Elektroflugzeug fliegt mit der Kraft von 2600 Mignonzellen

Oerlinghausen. Knallgelb, mit einer seltsam anmutenden schlanken Nase hinter dem Propeller kommt die &bdquo;Elektra Trainer“ auf die Landebahn des Segelflugplatzes der Bergstadt. Mit ihren 14,5 Metern Spannweite ähnelt sie einem Motorsegler. Tatsächlich ist sie jedoch eines der modernsten Produkte des Flugzeugbaus – ein Elektroflugzeug. Und angetrieben wird das Flugzeug von Mignonzellen, allerdings von einer großen Menge dieser kleinen Batterien. Ein Zellenblock enthält 260 Mignonzellen, die zusammengelötet sind. Zehn dieser Zellenblocks sind notwendig, um die Elektra Trainer anzutreiben.

Als er gelandet ist, steigt Uwe Nortmann aus dem zweisitzigen Cockpit, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Nortmann, 74 Jahre alt, ist seit 60 Jahren Pilot. Angefangen hat er mit Segelflugzeugen, später wurde er Testpilot bei Dornier, beim Luft- und Raumfahrtkonzern DASA und beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Und jetzt hat er sein Faible für die Elektromobilität entdeckt.

Flieger kann zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben Die Landung in Oerlinghausen hat einen guten Grund: Nortmann befindet sich in einem Wettrennen. Flugzeug gegen Auto, beide elektrisch angetrieben, war die Herausforderung. Und eigentlich sollte das Rennen in Memmingen starten. Ziel war die Insel Norderney. Doch das Wetter machte den Kontrahenten einen Strich durch die Rechnung. Bei niedriger Wolkendecke und Regen war ein Start des Flugzeugs nicht möglich. Kurz entschlossen wurde der Start 200 Kilometer weiter nach Norden verlegt, nach Gelnhausen bei Frankfurt. Das Flugzeug hat eine Leistung von 95 PS und kann zweieinhalb Stunden in der Luft bleiben. Die Strecke vom Start bis zum Ziel ist für das Flugzeug 420 Kilometer lang – theoretisch, denn Nortmann will energieeffizient fliegen. Dazu umfliegt er Gegenden, wo ihm der Wind ins Gesicht bläst und nutzt Aufwinde. Gestartet ist Nortmann um 11.13 Uhr. Bei einem Verbrauch von zehn Kilowattstunden pro Stunde landete er um 13.23 in Oerlinghausen. Und bei der Landung hatte er noch mehr als 20 Prozent Batterieleistung in Reserve.

Sein Gegner ist Lance David Arnold, vielen bekannt als Autotester des VOX-Automagazins. Er sitzt hinter dem Lenkrad eines Lucid Air Saphire. Eine Luxuskarosse mit Elektroantrieb. Reichweite ist für dieses Auto kein Problem mehr. Mit einer Ladung kommt das Auto weit mehr als 800 Kilometer weit. Und die Leistung? Die ist für Otto Normalverbraucher kaum zu fassen: 1.111 PS beschleunigen das Gefährt auf beinahe 380 Kilometer pro Stunde (die natürlich auf den Autobahnen zwischen Gelnhausen und Norderney nicht ausgefahren werden). Die Streckenlänge für das Auto beträgt 582 Kilometer. Und der Gewinner? Das Auto war ein paar Minuten früher am Ziel – trotz Fähre.

Es hapert an der Ladeinfrastruktur Doch eigentlich ging es nicht um den Sieg. Vielmehr war die Challenge von Morell Westermann initiiert worden, um den großen Fortschritt zu verdeutlichen, den die Elektromobilität in den vergangenen drei Jahren gemacht hat. &bdquo;Noch vor drei Jahren konnte ein elektrisch angetriebenes Flugzeug etwa 30 Minuten in der Luft bleiben. Heute sind es zweieinhalb Stunden. Das ist fünfmal länger“, sagt der Zukunftsforscher, Ingenieur und Pilot.

Er sieht die Zukunft der Privatfliegerei in Flugzeugen mit Elektroantrieb. Das Dilemma an größerer Verbreitung sieht er in der noch nicht existierenden Ladeinfrastruktur. &bdquo;Wir stehen heute mit der Elektrifizierung der Luftfahrt dort, wo wir vor zehn Jahren mit den e-Autos standen“, sagt er.

Und wie lässt sich solch ein e-Flugzeug fliegen? &bdquo;Man spürt keinen Unterschied“, sagt Nortmann. Allerdings muss der Motor nicht warmlaufen, die Leistung ist sofort da und das Flugzeug ist sehr leise. So leise, dass er die Schallmess-Einrichtung bei der Typenzulassung immer wieder überfliegen musste, weil die nichts anzeigte. Schließlich wurden 48 Dezibel bescheinigt – leise Radiomusik oder Vogelgezwitscher.

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