Apotheken streiken am 14. Juni: Das müssen Bürger in OWL jetzt wissen

Berlin/Beverungen. Jeden Tag schließt in Deutschland mindestens eine Apotheke. 2022 ist die Zahl so stark gesunken wie noch nie zuvor: Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ist die Zahl von 21.441 im Jahr 2010 auf inzwischen weniger als 18.000 gesunken. Die Wege für Patienten werden immer länger. Für diesen Abwärtstrend sowie Personalnot und Lieferengpässe machen die Apotheker die seit Jahren bestehende Unterfinanzierung durch die Bundesregierung verantwortlich. Als Protest dagegen streiken die Apotheker am 14. Juni bundesweit.

Für die Region rechnet der Apothekerverband Westfalen-Lippe damit, dass sich 80 bis 100 Prozent der Apotheken am Streik beteiligen werden. &bdquo;Die Streikbereitschaft ist gewaltig, die allermeisten Apotheken werden schließen“, kündigt der Vorstandsvorsitzende Thomas Rochell an. &bdquo;Ich hätte mir nie vorstellen können, dass wir mal streiken, aber es geht nicht mehr anders. Nachdem Teile der Arzneimittelindustrie in Deutschland kaputtgespart wurden, geschieht das nun auch mit den Apotheken.“ Rochell bezeichnet das System als krank. &bdquo;Die Zahlen der Schließungen und der selbstständigen Apotheker, die aufgeben, zeigen das eindeutig.“

Die Notversorgung mit Medikamenten ist am Streiktag nach Angaben Rochells durch Notdienstapotheken gewährleistet. &bdquo;Darauf haben wir unsere Kunden sowie Kliniken, Ärzte und Pflegeeinrichtungen bereits aufmerksam gemacht, damit sich alle Patienten auf den Streik vorbereiten können und sich möglichst davor oder danach um ihre Medikamentenbeschaffung kümmern.“

Bundesgesundheitsministerium verweist auf Umsatzsteigerungen in der Pandemie Apotheker können nach Angaben Rochells, der Apotheken im Kreis Höxter betreibt, immer weniger Ertrag erwirtschaften. &bdquo;Das Problem besteht bereits seit Jahren, doch aktuell trifft es auf steigende Kosten für Energie und Lohn sowie ein signifikantes Plus an Mehrarbeit, Bürokratie und Strafzahlungen. Trotzdem wurde das Honorar seit zehn Jahren nicht mehr angepasst.“ Ohne die Anpassung der Finanzierung, den Abbau von Bürokratie und mehr Wertschätzung für die Teams gehe es weiter bergab. Das Bundesgesundheitsministerium widerspricht den Forderungen der Apotheker.

Nach Angaben eines Sprechers sind die Einkommen in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gestiegen. Zwar sei das Grundgehalt seit längerer Zeit nicht mehr erhöht worden, es habe aber Extras gegeben. Außerdem hätten Apotheken 2021 einen Mehrumsatz von circa 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Rochell kritisiert den Verweis auf die Pandemie: &bdquo;Wir haben die Arzneimittelversorgung während der Krise aufrechterhalten, zusätzliche Aufgaben übernommen und mehr gearbeitet als je zuvor. Außerdem bedeutet ein Plus an Umsatz nicht mehr Ertrag, weil die Kosten in vielen Bereichen explodiert sind.“

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