Glättesturz in Lügde: Landgericht Detmold hält Kläger für Simulanten

Lügde/Detmold. Er war im Winter auf einem nicht gestreuten Grundstück in Lügde ausgerutscht, hatte sich dabei den Fuß gebrochen - und witterte nach dem ersten ausgezahlten Schmerzensgeld offenbar das große Geld. Mit mäßigem Erfolg: Ein Mann aus Linsburg ist vor dem Landgericht Detmold mit dem Versuch gescheitert, knapp 200.000 Euro von der Grundstückeigentümerin zu erstreiten. Der Einschätzung der Kammer nach soll der Mann sein anhaltendes Leid simuliert haben.

Der Sturz, um den es geht, liegt schon rund neun Jahre zurück. Der Rechtsstreit dauert allerdings bis heute an. Fakt ist, dass sich der Kläger damals beim Ausrutschen auf dem nicht gestreuten Grundstück in Lügde eine Bänderkapselverletzung und einen Bruch des fünften Mittelfußknochens am linken Fuß zuzog. Das Amtsgericht Blomberg sprach ihn daher für den Zeitraum zwischen Februar 2015 und Februar 2017 ein Schmerzensgeld von 4000 Euro zu.

Dabei wollte es der Mann offenbar nicht belassen. Vor dem Landgericht Detmold wollte der Linsburger dann eine weitaus höhere Summe erstreiten, teilt Landgerichtssprecher Dr. Wolfram Wormuth mit. Der Begründung nach habe der Kläger erheblich an Lebensqualität eingebüßt, da er wegen ständiger Schmerzen im linken Fuß dauernd Medikamente einnehmen müsse. Zudem könne er sich bestenfalls mit Krücken fortbewegen und sei die meiste Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen - sonst würden die Schmerzen &bdquo;unerträglich“ werden.

Alles nur simuliert? Genau das konnte der Kläger aber letztendlich nicht vor Gericht nachweisen. Im Gegenteil: Nach einem von der Kammer beauftragten orthopädischen Sachverständigkeitsgutachten liegen keinerlei Anzeichen für ein sogenanntes komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) vor, wie es der Kläger ursprünglich dargelegt hatte. Auch radiologisch ließ sich nicht feststellen, dass der Kläger den Fuß schonen würde - das sei weder am Fußskelett noch am Sprunggelenk zu erkennen gewesen.

Vielmehr hätten die klinischen Untersuchungen Hinweise ergeben, dass der Mann den Fuß voll belaste, heißt es seitens des Gerichts. Der Sachverständige konnte demnach keine Anzeichen für geschwächte Muskeln oder versteifte Fuß- und Zehengelenke finden. Außerdem weist die linke Fußsohle dem Gutachten nach nicht weniger Schwielen als die rechte auf. Die Haut eines geschonten Fußes müsste zudem &bdquo;glänzend und dünn“ sein, was die Untersuchungen ebenfalls nicht ergaben.

Kläger will Urteil nicht akzeptieren Die Kammer konnte keine Einschränkungen mehr feststellen, die zwei Jahre nach dem Unfall und darüber hinaus anhielten. Das Gericht sprach dem Kläger daher im November 2023 für den Zeitraum von Februar 2015 bis Februar 2017 &bdquo;bloß“ ein weiteres Schmerzensgeld von 4400 Euro sowie einen Verdienstausfall von 12.144 Euro zu.

Darüber hinaus muss der Mann die Kosten des gesamten Rechtsstreits zahlen, entschied das Gericht per Urteil. &bdquo;Zur Begründung hat die Kammer sinngemäß ausgeführt, dass der Kläger die Beeinträchtigungen nach 02/2017 lediglich simuliert habe, jedenfalls sei ihm der Nachweis entsprechender Beeinträchtigungen nicht gelungen“, teilt der Landgerichtssprecher mit.

Gegen das Urteil hat der Kläger Berufung vor dem Oberlandesgericht eingelegt. Eine Entscheidung steht noch aus.

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