Verwahrloster Rentner: Er starb, als alles gut zu werden schien

Herford/Bad Salzuflen. Ohne Strom und Wasser lebte Peter Müller alleingelassen und verwahrlost ein Jahr lang in einem Keller in Lippinghausen. Menschen, die ihm hätten helfen können, kannte er nicht.

Nach einer kleinen Odyssee und einigen glücklichen Fügungen bekam er einen festen Platz in einem Altenzentrum in Bad Salzuflen, aber erholte sich dann nicht mehr von einem Rückschlag. Mit 65 Jahren verstarb er plötzlich - als alles gut zu werden schien.

Interessierte Leser fragten in der Redaktion hin und wieder nach, wie es dem Senior mittlerweile ergangen ist. Er arbeitete fast 50 Jahre bei Eggersmann Küchen in der Produktion und rutschte dann ab, als die Schwester ins Koma fiel und er als Rentner zum Einzelgänger wurde. Erst als sich Nachbarn beschwerten, sich das Ordnungsamt einschaltete, der Schwager die Redaktion kontaktierte und sich an den Petitionsausschuss wandte, bewegte sich etwas.

"Brauche ein Dach über dem Kopf" Müller bekam eine gesetzliche Betreuerin, wurde in einer Kurzzeitpflege in Lippinghausen aufgepäppelt und von da aus in eine Rehaklinik nach Bad Oeynhausen gebracht. Weil er da nicht mehr bleiben konnte, kam er für einen halben Tag in ein Herforder Obdachlosenheim, bis er schließlich in einem Altenzentrum in Bad Salzuflen landete.

Zunächst war unklar, ob er dauerhaft dort bleiben konnte und wie es für ihn weiterging. "Ich brauche ein Dach über dem Kopf und jemanden, der mir hilft", sagt er damals. Weil sein Pflegegrad um zwei Stufen erhöht wurde und die Pflegeversicherung griff, erhielt er drei Wochen vor seinem Ableben einen positiven Bescheid: Er durfte bleiben.

Die Nachricht über den Tod von Müller trifft auch seinen ehemaligen Chef und Eggersmann-Geschäftsführer Andreas Schewe, der ihn vor kurzem noch besuchte. "Peter ging es wieder besser, er fühlte sich so gut wie noch nie und hatte viele Kontakte zu Bewohnern im Heim."

Schewe kannten den stämmigen Mann, als Schüler arbeitete er noch mit ihm zusammen im Unternehmen: "Er war treu und zuverlässig", beschreibt er ihn. Und deutet gleichzeitig daraufhin, dass es in seinem Fall Versäumnisse bei den Behörden und Ämtern gegeben habe.

Wurde der Rentner betrogen? Bis zum Schluss bleibt unklar, was mit der Rente und dem Ersparten von Müller geschehen ist. Mit Hilfe der gesetzlichen Betreuerin zog der Analphabet im März 2020 vor Gericht. Etwa 10.000 Euro könnten fehlen, vermutete ein Nahestehender von Müller. Auf Müllers Namen sollen Kredite ausgestellt worden sein, bei denen wohl die Unterschrift gefälscht wurde. Ein Verwandter und seine Frau musste sich vor Gericht erklären.

Das turbulente Jahr 2020 endet am 20. Dezember für Peter Müller mit dem Tod. Er hoffte und bangte, weil lange nicht feststand, wie es mit ihm weitergeht und ob vielleicht sogar auf der Straße landen würde. Das Blatt wendete sich. "Zum Glück hatte er noch ein paar gute Monate im Heim - ich hätte ihm wesentlich mehr gewünscht", sagt ein Angehöriger.

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