"Nur milde Verläufe bei Kindern" - in Eltern kocht die Wut hoch

Es ist in dieser Woche das vierte Kind im Bekanntenkreis, das es erwischt hat. Mit Corona, dieser Krankheit, die Kinder offziell nicht "schwer" trifft. Ich aber erlebe jetzt die vierte Mutter in dieser Woche am Limit, voller Angst, weil sie ihr Kind selten so krank gesehen hat: Hohes Fieber, starker Husten, Bauchkrämpfe und Erbrechen.

Und ich merke, wie es in mir brodelt, wie die Wut hochkocht bei jedem Gespräch mit diesen Müttern. Weil ich mich dann immer an die letzte Sitzung im Familienausschuss erinnere, in der diskutiert wurde, ob wir überhaupt Tests in Kitas brauchen, "weil die Corona ja quasi gar nicht spürbar kriegen", nur "milde Verläufe haben".

Ich kann diesen Satz nicht mehr hören. Er hängt mir zum Hals raus - mag er medizinisch und statistisch betrachtet noch so richtig sein. Und ich kenne viele Eltern, denen es ebenso geht. Weil er uns das Recht abspricht, uns zu sorgen - obwohl wir natürlich seit fast zwei Jahren nichts anderes tun. Wie soll es auch anders gehen?

Wie sollen wir ausgerechnet bei den Kindern locker bleiben?

Wir erleben Schutzmaßnahmen, Lockdowns, Ausnahmezustände, die wir uns so nie ausgemalt hätten und die dieser Krankheit Einhalt gebieten sollen. Es geht nur noch um Intensivstationen, Beatmung und Sterberaten. Wir sollen alles tun, um andere Menschen zu schützen, uns selbst zu schützen - bei unseren Kindern aber bitte mal schön locker bleiben. Geht's noch?

Natürlich ist da auch die Wut. Weil dieser Satz von den Ärzten ursprünglich anders gedacht war. Er sollte Kindern und Jugendlichen die Rückkehr ins normale Leben sichern, weitere Schulschließungen verhindern. Nun wird er instrumentalisiert, um Einsparungen bei Schutzmaßnahmen zu rechtfertigen. Jetzt bringt er Kinder um alles, was anderen Gruppen in unserer Gesellschaft selbstredend zugestanden wird: Rücksichtnahme. Schutz. Vorsicht. Alarmbereitschaft. Das war und das ist falsch und unethisch.

Es gibt viele Kinder, die Covid hatten, und deren Eltern ihnen die Infektion nicht mal angemerkt haben, so fit waren die in dieser Zeit. Es soll auch nicht darum gehen, den Zustand von Kindern, die schwerer erkranken, mit Patienten auf Covid- oder Intensivstationen zu vergleichen. Worum es aber geht, ist, nicht zu kapitulieren und Sorgen oder Ängste um die Kinder kleinreden zu lassen, nur weil das besser in eine Schul- oder Familienpolitik passt, die zu träge oder zu geizig ist, um wirklich etwas zu bewegen.

Kinder werden zum dritten Mal instrumentalisiert

Wenn das passiert wäre, wenn wir flächendeckend Luftfilter in den Einrichtungen hätten und stabile Teststrukturen, kleine Lerngruppen in Schulen und wuchtige Fachkräfteoffensiven für die Kitas, hätten wir vielleicht immer noch genauso viele Coronainfektionen bei Kindern wie jetzt gerade. Aber man wäre beim Fiebermessen, trösten, Betten frisch beziehen und Wachliegen nicht so verbittert. Weil man wüsste: Die da oben, die haben eine Menge zum Schutz getan, mehr ging nicht.

Stattdessen schleicht sich immer stärker der Gedanke ein, dass die Kinder nun zum dritten Mal instrumentalisiert werden. Erst wurden sie als potentielle Infektionstreiber in den Lockdowns isoliert. Dann sollten sie ihren Arm hinhalten, um die Impfquote in die Höhe zu treiben. Und nun wird man den Eindruck nicht los, dass sie sich bitteschön alle möglichst schnell anstecken sollen, wenn man den Infektionen schon nicht Einhalt gebieten kann.

Durchseuchung ist ein Wort, das alle Verantwortlichen, mit denen man spricht, immer entschieden von sich weisen. Das wirkt nur nicht sehr überzeugend, wenn man im selben Atemzug Kinder aus der Priorisierung für PCR-Tests rausargumentiert, sichere Teststrukturen in Kitas und Schulen aufbricht und neue Tests ausgibt, die teilweise 30 Prozent unsicherer sind als ihre Vorgängermodelle.

"Nur milde Verläufe bei Kindern" - in Eltern kocht die Wut hoch

Zu hoch, zu eng, zu viele Autos: Protest gegen Bauvorhaben in Bielefelder Wohngebiet

Schüsse auf offener Straße in OWL: „Müssen uns an solche Szenen gewöhnen“

Bielefeld bekommt ein Himbeerhaus: 36 Mikro-Appartements für Langzeitmieter geplant

„Kalte Füße, flacher Stumpf“: So bleibt der Weihnachtsbaum maximal lange frisch

Der Salitos Beach am Paderborner Lippesee wird größer - gibt es bald mehr Strand?

Stillgelegt: Heimliche Skatehalle im Kreis Höxter sorgt für mächtig Wirbel

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €