So euphorisch begrüßen Bürger und Kraftfahrer die neue A 33

Borgholzhausen. Es ist ein neblig-dunstiger Novembertag in Borgholzhausen. Und dennoch sind viel mehr Fußgänger als sonst entlang der B 476 unterwegs zur Anschlussstelle Borgholzhausen an der Autobahn 33. Ihr Ziel: die Brücke, die die Trasse an dieser Stelle überspannt. Mit gespannten Blicken warten sie von hier auf einen großen Moment. Und da kommen sie: Die ersten Fahrzeuge erobern die Asphaltpiste Richtung Osnabrück. Zum ersten Mal ist die Trasse nun offiziell für den Verkehr freigegeben.

Die Menschen winken den Kraftfahrern zu und werden mit gehobenem Daumen und Lichthupe zurückgegrüßt. Besonders euphorisch zeigen sich die vielen LKW-Fahrer, die nun die Autobahntrasse erobern. Unter den winkenden Zuschauern auf der Brücke ist auch die Detmolderin Ulrike Wegner. &bdquo;Wenn Straßen NRW etwas eröffnet, sind wir immer dabei", sagt die 68-Jährige mit Blick auf ihren Lebensgefährten Wolfgang Kaiser. Beide finden die Trassenfreigabe gut.

"Die 35 Kilometer nach Bielefeld waren sehr schwierig" Kaiser, der 37 Jahre lang in Versmold gewohnt hatte und als Signaltechniker der Bahn beruflich viel nach Bielefeld oder andere Orte in Ostwestfalen-Lippe fahren musste, berichtet von sehr ungemütlichen Zeiten, die er die vergangenen Jahrzehnte im Auto verbracht habe. &bdquo;Die 35 Kilometer nach Bielefeld waren sehr schwierig", erzählt der 79-Jährige. Bei schlechtem Wetter habe er mitunter zwei bis zweieinhalb Stunden dafür gebraucht. &bdquo;Das war eine Aktion."

Jetzt fahre man, aus Detmold kommend, in Augustdorf auf die A 33 &bdquo;und ist zack in Osnabrück", wie Wegner lachend sagt. Allerdings, fürgt sie hinzu, müsse im Raum Osnabrück ja auch noch die Nordumgehung kommen.

"Aber es werden auch viele Flächen versiegelt" &bdquo;Ich spiele in Bielefeld Fußball. Durch die A 33 bin ich jetzt natürlich schnell dort", sagt Tom Haßheider, der mit seiner Schwester Judie, der Golden Retriever-Hündin Feeny und seiner Mutter Astrid von zu Hause gekommen ist, um diesen historischen Tag mitzuerleben. Die Familie wohnt unweit der Autobahntrasse. Nachdenklich fügt er hinzu: &bdquo;Aber es werden auch viele Flächen versiegelt."

Astrid Haßheider berichtet, dass sie bereits 1971 vom Land angeschrieben worden sei, als es bereits um die Planung der neuen A 33-Trasse ging. &bdquo;Damals war noch nicht abzusehen, dass sich der Verkehr so entwickelt." Mittlerweile fahren die Autos und Lastwagen unter Beobachtung auch vieler Kameraobjektive fast Stoßstange an Stoßstange über die neue Autobahntrasse.

"Eine der Herzkammern der deutschen Industrie" Kurz zuvor, im Festzelt auf dem Gelände einer in der Nähe angesiedelten Spedition, herrscht ausgelassene Stimmung unter den Gästen. Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, dankt allen &bdquo;die bei Wind und Wetter gearbeitet haben", um die A 33 fertigzustellen. Die Entlastung für die betroffenen Kommunen, darunter Halle, könne nicht hoch genug eingeschätzt werden.

&bdquo;Man könnte sogar versucht sein, von der einen zur anderen Seite der B 68 zu Fuß zu wechseln", scherzt Ferlemann mit leicht ironischem Unterton. Nordrhein-Westfalen sei &bdquo;eine der Herzkammern der deutschen Industrie". Deshalb sei die Fertigstellung der Trasse, die das Bundesland mit den norddeutschen Häfen verbinde, von höchster Bedeutung. Ferlemann dankte auch allen, &bdquo;die Grund und Boden zur Verfügung gestellt haben", um den Bau der Trasse zu ermöglichen.

Er hoffe, dass man auf der A 33 nun frei fahren könne, &bdquo;ohne Blitzer". Ob dies eine Anspielung auf den Blitzer am Bielefelder Berg der A 2 sein sollte, blieb an dieser Stelle offen. Das Verkehrsaufkommen wird für die A 33 auf bis zu 42.000 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden geschätzt. Die Verkehrsfreigabe nach fast 60 Jahren Planungs- und Bauzeit veranlasste Güterslohs Landrat Sven-Georg Adenauer zu der Feststellung: &bdquo;Das ist einer der schönsten Tage, an denen ich hier Landrat sein darf."

Verkehrsminister: "Einer der bedeutendsten Lückenschlüsse" Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sagte im Gespräch mit dieser Redaktion: &bdquo;Dies ist einer der bedeutendsten Lückenschlüsse im Land." Das Beispiel der A 33 zeige, &bdquo;dass Straßenbau nicht per se falsch ist, wie die Grünen das gerade auf ihrem Parteitag in Bielefeld beschlossen haben." Mit der Trasse gelinge es, &bdquo;Verkehr aus den Orten herauszuhalten", so Wüst. Laut Schätzungen würden die betroffenen Städte pro Tag um etwa 18.000 Fahrzeuge entlastet, die bislang auf der Bundesstraße 68 unterwegs gewesen seien.

&bdquo;Die Verkehrsbedürfnisse werden immer größer." Deshalb müssen man einerseits den öffentlichen Personennahverkehr besser machen. &bdquo;Aber in suburbanen Regionen werden wir weiter Straßen bauen", kündigte Wüst an.

Besonders glücklich äußerte sich Halles Bürgermeisterin Elisabeth Rodenbrock-Wesselmann (SPD): &bdquo;Ich bin froh, dass der Lückenschluss da ist. Die Menschen haben das fehlende Stück durchlebt und durchlitten." Sie habe aber auch &bdquo;totales Verständnis für die, die neu belastet werden. Aber es gibt mehr Menschen, die entlastet werden."

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