste des Immateriellen Kulturguts.

Verein dankt den Bürgern für ihr Engagement

Ein Trecker bringt die gewässerten Räder auf den Osterberg. - © Dechenverein Lügde
Ein Trecker bringt die gewässerten Räder auf den Osterberg. (© Dechenverein Lügde)

Nicht nur die Mitglieder des Dechenvereins sind am Osterwochenende auf den Beinen: Viele Freiwillige leisten ihren Beitrag an den Sperren zur Laufstrecke, bei der Feuerwehr, dem Musikcorps oder dem Transport der Räder auf den Osterberg. „Dem Dechenverein war es immer ein Anliegen, in die Stadt hineinzuwirken. Das ist wohl einer der Gründe dafür, dass die Dechen nicht den traurigen Weg in die Vergessenheit gehen wie so viele ländliche Brauchtumsvereine“, erklärt Oberdeche Uwe Stumpe. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Dechenvereins richtet man vom 4. bis 6. August ein Festwochenende aus. Mit diversen Veranstaltungen wollen die Aktiven all jenen Lügdern danken, die sich für den Verein und den Erhalt des Osterräder-Brauchtums engagieren.

Das Programm beginnt am Karsamstag

Die gestopften Räder werden auf den Gipfel des Osterberges gerollt. - © Dechenverein Lügde
Die gestopften Räder werden auf den Gipfel des Osterberges gerollt. (© Dechenverein Lügde)

Am Karsamstag, 8. April, startet im Emmerauenpark um 14 Uhr das Unterhaltungsprogramm mit Speisen, Getränken und Kirmestrubel. Zwischen 16 und 18 Uhr spielt der Fanfarenzug aus Brake im Park. Die Musiker sind auch dabei, wenn die Dechen die gewässerten Räder gegen 17 Uhr aus der Emmer holen und in einem feierlichen Umzug durch die Altstadt fahren.

Am Ostersonntag, 9. April, spielt das Blasorchester der Stadt Lügde von 13 bis 14 Uhr am Marktplatz. Ziel des anschließenden Umzugs des Dechenvereins mit den geschmückten Rädern ist der Lügder Osterberg. Um 14 Uhr startet erneut auch das Unterhaltungsprogramm im Emmerauenpark. Der Eintritt in den Emmerauenpark und der Zugang zur Laufstrecke der Räder kostet acht Euro. Für Kinder unter zehn Jahren ist der Eintritt frei. Gegen 15 Uhr beginnt auf dem Osterberg das traditionelle Stopfen der Räder mit Roggenstroh. Das erfordert viel Kunstfertigkeit und dauert etwa drei Stunden. Gegen 18 Uhr entzünden die Dechen am Berg ein großes Osterfeuer.

Der brennende Osterrad rollt hinab ins Tal der Emmer. - © Dechenverein Lügde
Der brennende Osterrad rollt hinab ins Tal der Emmer. (© Dechenverein Lügde)

Mit Anbruch der Dunkelheit wird der Emmerauenpark in stimmungsvolles Licht getaucht. Ab 21 Uhr werden die Räder nacheinander in Brand gesetzt und von erfahrenen Dechen ins Rollen gebracht. Am Berg und im Tal beobachten Tausende von Gästen, wie die brennenden Riesen rollend und springend ihr Ziel erreichen. Gegen 21.45 Uhr geht die Veranstaltung mit einem Hochfeuerwerk zu Ende. "Aufgrund des 100-jährigen Bestehens des Dechenvereins wird es in diesem Jahr besonders spektakulär ausfallen", versprechen die Organisatoren.

Weitere Informationen über den Osterräderlauf, den Dechenverein und die Stadt Lügde gibt es unter: www.osterraederlauf.de

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