Streife statt Laufsteg: Ex-Model arbeitet jetzt in Bielefeld als Polizistin

Bielefeld. Sie war in derselben Model-Agentur wie Claudia Schiffer, arbeitete mit Naomi Campbell und anderen ganz Großen der Branche: Julia J. eroberte als Model die Laufstege der Welt. Heute ist sie bei der Polizei Bielefeld – und kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen.

&bdquo;Es ist mein absoluter Traumjob", sagt sie. Mit der Neuen Westfälischen hat sie ganz offen über ihr Leben vor dem Polizeidienst und ihren Alltag in Uniform gesprochen. Ihren vollständigen Namen möchte sie dennoch aus der Öffentlichkeit halten, denn ganz ungefährlich ist ihr Beruf nicht. &bdquo;Da bin ich eher vorsichtig."

Mit 14 entdeckt

Julia J. war gerade mal 14, als ein Modefotograf sie auf einer Party ihrer Eltern entdeckte. Sie zögerte erst, aber er ließ nicht locker. Für Julia J. der Beginn einer steilen Model-Karriere. Eine Münchener Agentur nahm sie unter Vertrag und schickte sie nach Mailand. Von dort aus flog sie um die Welt, präsentierte Mode bekannter Designer. Mit anderen Mädchen lebte sie damals in einer Model-WG, aber der Job war hart. &bdquo;Ich war ziemlich alleine", erzählt sie. &bdquo;Und die Mode-Welt war sehr oberflächig."

Julia J. brach nach kurzer Zeit ihre Zelte ab, zog zurück in ihre Heimat OWL und ging weiter zur Schule. Bis sich eine Hamburger Agentur bei ihr meldete. Julia J. ließ sich nochmal auf das Business ein und zog nach Hamburg. Dort hatte sie Verwandte, konnte bei ihrer Oma wohnen. &bdquo;Das war natürlich toll." Und wieder reiste sie für die unterschiedlichsten Jobs um die Welt, war in London, Barcelona, Madrid, Paris und Miami, präsentierte Mode von Vivienne Westwood und Kosmetik von Chanel.

Geburtstag bei Britney Spears

Auch für TV-Spots wurde sie gebucht, war in einer Tchibo-Werbung zu sehen, in einem Musikvideo von Oasis und wurde zur Geburtstagsparty von Britney Spears eingeladen. &bdquo;Ich habe viel aus dem Koffer gelebt", sagt sie. Der Job machte ihr Spaß. &bdquo;Aber das Drumherum nicht", erzählt sie heute. &bdquo;Man wird nur aufs Aussehen reduziert, da muss man mental sehr stark sein."

Sie sei zwar schon immer sehr schlank gewesen, aber als man sie mit ihren 1,83 Metern in Mailand in Kleidergröße 32/34 stecken wollte, bekam auch sie Probleme. &bdquo;Die Maße sind das A und O." Das Geschäft war hart: Als sie nach einem Shooting in der Sonne Abdrücke von der Sonnenbrille im Gesicht hatte, brachte ihr das beim nächsten Shooting Probleme. Julia J. aber hielt durch. Immerhin gab es Tagesgagen von bis zu 20.000 Euro. Diese Zeit werde nie wiederkommen, habe sie sich gedacht. Und weiter gearbeitet.

"Mein Kopf brauchte Nahrung"

Mit 27 aber war Schluss. Ihr sei es immer wichtig gewesen, dass das, was sie macht, auch Sinn hat. &bdquo;Mein Kopf brauchte Nahrung", sagt sie. Sie zog wieder nach OWL, heiratete und bekam eine Tochter und zwei Söhne. Nebenbei hatte sie noch kleinere Model-Jobs, aber sie wollte mehr. &bdquo;Ich sitze nicht gerne rum", sagt sie. &bdquo;Dafür habe ich zu viel Energie."

Sie holte ihr Abi nach und bewarb sich bei der Polizei. Das sei immer schon ein Kindheitstraum von ihr gewesen, erzählt sie. &bdquo;Mein Opa war Polizist in Hamburg." Sie bewarb sich beim Land NRW und bekam den Job. Seit 1. September 2020 ist sie nun Kommissaranwärterin, die älteste von 2.660 Anwärtern in NRW.

Spaß bei der Arbeit

Der theoretische Teil der Ausbildung findet an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Bielefeld statt, der praktische im Trainingszentrum des Landes in Schloß Holte-Stukenbrock und bei der Polizei Bielefeld. Sie lernt jetzt Einsatztechniken, Schießen und Selbstverteidigung. Am meisten Spaß, erzählt sie, mache ihr die Arbeit im Streifendienst. &bdquo;Ich bin einfach gerne draußen", sagt Julia J. Jemanden festgenommen habe sie auch schon. Der Zusammenhalt bei der Polizei sei groß, das gefällt ihr. &bdquo;Teamwork spielt hier eine ganz wichtige Rolle."

Eine Handvoll Freunde hat sie noch aus der Model-Welt, die wie sie ausgestiegen sind. Sie ist glücklich in ihrem neuen Job, auch wenn sie heute weitaus weniger verdient. &bdquo;Das ist eine ehrliche, sinnvolle Arbeit, die mir unheimlich viel gibt", sagt sie. &bdquo;Ein ganz starker Kontrast zur Mode-Welt." Ihre drei Kinder sind natürlich stolz auf sie. Einer ihrer Söhne will jetzt auch zur Polizei. &bdquo;Am liebsten zum SEK."

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