Corona-Gau in Bielefelder Firma: Ein Fünftel der Arbeiter positiv getestet

Bielefeld . Auf diese Premiere hätte die Eisengießerei Baumgarte gut und gerne verzichten können. Das Industrieunternehmen war der erste Betrieb in Bielefeld, der im Verlauf der Pandemie von einem großen Corona-Ausbruch unter der Belegschaft betroffen war. Und diese Betroffenheit dauert an: Nachdem der erste Massentest am 17. August 18 positiv Getestete erbracht hatte, ist die Fallzahl nach zwei weiteren Testungen mittlerweile laut Gesundheitsamt auf 54 gestiegen. Diese hohe Betroffenheit hat in der Stadt nicht nur dazu beigetragen, die Inzidenzzahl in die Höhe zu treiben, sondern hat auch für Baumgarte handfeste Folgen, die wohl bis ins nächste Jahr ausstrahlen werden.

&bdquo;Wir sind erst einmal froh, dass wir nicht von Amts wegen schließen mussten", sagt Clemens Küpper, Sprecher der Geschäftsführung. Doch die Sorge, das Schicksal beispielsweise mit Fleischfabrikant Tönnies teilen zu müssen, sei ihnen relativ schnell genommen worden. Küpper betont die gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, dessen Hygienespezialisten den Betrieb auch genau unter die Lupe genommen und nahezu keine Mängel im Corona-Konzept gefunden hätten.

Noch bei Ende der Betriebsferien und dem Start in die zweite Jahreshälfte am 2. August hatte bei Baumgarte alles gut ausgesehen. Doch in der Woche ab dem 9. August traten bei einigen Mitarbeitern Erkältungssymptome auf, innerbetriebliche Schnelltests erbrachten acht positive Ergebnisse, die später nahezu alle durch die PCR-Tests bestätigt wurden. Betroffen waren Geimpfte und Ungeimpfte, Urlaubsrückkehrer und Mitarbeiter, die gar nicht verreist waren. Das Infektionsgeschehen nahm Anlauf.

Gemeinsam mit Mitgeschäftsführer Eckard Winter erläutert Clemens Küpper, welche Folgen es für die Eisengießerei hat. Mitten in der Hochkonjunkturphase musste die Produktion rapide gedrosselt werden. Normalerweise wird bei Baumgarte auf drei Produktionsschienen im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet – neun Schichten sind also das Maximum. &bdquo;Unsere Grundauslastung sind sechs Schichten", schildert Küpper, &bdquo;jetzt fahren wir nur vier." Das reduziere die Produktionsleistung um rund 25 Prozent, schildert Winter, &bdquo;eine große Herausforderung".

Die Eisengießerei produziert unter anderem Pumpengehäuse unterschiedlichster Art, Getriebegehäuse, ist Lieferant für die Papier- und Druckmaschinenindustrie oder für Landmaschinenhersteller. &bdquo;Wir machen auch so exotische Dinge wie Klavierrahmen aus Guss", sagt Clemens Küpper und lacht. Er hat seinen Humor noch nicht verloren, obwohl dieser Corona-Ausbruch ihm schon graue Haare beschert habe, wie er selbst sagt. Die Kunden müssen jetzt bis zu drei Wochen auf die bestellte Ware warten, was schließlich bis zu den Endkunden durchschlage.

Erschwert werde das Ganze noch durch den Mangel an Rohstoffen und die gestiegenen Preise. &bdquo;Da kommt eines zum anderen", meint Eckard Winter. &bdquo;Die Disponenten haben alle Hände voll zu tun, die Wogen zu glätten." Und auch wenn der Corona-Ausbruch kein Verschulden der Firma sei, erinnere sich bei den Preisdiskussionen im kommenden Jahr alle nur an die &bdquo;schlechte Lieferperformance". &bdquo;Verhandlungen sind leider nicht immer faktenbasiert", sagt Clemens Küpper achselzuckend. Die Lieferverzögerungen seien einfach imageschädigend. Baumgarte selbst fehlten in den nächsten Monaten einige 100.000 Euro an Umsatz, ein Verlust, der jedoch später durch Mehrarbeit wieder aufgeholt werden könne.

Ob am Freitag zum vierten Mal noch einmal alle rund 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getestet werden müssen, hängt nach Küppers und Winters Worten von nochmaligen Gesprächen mit dem Gesundheitsamt ab. Die jüngste Testung hatte sieben weitere Infizierte erbracht, Baumgarte betont, es seien eigentlich nur zwei neue. Bei den fünf Übrigen handele es sich um Genesene, die nicht mehr infektiös seien, aber der PCR-Test habe gleichwohl noch mal angeschlagen.

"100-prozentige Testdisziplin" Beide Geschäftsführer bedanken sich ausdrücklich bei den Mitarbeitern, die selbst in Freischichten gekommen seien, um die Massentestungen mitzumachen. Winter: &bdquo;Die Testdisziplin liegt bei 100 Prozent." Großartig sei auch der Arbeitseinsatz, trotz wechselnder Schichten. Die Personalabteilung sei mit all dem extrem gefordert.

In etwa 14 Tagen hofft die Eisengießerei wieder im Normalbetrieb zu sein. &bdquo;Aber der Gap bleibt länger bestehen", sagt Eckard Winter, &bdquo;wir können die Produktion zwar wieder hochfahren, aber nicht beschleunigen."

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