Neue Nähwerkstatt: Was die Oerlinghauser in der Südstadt verbinden soll

Oerlinghausen . Christel Holzapfel ist ein wahres Energiebündel. Wenn die 74-Jährige etwas anpackt, dann mit Elan und vielen guten Ideen. Das jüngste Projekt ist eine Nähwerkstatt für Frauen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, die zweimal in der Woche geöffnet hat.

Dort, wo früher einmal die Agenda-Büchertauschbörse (mittlerweile im Stadtteilzentrum) den Platz für reichlich Lesestoff genutzt hat, liegen nun Stoffe aus Baumwolle, Leinen, Jersey und anderen Materialien in den Regalen. Schränke, Unterschränke und Arbeitsplatte sind gespendet worden und fügen sich farblich harmonisch nebeneinander. Zur Ausstattung gehören Bügeleisen, Nähmaschinen, Nadel, Faden, Schere und Schnitthefte. &bdquo;Erstaunlich, wie viele Menschen uns etwas zur Verfügung gestellt haben“, sagt Christel Holzapfel.

Der Bundestag war ihr Kunde Helle Freude kommt bei ihr auf, wenn sie daran denkt, dass bald über die Agenda-Tauschbörse auch ein großer Standspiegel im Raum Platz finden wird. Ihre Schneiderpuppe mit dem liebevollen Kosenamen &bdquo;Dulcinea“ steht bereits und trägt ein gerade von ihr gefertigtes Sommerkleid als Anschauungsobjekt für die Teilnehmerinnen.

Die Idee einer Nähwerkstatt ist im &bdquo;Frauenetzwerk Oerlinghausen“ entstanden und hat zunächst einmal einen traurigen Anlass. Nach dem Tod ihrer Mutter, die Näherin gewesen ist, und ihrer Schwester, einer Schnitttechnikerin, hat Friederike David nach einer sinnvollen Verwendung für ihr kreatives Erbe gesucht und nun gefunden. Auf einer Anrichte steht außerdem der große Meisterbrief ihrer Oma Erna Wagner vom Dezember 1931.

&bdquo;Das ist mir ganz wichtig“, betont Mit-Initiatorin Friederike David, denn ihre Oma sieht sie als Vorbild. Die Schneiderin war seinerzeit mit acht Geschwistern aufgewachsen, musste früh aus Platzgründen ausziehen und nähte für andere Menschen. Zur damaligen Zeit noch durchaus ungewöhnlich für eine Frau.

Christel Holzapfel hat die Modeschule in Düsseldorf besucht und sich zur Schnittmacherin ausbilden lassen. Neben anderen beruflichen Stationen hat sie viele Jahren lang in Essen-Kray eine Änderungsschneiderei mit großer Wäscherei betrieben.

Zu ihren Kunden hat unter anderem der Bundestag in Bonn gehört, für den exquisite Tischdecken und Servietten gemangelt worden sind oder Hussen für große Fest in der Gruga-Halle. &bdquo;Da haben wir manch eine Nachtschicht gefahren“, erinnert sich die gebürtige Bielefelderin, die seit 2020 wieder in Oerlinghausen lebt und betont: &bdquo;Ich wollte nie nichts machen.“

Eigene Ideen sind wichtig Den Frauen, die kommen, möchte sie zum einen die Grundlagen des Nähens vermitteln, sie möchte aber auch eigene Ideen fördern und Hilfestellung leisten. Ob Hosenschnitt, Kleid, Bluse oder Tasche, Änderungen oder eine Schultüte, alles ist möglich. &bdquo;Probestoffe sind vorhanden“, bestätigt die Fachfrau.

Christel Holzapfel leitet die Nähwerkstatt, Friederike David übernimmt die Organisation im Hintergrund. Beide sind dankbar, dass die Kirche die Räume zur Verfügung gestellt hat. &bdquo;Aktuell suchen wir noch einen Träger, damit eine Übungsleiterpauschale für die viele Arbeit, die geleistet wird, gezahlt werden kann“, sagt Friederike David, die auch hier auf Unterstützung hofft. Das gilt auch für die Suche nach einer weiteren Frau, die den Teilnehmerinnen neben Christel Holzapfel fachlich kompetent zur Seite steht.

Die Nähwerkstatt, zu erreichen durch den unteren Eingang des Bonhoeffer-Hauses der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde an der Heinrich-Kindsgrab-Straße 4, ist jeweils montags in der Zeit von 9 bis 11.30 Uhr sowie mittwochs von 17 bis 19.30 Uhr geöffnet. Kosten: 5 Euro pro Termin. Wer teilnehmen möchte, muss sich vorher bei Christel Holzapfel unter der Rufnummer (05202) 9773788 melden oder per Mail unter frauenetzwerk-oerlinghausen@gmx.de. Wer hat, bringt seine Nähmaschine mit. Voraussetzung ist das aber nicht.

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