Sonne soll das Badewasser warm machen

Schlangen. 1993 ist im Freibad erstmals die Kraft der Sonne zur Erwärmung des Badewassers genutzt worden: Es wurde durch ein 25 Kilometer langes Leitungssystem aus schwarzen Kunststoffrohren gepumpt und so von der Sonne direkt aufgeheizt. Jetzt, 30 Jahre später, ist ein Quantensprung geplant: Mit modernster Photovoltaik- und Wärmepumpentechnik könnte das Freibad künftig energetisch autark und klimaneutral betrieben werden. Wie das genau geht, erfuhr der Rat in seiner jüngsten Sitzung.

Die Absorbertechnik war in den 90er Jahren eine verbreitete Technik, die Solarstromerzeugung galt noch als wenig effizient. Mit Hilfe der Solarheizung sparte die Gemeinde eine erhebliche Menge an Heizöl für die Erwärmung des Badewassers. Die technische Weiterentwicklung seither ermöglicht nun neue Lösungswege.

Die stellte Sascha Kuni vom Planungsbüro Skunicon GmbH aus Braunschweig vor. Es ist nach Angaben des Inhabers in den Bereichen Sondermaschinenbau und Energieeffizienz unterwegs, kennt sich mit Explosionsschutz und Abwassertechnik ebenso aus wie mit Schwimmbädern und hat bereits die Foliensanierung des Schlänger Freibades begleitet.

Hoher Wirkungsgrad "Durch diese Foliensanierung haben Sie bereits einiges an Energie eingespart", bilanzierte Sascha Kuni. Nun gehe es um die Optimierung durch Wärmepumpen und Solarstrom. Wärmepumpen hätten heutzutage einen Wirkungsgrad von rund 85 Prozent. Sie hätten den Vorteil, dass keine fossilen Energieträger verbrannt werden müssten, somit auch keine Abgase und Abwärme anfielen. Die Solaranlage liefere den Strom für den Betrieb der Wärmepumpe sowie Wärme. Unterm Strich bekomme man das Drei- bis Fünffache der eingesetzten Energie wieder heraus. Zudem sei eine solche Anlage ausgesprochen wartungsarm.

Noch kommt im Freibad eine Ölheizung zum Einsatz. Kuni verwies darauf, dass die nach 2026 nicht mehr erlaubt sei, ein Bestandsschutz für Altanlagen sei nicht sicher.

Skunicon schlägt für das Schlänger Freibad eine Photovoltaik-Thermie-Anlage (PVT) vor. Diese relativ neue Technologie ermöglicht es, mit einem Solarmodul gleichzeitig Strom zu erzeugen und Flüssigkeit zu erwärmen, aus der wiederum die Wärmepumpe Energie zieht. "Die Anlage würde im Sommer sogar einen Stromüberschuss produzieren", war sich Sascha Kuni sicher. Selbst im Winter würde sie noch mit einem Wirkungsgrad von bis zu 40 Prozent arbeiten. Überschüssiger Strom könne verkauft oder gespeichert werden.

Klimaneutrale Energieversorgung Für die PVT-Kollektoren wird eine Fläche von etwa 300 Quadratmetern benötigt, 900 wären verfügbar. Platz auf der Liegewiese geht nicht verloren, denn das ehemalige Solarfeld und die Flachdächer des Freibades bieten laut Sascha Kuni die nötige Fläche.

Der große Vorteil der Anlage: "Das Freibad wäre komplett CO2-neutral, und Sie hätten keine steigenden Energiekosten zu befürchten", erklärte Kuni. Das System sei modular aufgebaut und damit erweiterungsfähig, etwa um Turnhallendächer einzubeziehen. Bei Bedarf, etwa an kühleren Sommertagen, könne die Wassertemperatur im Freibad ohne Mehrkosten erhöht werden.

45 Prozent Förderung möglich Noch ist das Zukunftsmusik, denn es ging im Rat nicht darum, das Projekt zu beschließen, sondern zunächst das Interesse an einer Förderung aus dem Bundesprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" zu bekunden. Mit der förmlichen, einstimmigen Interessensbekundung durch den Rat kann die Gemeinde sich Hoffnung auf eine 45-prozentige Förderung des Vorhabens machen, worüber der Rat dann noch einmal gesondert beschließen müsste. Für die energetische Sanierung und vollständige Umstellung des Freibades auf regenerative Energie sind Gesamtkosten von gut zwei Millionen Euro kalkuliert, von denen die Gemeinde knapp 1,14 Millionen Euro selbst aufbringen muss.

Die FRAKTION hatte im Vorfeld der Ratssitzung das Projekt begrüßt, zugleich aber mehr Personal für das Freibad gefordert. Es müsse sichergestellt sein, dass künftig die Öffnungszeiten nicht wegen Krankheit oder Personalmangel gekürzt werden müssten. Durch die Energiekostenersparnis halte man eine Verlängerung der Öffnungszeiten für möglich.

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