Komplizierte Wirklichkeit in der Möbelbranche

Schieder-Schwalenberg. Die Auswirkungen des Ukrainekriegs und die Spätfolgen der Coronakrise sorgen für steigende Verbraucherpreise – auch auf dem Möbelmarkt. Laut Statistischem Bundesamt zogen die Preise für Möbel und Leuchten im Sommer um mehr als fünf Prozent an. Damit liegt der Möbelmarkt allerdings im allgemeinen Fahrwasser. Bekanntlich verteuerten sich insgesamt die Lebenshaltungskosten für Verbraucher. Die LZ sprach mit MCA-Geschäftsführer Marco Tölle im Vorfeld der MOW in Bad Salzuflen.

Herr Tölle, fingen die Probleme im Bereich der Logistik an? Also bei den Containern, die nicht auf die Reise gingen oder immer teurer wurden?

Marco Tölle: Die preisliche Situation bei Containern aus Asien war während der letzten zwei Jahre sehr schwierig. Zeitweise mussten wir Preissteigerungen bis zum sechsfachen Kurs verkraften. Aktuell ist eine leichte Entspannung bei den Marktpreisen erkennbar, die jedoch aufgrund der Abwertung des Euro zum Dollar – Seefrachten werden grundsätzlich in USD fakturiert – fast vollständig wieder aufgefressen wird.

Und bei dem Thema Nachhaltigkeit kommt möglicherweise der nächste Faktor ins Spiel, der gerade in aller Munde ist, wobei die Umstellungen wohl nicht zum Nulltarif zu haben sind

Marco Tölle : Wir können feststellen, dass das Thema Nachhaltigkeit bei unseren Kunden immer wichtiger wird. Als Importeur müssen wir immer zwischen Qualitätsaspekten – die Ware soll schließlich heile beim Kunden ankommen – und Minimierung der Verpackung abwägen. Schließlich verursacht die Erledigung einer Reklamation durch Ersatzteilversand oder schlimmstenfalls einen Austausch des kompletten Möbels auch einen ökologischen Fußabdruck.

Können Sie in Schieder direkt etwas in Sachen Nachhaltigkeit bewirken?

Marco Tölle: Wir sind FSC-zertifiziert und tragen durch den Verkauf zertifizierter Produkte dazu bei, die Wälder dieser Welt zu erhalten. Weiterhin produzieren wir in Schieder mit den PV-Anlagen auf unseren Bürogebäuden und Lagerhallen jedes Jahr mehr als eine Million Kilowattstunden. Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von rund 300 Vier-Personen-Haushalten. Und vor einem Jahr haben unsere Mitarbeiter auf einer Grünfläche neben unserem Lager in Lemgo-Voßheide eine Streuobstwiese mit 30 alten regionalen Obstbaumsorten angelegt, auf der heute über 30 glückliche Schafe weiden.

Bliebe noch die Frage nach der hinlänglich bekannten Rohstoffknappheit?

Marco Tölle: In unserem Sortiment spüren wir aktuell insbesondere bei Eiche eine Verknappung der Rohstoffe. Beispielsweise haben Bosnien und Herzegowina Ende Juni ein dreimonatiges Exportverbot für Rundholz erlassen, um notwendige Mengen für die dort ansässige verarbeitende Industrie sicherzustellen.

Oder ist das Thema Energie künftig das &bdquo;Sorgenkind“?

Marco Tölle: Ja. Problematisch stellt sich für unsere Lieferanten die Entwicklung der Energiekosten dar. Die Hersteller müssen aktuell neue Stromlieferverträge für 2023 abschließen. Im Vergleich zu den aktuellen Preisen werden sich die Energiekosten vervielfachen – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Herstellkosten der Produkte. Gleiches gilt für Spediteure, die aufgrund gestiegener Dieselpreise ebenfalls ihre Frachtraten anheben mussten.

Und das alles spüren auch die Kunden und halten sich zurück. Oder?

Marco Tölle: Wir spüren seit Juni einen deutlichen Rückgang beim Auftragseingang. Dafür gibt es aus unserer Sicht mehrere Gründe: Viele Verbraucher haben Möbelkäufe während der Corona-Zeit vorgezogen. Davon hat insbesondere der Online-Handel profitiert. Außerdem hat das extrem gute Wetter in diesem Sommer sowie die Urlaubslaune der Menschen nach zwei Corona-Jahren ohne Urlaub nicht zu guten Aufträgen im Möbelhandel beitragen können. Und die allgemeinen Preissteigerungen, auch bei Möbeln, sowie die Unsicherheit hinsichtlich der Energiepreise führen bei den Verbrauchern ebenfalls zu einer gewissen Zurückhaltung im Konsumverhalten.

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