An der Verkehrswende scheiden sich die Geister

Schlangen. Die Entwicklung des Straßenverkehrs und die Verkehrswende sind auch in der Schlänger Politik ein Thema. Wie man Verbesserungen der Nahmobilität und der Verkehrssicherheit erreicht, darüber gehen die Meinungen allerdings zwischen den Fraktionen auseinander.

So hat laut einer Pressemitteilung der CDU-Fraktion die "Partei" im Arbeitskreis Verkehrskonzept ein Einfahrtsverbot für die Ortsmitte gefordert, die allein Fußgängern und Radfahrern vorbehalten bleiben solle. Das komme für CDU und SPD nicht in Betracht. Schlangen sei gerade hier durch seine kurzen Wege und kostenlosen Parkmöglichkeiten direkt vor den Geschäften besonders attraktiv. "Würde dem motorisierten Verkehr die Ortsmitte nicht mehr zur Verfügung stehen, würde dies fatale Folgen für den hiesigen Einzelhandel und die Gaststätten mit sich bringen." Zwar nehme die Fahrradnutzung zu, das sei jedoch kein Grund, eine komplette Straße für alle weiteren Verkehrsteilnehmer zur sperren.

Einbahnstraße statt Sperrung Für Henning Schwarze, Fraktionsvorsitzender der "Partei", ist das "billiger Populismus". Es sei schlicht nicht wahr, dass man den Ortskern sperren wolle, vielmehr habe man im Rahmen des Verkehrskonzeptes Schulzentrum angeregt, in Teilen der Ortsmitte eine Einbahnstraßenregelung einzuführen, teilte er auf LZ-Nachfrage mit. Einbahnverkehr mache die Ortsmitte sicherer und attraktiver auch für Gastronomie und Einzelhandel. Studien zufolge profitiere letzterer von verkehrsberuhigenden Maßnahmen. Eine Chance für Schlangen sieht Schwarze auch darin, Parkplätze in Grünstreifen, Sitzecken oder Spielplätze umzuwandeln, wie es andere Kommunen vormachten.

Zum Vorstoß der "Partei" zur Verkehrssicherheit in der Badstraße (die LZ berichtete) merkt CDU-Ratsfrau Sina Gurcke (Vorsitzende des Arbeitskreises Verkehrskonzept) an, dass das Thema im Arbeitskreis nicht angesprochen, Bedenken zur Verkehrssicherheit seitens der "Partei" nicht geäußert worden seien. Dabei hätte man gemeinsam über die Forderungen diskutieren und Maßnahmen planen können.

Diverse neuralgische Punkte Einig sind sich CDU und die "Partei" darin, dass die Anbringung des Dialogdisplays (es zeigt die gefahrene Geschwindigkeit an) gerade jetzt im Sommer in der Badstraße sinnvoll ist. Überhöhte Geschwindigkeit sei jedoch ein Ausnahmefall. Auch das Fehlen von Geh- und Radwegen mache die Badstraße nicht zu einem gefährlichen Zubringer für das Freibad, so die CDU. Fußgänger könnten hier auf die breiten Grünstreifen abseits der Fahrbahn zurückgreifen. Verkehrsunfälle aufgrund von rücksichtslosem Verhalten der Autofahrer seien bislang nicht verzeichnet worden. Die Forderungen der "Partei" seien daher maßlos überzogen und entsprächen nicht der tatsächlichen Situation.

Henning Schwarze hält dagegen: Wenn man mit den Bürgern spreche, werde schnell deutlich, wie unsicher sich Fußgänger und Radfahrer auf den Straßen fühlten: "Da muss die Politik gegensteuern, das ist unsere Aufgabe." Es gebe etliche neuralgische Punkte, an denen man schon längst etwas hätte verbessern können. Aus seiner Sicht wird das wichtige Thema Nahmobilität von SPD, CDU und Verwaltung ignoriert und der motorisierte Verkehr priorisiert. Die Gemeinde sei auf dem besten Weg, die Verkehrswende zu verschlafen, findet Schwarze.

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