Das dubiose Ende eines Bielefelder Fitnessstudios

Bielefeld. Für die Mitglieder kam die Schließung ihres Fitnessstudios aus heiterem Winterhimmel, doch die Verantwortlichen hatten ihren Abgang längst geplant. Denn als die Aktiven des Xtrasports Bielefeld City im Januar auf Instagram kurzfristig von der einwöchigen Schließung wegen Umbauarbeiten lasen, war die Tinte unter dem neuen Gesellschaftsvertrag schon lange getrocknet. Bereits im November 2022 hatte ein Notar in Hannover beurkundet, dass die Studio-Gesellschaft LuMaJo Sports GmbH einen neuen Geschäftsführer besitzt.

Hinter dem Akronym LuMaJo verbergen sich die Vornamen der ehemaligen Gesellschafter des Studios, das im Herbst 2018 unter dem Dach der Franchise-Marke "Xtrasports" an der Herforder Straße / Blomestraße eröffnete. Einen zweiten Standort der Kette in Bielefeld gibt es in Senne, insgesamt kommt das Gütersloher Unternehmen auf sieben Fitnesscenter in ganz OWL. Xtrasports-Lizenzgeber Dirk Wiesener zeigte sich ebenfalls überrascht von der Entwicklung in Bielefeld und sprach sein Bedauern aus über den Vorgang in Bielefeld.

"Nach unserem Rechtsverständnis sind sämtliche Zahlungsverpflichtungen deinerseits nichtig!" posteten die Franchiser laut Google-Rezensionen vor einem Monat auf der Seite des geschlossenen Studios. Dort haben mittlerweile viele enttäuschte Ex-Mitglieder ihren Ärger formuliert und auch ihre Nöte: Was tun, wenn im gemieteten Spind immer noch persönliche Dinge eingeschlossen sind? Um das Öffnen der Spinde werde sich gerade gekümmert, teilte Markus Stücke mit.

Kein Kontakt zum Studio Als Vermieter der Räumlichkeiten sei er ebenfalls von den Geschäftspraktiken des ehemaligen Studio-Besitzers überrascht worden: Nach der Ankündigung der vorübergehenden Schließung habe sich niemand mehr blicken lassen und auf Anfragen nicht reagiert, weder am Telefon, noch per Mail. Ein Verhalten, dass die Ex-Mitglieder besonders erboste, die Stammkunden genauso wie die Neuzugänge, die erst Tage zuvor frische Verträge abgeschlossen hatten - gilt der Januar in der Branche doch als stärkster Monat für die Akquise.

Weil viele nicht glauben konnten oder wollten, was da passierte, schauten sie immer wieder persönlich beim Studio vorbei und klingelten in ihrer Verzweiflung bei den anderen Mietern der großen Immobilie, um Neuigkeiten zu erfahren. Das nervte auf Dauer die Nachbarn, die ihrerseits prophylaktisch Zettel in die Fenster und an die Türen klebten mit dem Hinweis, dass sie auch nichts wüssten. Die Hoffnung auf eine Wiedereröffnung keimte kurzfristig wieder auf, als der alte Besitzer auf der Instagram-Seite des Studios einen neuen Geschäftsführer angekündigte.

Wer jedoch auf dem Wirtschaftsportal "Northdata" nach der LuMaJo Sports GmbH sucht, findet dort als mutmaßlichen Geschäftsführer einen Hannoveraner, der im Februar 2022 mit einem Bauunternehmen in die Insolvenz ging. Bereits vier Monate später teilte der Insolvenzverwalter potentiellen Gläubigern mit, "dass die Insolvenzmasse zur Erfüllung der fälligen beziehungsweise der künftig fällig werdenden sonstigen Masseverbindlichkeiten nicht ausreicht." Das kuriose an der Konstellation: Der Geschäftsführer hatte das Unternehmen aus Seelze nur wenige Monate vor der Insolvenz übernommen.

Hohe Defizite in der 2020er-Bilanz Und auch die LuMaJo Sports GmbH wies in ihren letzten verfügbaren Jahresabschlüssen hohe Defizite auf: So betrugen die Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr in der 2020er-Bilanz mehrere hunderttausend Euro.Während die Schulden, sofern weiter vorhanden, jetzt in Hannover zu Hause sind, verabschiedet sich das Xtrasports Bielefeld City peu a peu aus dem Straßenbild der Herforder: Zwar hängen noch die großflächigen Schilder und Plakate, doch der kleine Outdoor-Parcours vorm Haus ist bereits verschwunden.

"Der Besitzer der Namensrechte, meine Person als Vermieter und das Studio in Senne distanzieren sich deutlich von dem Vorgehen", teilte Markus Stücke mit. Die Nachfrage nach Lagerflächen und Büros sei groß am Standort, so werde es kein Fitnessstudio mehr in den Räumen geben. 2018 meldete das erst im Januar eröffnete Crossover-Fit bereits nach sieben Monate schon wieder Insolvenz an und die nächste Ära endet jetzt mit dem Abtransport der Geräte durch die Hersteller.

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