Neues aus Schilda: Gemeinde Schlangen verstößt bei Fußgängerüberweg gegen viele Vorschriften

Schlangen. Wer derzeit in Schlangen zwischen dem Bürgerhaus und dem Eiscafé Molin die Straße überqueren möchte, könnte an einen Schildbürgerstreich denken. Da ist ein knallroter neuer Fußgängerüberweg auf der Fahrbahn markiert, aber auf beiden Seiten steht jeweils eine Absperrbake. Denn der Weg darf nicht nicht genutzt werden. Die Polizei hält ihn für gefährlich und der Kreis als Straßenverkehrsbehörde hat die Entfernung der nicht vorschriftsmäßigen Markierung angeordnet.

Dass Fußgängerüberwege Straßen in der Regel gerade überqueren hat einen guten Grund: Es ist der kürzeste Weg. So ist der Fußgänger die kürzeste Zeit auf der gefährlichen Straße und am schnellsten wieder auf dem sicheren Bürgersteig. Deshalb ist sogar in der Straßenverkehrsordnung geregelt, dass Fußgänger die Straße "zügig auf dem kürzesten Weg quer zur Fahrtrichtung zu überschreiten" haben. Der Schlänger Überweg überquert den Querweg [sic] aber leicht gebogen.

Nur vermeindlich sichere Querungsstelle Außerdem: "Furteinfärbungen wie die in Schlangen sind nur an besonderen Konfliktstellen bei Radwegen vorgesehen", schreibt Kreis-Pressesprecher Patrick Bockwinkel. "Dies kann nicht auf Fußgängerüberwege übertragen werden. Der im Schlänger Fall in weiß aufgebrachte, unterbrochene Querstrich lehnt sich außerdem optisch an eine sogenannte Fußgängerfurt an, welche aber nur im Zuge von Fußgängerampeln aufgebracht werden darf." Es stelle eine große Problematik dar, dass den Fußgängern eine vermeintlich sichere Querungsstelle angeboten werde, die das Straßenverkehrsrecht so überhaupt nicht vorsehe.

"Hinzu kommt, dass durch die auf den Behindertenparkplätzen stehenden Autos die Sicht auf Kinder verdeckt werden kann, die die Straße überqueren möchten." Außerdem sei völlig unklar, wer an der Stelle Vorrang habe – Autofahrer oder Fußgänger. "Durch die in Schlangen erstellten Markierungen ergibt sich jedenfalls keine Wartepflicht für Autofahrer", erklärt Bockwinkel. "Sie werden stattdessen an dieser Stelle mit einer gänzlich unbekannten Fahrbahnmarkierung konfrontiert. Das alles kann zu Handlungsunsicherheiten bei Fußgängern und Autofahrern sowie zu gefährlichen Situationen führen, die man ja eigentlich vermeiden will."

Gefährlicher Elterntaxi-Verkehr Tatsächlich hat die Gemeinde die Markierung gut gemeint. Denn im eigentlich verkehrsberuhigten Bereich (Spielstraße) Rosenstraße/Querweg sind zu bestimmten Zeiten zahlreichen Elterntaxis unterwegs. So kann es trotz Schrittgeschwindigkeit und Fußgänger-Vorrang gefährlich werden. Die Straßen sind die einzige Zufahrt zur August-Hermann-Francke-Gesamtschule und zur Grundschule Schlangen. "Wir haben 350 Kinder. Viele werden mit dem Auto gebracht. Das sind viele Autos", sagt Grundschulleiterin Anne Schulz. "Aus Sicht der Grundschule kann ich sagen, dass ich ein generelles Verkehrskonzept sehr sinnvoll fände." In ihrer Schule wünsche man sich, dass möglichst viele Kinder den Schulweg selbstständig zu Fuß zurücklegten. "Bewegung ist wichtig und ein kleiner Plausch mit Freunden auch. Das fördert die Selbstständigkeit. Und das ginge ja auch anteilig." Dazu müssten Eltern ihre Sprösslinge nur etwas entfernt von der Schule aus dem Auto steigen lassen.

Ungeschickt ist auch: Die Gemeinde Schlangen hat sich bei der Markierung des Fußgängerüberwegs nicht an den Dienstweg gehalten. In der Gemeindeverwaltung ging man offenbar davon aus, dass diese Markierung keiner überörtlichen Genehmigung bedurfte. "Wie bei Verkehrszeichen können auch Straßenmarkierungen nur auf Anordnung der zuständigen Verkehrsbehörde – in diesem Fall der des Kreises Lippe – aufgebracht werden", heißt es dazu aus der Kreis-Pressestelle. Denn natürlich sind Abmessungen, Verlauf und auch die etwaige Farbgebung genormt. Im vorliegenden Fall in Schlangen sei die Verkehrsbehörde des Kreises Lippe weder beteiligt noch informiert worden. Eine Rückrufbitte der LZ im Rathaus blieb unbeantwortet.

Wie kann die Situation vor Ort nun gelöst werden? Oder - um den Bogen zu Schilda zu schlagen - : Wie bekommt man nun Fenster ins dreieckige Rathaus? Es liefen Gespräche zwischen der Verkehrsbehörde des Kreises Lippe und der Gemeinde Schlangen, verrät der Kreis. "Diese hat inzwischen einen Antrag auf Genehmigung der Fußgängerführung gestellt. Fest steht allerdings, dass der Überweg aus den genannten Gründen in der derzeitigen Form nicht bestehen bleiben kann."

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