Oerlinghauser Jugendliche machen in der Feuerwehr wertvolle Erfahrungen fürs Leben

Oerlinghausen . Was habe ich eigentlich davon, wenn ich mich ehrenamtlich in der Jugendfeuerwehr engagiere? Für die Mitglieder der Gruppe in Oerlinghausen stellt sich diese Frage zumeist gar nicht. Die 50 Mädchen und Jungen schätzen die Gemeinschaft und möchten uneigennützig tätig werden. Es ergeben sich langfristig aber auch Vorteile für das eigene Leben, wie zwei Beispiele zeigen.

&bdquo;Als ich 1997 bei der Jugendfeuerwehr anfing, war die Ausbildung noch sehr handwerklich geprägt“, berichtet Sebastian Köster (40). &bdquo;Wir haben unter anderem gelernt, mit der Flex umzugehen und wie das Türöffnungswerkzeug verwendet wird.“ Die erworbene Geschicklichkeit im Umgang mit Arbeitsgeräten sei ihm auch privat zugute gekommen. &bdquo;All das findet sich zum Teil auch in meinem Beruf als Hausmeister wieder“, sagt Köster. Geselligkeit, Spiel und Spaß kommen in der Jugendgruppe nicht zu kurz. &bdquo;Bei den Freizeiten haben wir viel Dönekes gemacht, ich war ja selbst ein Spaßvogel“, erinnert er sich. Als er einer der Betreuer bei den Jugendlichen und später Stadtjugendwart wurde, konnte er von den eigenen Erfahrungen profitieren. &bdquo;Der Wechsel in die neue Rolle ist mir leichtgefallen“, sagt Köster. Er verstand die jungen Leute, kannte ihre Sprache und wusste auch, welche Streiche ihnen einfielen. &bdquo;Ich hatte ja ein geschultes Auge.“

Ohne Regeln geht es nicht

Ralf Solle (51) pflichtet ihm bei, dass es darauf ankomme, die Jugendlichen richtig anzusprechen. &bdquo;Auch die Feuerwehrtechnik muss spielerisch erarbeitet werden“, lautet die Erkenntnis aus seiner langjährigen Arbeit mit den jungen Leuten. Im Ehrenamt konnte er zudem viel über Menschenführung lernen. &bdquo;Es gibt doch sehr unterschiedliche Charaktere. Das ist nicht immer leicht, und man muss wissen, richtig darauf zu reagieren.“ Auch die Individualisten müssten einsehen, worauf es bei der Feuerwehr ankommt. &bdquo;Ganz ohne Hierarchie und Regeln geht es nun mal nicht“, sagt Solle.

Besonders erfreulich sei, wenn ein Teamgeist entstehe. Voraussetzung sei, dass sich die Jugendlichen gut kennenlernen und Verständnis füreinander aufbringen. &bdquo;Das macht dann richtig Spaß, und man vergisst, wie schwierig es war, die Kids dorthin zu führen.“ Die Zusammenarbeit im Team sei bei der Feuerwehr entscheidend. Man müsse sich aufeinander verlassen können, und alle seien gleichgestellt, nicht nur wegen der identischen Uniformen. &bdquo;Es gibt keine Markenklamotten und auch keine Hackordnung“, meint Solle.

Er hatte sich bereits früh entschieden. &bdquo;Ich wusste schon immer, dass ich mal zur Feuerwehr gehe“, sagt er. &bdquo;Als Kind habe ich miterlebt, wie der gesamte Löschzug zu einem Einsatz ausgerückt ist. Mit dem Fahrrad bin ich hinterhergefahren und habe fasziniert zugesehen. Ich fand das toll.“

Erfüllende Aufgabe

Schon bald stellte er fest, dass daraus auch ein Beruf werden könnte. Nach einer Ausbildung zum Elektriker und einer Zeit bei der Bundeswehr bewarb er sich bei der Berufsfeuerwehr in Bielefeld. Seine vorherige ehrenamtliche Tätigkeit brachte für die Einstellung keine Pluspunkte, er konnte dann aber in der beruflichen Praxis auf seine Erfahrungen zurückgreifen. &bdquo;Eine meiner Aufgaben bestand darin, Nachwuchskräfte auszubilden. Nun hatten aber alle einen unterschiedlichen Kenntnisstand, deshalb habe ich mich darauf verlassen, wie ich es schon bei den Jugendlichen in Oerlinghausen gemacht habe.“

Für Ralf Solle stand nie zur Debatte, sein Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr aufzugeben. Die Aufgabe sei eben sehr erfüllend. Mit Sebastian Köster ist er sich einig, wie erfreulich es sei, mitzuerleben, wie sich Jugendliche weiterentwickeln und Verantwortung übernehmen. &bdquo;Die Jugendlichen merken schon selber, dass es nicht nur darum geht, wer die besten Witze erzählt.“

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