Schloß Holte-Stukenbrock. Dieses Giraffenbaby braucht gar keinen Laut von sich zu geben, um wissen zu lassen, wie es sich gerade fühlt. Quietschvergnügte Sprünge über den grünen Rasen in der Steppe des Safarilandes, den es soeben zum ersten Mal in seinem Leben betreten hat.
Ein beleidigter Rücken, wenn Mama Inka wieder zurück ins Giraffenhaus will. Ein fassungsloser Blick, wenn seine Mutter ihm das Milchtrinken verweigert. Dieses zwei Meter große Giraffenbaby ist einfach entzückend.
Natur hat sich selbst übertroffen
Auch der Zoologische Leiter des Safarilandes, Markus Köchling, kann dem Charme dieses Geschöpfes nicht widerstehen. „Wie von Steiff", sagt er, die dünne Gestalt betrachtend. Und man weiß ja, wie schockverliebt Kinder in die Stofftiere der Firma Steiff sind. Bei dem fünf Tage alten Giraffenbaby hat sich die Natur selbst übertroffen. Diese langen Wimpern, dieser runde schwarze Puschel am Schwanzende.
Am 6. Oktober ist es in den frühen Morgenstunden aus zwei Metern Höhe in die Welt geplumpst. Das Verletzungsrisiko war indes gering: Die Knochen sind zum Zeitpunkt der Geburt noch ganz weich. Dann ist „keine Zeit für eine Pause", sagt Markus Köchling, „nach einer halben Stunde muss das Giraffenbaby stehen." Und am besten gleich trinken. Damit es das überhaupt kann, hat die Natur das Junge zwei Meter groß gemacht. Aber wenngleich sich die junge Dame, die am Montag zum ersten Mal auf die Wiese durfte, zwischen all den begeisterten Sprüngen und Sprints gerne einmal bei Mama gestärkt hätte, Inka ist nicht geneigt, diesen intimen Moment mit den Pressevertretern zu teilen, die Markus Köchling um sich geschart hat. Inka zeigt ihren Zuschauern etwas indigniert ihr Hinterteil. Das Baby staunt.
Inka ist nach 14,5 Monaten zum ersten Mal Mutter geworden. Der Vater ist Roy, der einzige Bulle in der jetzt fünfköpfigen kleinen Herde. Anders wäre auch schlecht. Zwei Bullen in einer Herde, das führt zu Konkurrenzkampf.
"Artenschutz funktioniert nur, wenn Artenschützer zusammenarbeiten"
Wäre also Roys Giraffenbaby ein kleiner Bulle geworden, hätte er nicht im Safariland bleiben können, sondern wäre bei eine Junggesellengruppe eingeschleust worden. So lange kein Weib in Sicht ist, kommen die Jungs auch meist prächtig miteinander aus.
Nun ist es also ein Mädchen geworden, und das Safariland-Team um den Zoologischen Direktor ist mächtig stolz auf den Zuchterfolg. Giraffen zählen nämlich zu den gefährdeten Tierarten. „Artenschutz funktioniert nur dann, wenn wir Artenschützer alle zusammenarbeiten, und dazu gehören Zoos genauso wie Safariparks und Nationalparks." Als herausragendes Beispiel nennt Köchling Kenia, in dessen Nationalparks der Giraffenbestand seit der bislang letzten Zählung 2019 um 10.000 Tiere angewachsen ist.
Was das Giraffenbaby aus dem Safariland jetzt noch braucht, ist ein passender Name. Neugiernase würde seinen Charakter sehr gut spiegeln, aber Markus Köchling und seinem Team schwebt etwas anderes vor. Zuckersüß soll der Name sein, idealerweise afrikanisch.